VERBUND DER FAIRSICHERUNGSLÄDEN EG

Netzwerk als Vorteil - 25 Jahre faire Versicherungsvermittlung

Am 23. September 2014 feierte der Verbund der Versicherungsläden eG sein Jubiläum in Köln. Vor 25 Jahren wurde dieser gegründet. Die kritische Auseinandersetzung mit Versicherungen und der Versicherungsvermittlung begann bereits fünf Jahre vor der Gründung in einem losen Verbund von unabhängigen Versicherungsvermittlern. Einzelne Läden und Büros bestehen schon seit über 30 Jahren, zum Beispiel in Dortmund, Essen, Hannover und Berlin. Bis heute prägen sie den etwas anderen Umgang mit dem Produkt »Versicherung«.

Hans Anton Schmidt, Redaktion Genossenschaften

Im Jahre 1989 gründeten einige Versicherungsmakler aus der alternativen Szene die erste Genossenschaft für Versicherungsmakler, den »Verbund der Fairsicherungsläden eG«. Sie wollten unabhängig, gemeinsam und organisiert die Dienstleistung »Versicherungsvermittlung« positiv in einer Branche besetzen, die schon immer mit Imageproblemen zu kämpfen hatte. Die  Kundeninteressen sollten im Mittelpunkt stehen. Telefonakquise, die damals noch üblich war, aggressive Werbung und das Drängen auf den Versicherungsabschluss waren verpönt. Ziel war es, die Kunden individuell und intensiv zu beraten und zu betreuen. Sie sollten vor einem Versicherungsabschluss genügend  Zeit haben, ihre Entscheidung genau zu überdenken.

Die Beratung fand in den jeweiligen Fairsicherungsläden und –büros statt und nicht an der Haustür oder im Wohnzimmer. Bis heute ist dies so geblieben. Solche Aufgaben können grundsätzlich nur Versicherungsmakler erfüllen. Diese arbeiten unabhängig, sind an kein Versicherungsunternehmen gebunden und per Gesetz ausschließlich im Auftrag ihrer Mandantinnen und Mandanten tätig. Sie bilden das Gegenstück zu den in den 1990er Jahren in der Überzahl vorhandenen Versicherungsvertretern, die - oft als Angestellte – weisungsgebunden und abhängig nur für ein einziges Versicherungsunternehmens arbeiten.

Aufgaben der Genossenschaft

Die Genossenschaft hat die Aufgabe, den Informationsaustausch, die Weiterbildung und das kooperative Arbeiten der Büros untereinander und die gemeinsame Entwicklung von neuen Produkten und Ideen zu organisieren. Sie unterhält einen Pool von Versicherungsgesellschaften, für die die Mitglieder Versicherungsverträge vermitteln können, ohne mit jeder einzelnen Gesellschaft einen Vertrag abschließen zu müssen. So ersparen sich die Mitglieder die Verhandlungen mit dutzenden von Gesellschaften. Für sie wird es dadurch möglich, mit Gesellschaften zusammen zu arbeiten, mit denen sonst eine individuelle Zusammenarbeit nicht möglich wäre, weil beispielsweise nur ein oder zwei Verträge pro Jahr vermittelt werden.

Die Genossenschaft koordiniert Anfragen von Interessenten. Über sie können Softwarelösungen und Materialien sowie eine Kundenzeitung geordert werden. Auch stellt sie eine Internetplattform für Nachrichten und den internen Informationsaustausch zur Verfügung. Zudem übernimmt die Genossenschaft den Schutz des Namens. Unter anderem wurden schon vor der Genossenschaftsgründung die Bezeichnungen »Fairsicherung« und »Fairsicherungsladen« als Marke eingetragen.

Bis heute nutzen Plagiatoren immer wieder unrechtmäßig den Namen. Dem tritt die Genossenschaft entgegen, um das positive Image des Verbundes zu schützen. Wer den Namen an sein Büro schreibt, ohne Mitglied zu sein, wird gebeten, dies zu unterlassen. Er muss eine entsprechende Unterlassungserklärung abgeben. Geschieht dies nicht, werden juristische Schritte eingeleitet, die regelmäßig dazu führen, dass die Namensführung unterbleiben muss. Sogar ein Versicherungsunternehmen versuchte, sich »Die Fairsicherung« zu nennen. Über drei Instanzen, zuletzt vor einem Oberlandesgericht, verlor sie den Rechtsstreit.

Anderes Auftreten

Das Erscheinungsbild der Läden hob sich in den 90er Jahren vom üblichen Hochglanz der Branche und den Anzüge tragenden Vertretern deutlich ab. Bärtige Männer in farbigen Hosen ohne Krawatte – konnten die seriös arbeiten? Für die angesprochene »alternative« Klientel war das kein Problem. Im Gegenteil, gerade wegen ihres Andersseins vertrauen viele auch heute noch den Fairsicherungsmaklern. Zu den ursprünglichen Zielgruppen gehörten vor allem Naturkostläden, Fahrradläden, selbstverwaltete Betriebe und Intellektuelle aus der linken Szene. Auch heute ist die Beratungsatmosphäre eher ungezwungen. Bewusst wird alles unterlassen, wodurch Mandantinnen und Mandanten sich bedrängt fühlen könnten.

