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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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Mai 2010

Editorial
Aus dem Inhalt
Freie Radios
Subversive Klangwelten

KALDERASCH, XORAXANÉ, MANUSCH, JAT, ROM, GYPSIES

Ihr Name ist Mensch


Junge Roma in Shutka, einem Vorort der mazedonischen Hauptstadt Skopje, dem wahrscheinlich größten Roma Viertel Europas

Von Gerhard Kern # »Es gab vor und nach den Nazis Menschenverachtung in Deutschland«. Dieses Zitat stammt aus dem Vorwort der Broschüre »Das schwarze Dreieck« von Gerhard Linner.

Das schwarze Dreieck etikettierte die sogenannten A-Sozialen, unter die auch Roma und Sinti fielen. »Spezielle Winkel sollten die Häftlinge im NS-Konzentrationslager »kennzeichnen«: Politisch (rot), homosexuell (rosa), Bibelforscher (lila), emigriert (blau), sog. asozial (schwarz), kriminell (grün).« *

Diese erste Aussage hat auch heute Gültigkeit. Es ist bis jetzt nicht gelungen, die Verachtung, die insbesondere den Roma (und auch den Sinti) noch in den europäischen Ländern entgegenschlägt, umzuwandeln in eine Achtung, die diesen Menschen auch nur annähernd gerecht würde. Kein Staat, keine Gesellschaft der europäischen Gemeinschaft, kaum eine religiöse/politische Gruppierung oder Partei behandelt das Problem, und zwar nicht als ein Roma-Problem, sondern als ein (Mehrheits)Gesellschaftliches mit dem notwendigen Ernst und Nachdruck. Sicher gibt es auch immer wieder gute Ansätze von NGO’s und von einigen wenigen Linken; doch ausreichend ist das nicht, wie in dieser Ausgabe von engagierten Autoren aufgezeigt wird.

Leider reicht bei weitem der Platz nicht, um auch nur annähernd das Phänomen der Roma- Kulturen, ihre Lebens- und Arbeitsweisen so darzustellen, dass sowohl Innen- und Außenansichten genügend berücksichtigt werden. Somit sollte dieses nur als Auftakt einer weiteren und möglichst kontinuierlichen Beschäftigung mit einer Menschengruppe verstanden werden. Ziel sollte es sein uns im Anderen zu erkennen, um so eine Brücke des Verständnisses zu bauen, die tragfähig für eine emanzipatorische Gesellschaft ist.

Jedenfalls weise ich schon jetzt auf einen Beitrag von Harika Dauth vom Leipziger Forum Tsiganologische Forschung (1) hin, der mich erst jetzt erreichte, aber keinen Platz mehr in dieser Ausgabe finden konnte. Die überaus interessante Betrachtung über die »Glücksökonomie bei Roma/ Zigeunergruppen« könnte gerade für die libertär orientierte Szene eine Herausforderung zur Diskussion und zur Nachdenklichkeit sein.

In unserem Schwerpunkt beschreibt Birgit Seemann die leidvolle Geschichte der Roma in Europa mit einem Focus auf Deutschland. Es ist auch die Geschichte der Vorurteile in diesem Lande mit den unerträglichen Folgen für die ganz Anderen. Wie können Gadje – also wir, die Nicht-Roma – die Menschen und ihre Kultur verstehen lernen oder uns zumindest ihnen annähern? Auch in der modernen deutschen Demokratie gibt nach wie vor eine geeinte Abneigung gegen die »Zigeuner«.

Tobias Marx nähert sich aus wissenschaftlicher Sicht dem Thema der Familienstrukturen, ohne die Roma nicht verstanden werden können. Es handele sich um »Großfamilien und deren erweiterte Familiennetzwerke«, die zeitlich oft schon mehrere Generationen umfassen und geografisch meist auf engem Raum leben. Er arbeitet heraus, wie sich handwerkliche, künstlerische oder wissenschaftliche Kompetenzen gerade auch durch das Leben in einer jeweiligen »Mehrheitsgesellschaft« gebildet haben.

Der in Bulgarien lebende Dirk Auer ist seit 2006 als freier Korrespondent in Sofia und betreibt u.a. das »Balkan Biro« (www.balkanbiro.de) mit anderen Journalisten gemeinsam. Er behandelt in seinem Beitrag die Situation der Roma im Kosovo und die Probleme derer in Deutschland, die durch Abschiebungen bedroht werden.

Jacques Delfeld, Vorsitzender des Verbands Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Rheinland- Pfalz, berichtet über die Entwicklung und Verwirklichung des Landesverbandes Rheinland-Pfalz. Ziel der Verbandsarbeit sei es:

die Überlebenden des Völkermords in zu Unrecht abgelehnten Anträgen bei den Entschädigungsämtern zu vertreten und die Verfolgungsgeschichte der Sinti und Roma historisch aufzuarbeiten; 
die Öffentlichkeit über Diskriminierung der Minderheit durch Behörden zu informieren und Missstände zu veröffentlichen; 
Ansprechpartner für alle Sinti und Roma zu sein.

1) www.uni-leipzig.de/~ftf/index.html

* Aus Hagalil »Tschechische Häftlinge im Konzentrationslager Dachau« von Zuzana Mosnáková

Wir danken allen Beiträgerinnen und Beiträgern an dieser Stelle ganz herzlich.

Schwerpunktthema Seite 7 bis 10

 

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Stand: 26. April 2010