Gegenwärtig gibt es 37 Fairsicherungsläden und –büros verteilt auf ganz Deutschland, die über 80.000 Mandantinnen und Mandanten betreuen. Allen Betrieben gemeinsam ist die ethische Grundausrichtung der Fairness der Büros im Umgang untereinander und gegenüber den Mandantinnen und Mandanten. Die verbraucherorientierte Arbeit, bei der Information, Beratung und bedarfsgerechte Vermittlung im Vordergrund stehen, beruht auf einer gemeinsamen Basis. Alle Büros sind als Versicherungsmakler eingetragen und arbeiten unabhängig nur im Auftrage ihrer Mandantinnen und Mandanten. Sie unterscheiden sich damit deutlich vom Versicherungsvertreter, der nur im Auftrage eines Versicherungsunternehmens tätig ist.

Faire Kunden?

Die Arbeit eines Versicherungsmaklers ist vielfältig. Sie umfasst neben der Beschäftigung mit den privaten und gewerblichen Versicherungssparten wie Haftpflicht-, Hausrat-, Berufsunfähigkeitsversicherung, Betriebsunterbrechungsversicherung auch die verschiedenen Lebensumstände, wie z.B. Familie mit Kindern, Studium, Existenzgründung, Ruhestand. Er muss sich mit zahlreichen Gesetzen und den Sozialversicherungen auskennen. Seine Aufgaben der umfänglichen Beratung kann der Versicherungsmakler nur leisten, wenn er regelmäßig Zeit für die Weiterbildung und Marktrecherchen verwendet, wenn er Vergleichsprogramme bezieht und den für die Vermittlung erforderlichen umfangreichen Verwaltungsapparat unterhält.

Das ist nur möglich, wenn die Mandantinnen und Mandanten mit einem großen Teil ihres Versicherungsprogramm zum Versicherungsmakler gehen und nicht nur mit der Reisegepäckversicherung. Immer wieder kommt es vor, dass jemand den Versicherungsmakler als Ersatz für die Verbraucherzentrale nutzt. Denn dort kostet die Beratung immer Geld. Der Abschluss läuft dann über einen Freund, dem ein Gefallen erwiesen werden soll. Versicherungsmakler sind also selbst auf eine gewisse Fairness ihrer Mandantinnen und Mandanten angewiesen.

Das Maklergeschäft

Das Geschäft der Versicherungsmakler ist in Deutschland so organisiert, dass der Versicherungsmakler von seinem Mandanten den Auftrag bekommt, eine leistungsstarke und gleichzeitig preiswerte Versicherung für seine individuellen Bedürfnisse zu suchen. Er muss dabei auf Risiken aufmerksam machen, die sein Mandant eventuell nicht sieht. Kommt der Versicherungsabschluss nach der Beratung zu Stande, erhält der Versicherungsmakler eine Courtage von dem Versicherungsunternehmen, bei dem die Versicherung platziert wird.

Das ist eine paradoxe Situation, der nicht jeder Versicherungsmakler gewachsen ist. Ein Beispiel: Eine Interessentin interessiert sich als Selbstständige für eine private Krankenversicherung. Sie berichtet, sie wolle später heiraten und auch Kinder haben. Dann wird sie nur noch halbtags arbeiten. Werden alle Vor- Nachteile der privaten und gesetzlichen Krankenversicherung gegeneinander abgewogen, spricht vieles dafür, in der gesetzlichen Krankenversicherung zu bleiben. Ist dies das Ergebnis einer dreistündigen Beratung, verdient der Versicherungsmakler kein Geld: nicht Beratung, sondern nur die erfolgreiche Vermittlung wird honoriert. Ein Dilemma, aus dem sich die Fairsicherungsmakler weitgehend befreit haben.

Kunden durch Empfehlung

Die Idee des fairen kaufmännischen Handelns, die ursprünglich ideologisch begründet war, erweist sich als wirtschaftlich erfolgreich. Fairsicherungsläden und -büros sind nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet. Sie erfahren aber wegen der Kundenzufriedenheit einen regen Zulauf. Über 90 % aller Mandantinnen und Mandanten kommen aufgrund einer Weiterempfehlung. Bei einem Umzug erkundigen sich viele nach dem ortsansässigen Fairsicherungsladen oder -büro. Die Genossenschaftsmitglieder können deshalb auf Werbung teilweise verzichten. Fahrzeiten zu den Mandanten entfallen häufig ebenfalls. Diese Ersparnisse werden in Beratungszeit und Weiterbildung investiert. Informationen: Verbund der Fairsicherungsläden® eG, Unnauer Weg 7 a, 50767 Köln, Info(at)fairsicherung(dot)de, www.fairsicherung.de.

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