350, November 2013: Bedingungsloses Grundeinkommen Verwirklichung einer Utopie?

Kombilohn, Sozialismus oder ein trojanisches Pferd?

Das Bedingungslose Grundeinkommen ist gegenwärtig in den europäischen Medien präsent.

Am 4.Oktober wurde die eidgenössische Volksinitiative für ein Bedingungsloses Grundeinkommen eingereicht. Die derzeit sehr aktive Europäische Bürgerinitiative zum Bedingungslosen Grundeinkommen will bis zum Januar eine Million Unterschriften sammeln.

Bereits in den vorhergehenden Jahren hat sich CONTRASTE intensiv und kontrovers mit dem Thema beschäftigt, wie Ihr dem Artikel von Elisabeth Voß auf Seite 11 entnehmen könnt. Mit den Beiträgen dieses Schwerpunkts stellen wir weitere Fragen, die über die aktuellen Bezüge hinausreichen.

Foto: Alexander Baumgartner

Von Ulrike Kumpe/Redaktion Hannover, Antonia Schui/Redaktion Berlin

Was kann das Bedingungslose Grundeinkommen leisten? Wie kann es die Gesellschaft verändern? Entsteht durch die Einführung allein bereits Sozialismus, Kommunismus oder Anarchie? Ist mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen die Verwirklichung einer solidarischen Gesellschaft möglich oder ist es doch bloß eine neue Spielart unserer kapitalistischen Gesellschaft? Die Beiträge nähern sich dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven, sie suchen Antworten über rein ökonomische Ansätze hinaus.

Elisabeth Voß greift in ihrem Artikel auf Seite 11 eine Vielzahl von Positionen rund um das Bedingungslose Grundeinkommen auf und grenzt eine emanzipatorische Herangehensweise von einem neoliberalen Modell des Kombilohns ab. Darüber hinaus berücksichtigt sie auch internationale Dimensionen.

Enno Schmidt beschreibt auf Seite 12 die aktuelle Volksinitiative in der Schweiz und verknüpft seine Überlegungen mit den unterschiedlichen Demokratiemodellen in Deutschland und der Schweiz. Er geht davon aus, dass Bedingungsloses Grundeinkommen und Demokratie gleichzusetzen sind.

Ebenfalls auf Seite 12 reflektiert Brigitte Kratzwald, mit Blick auf ihre eigene Biografie, die Möglichkeiten und Grenzen eines BGE. Sie macht deutlich, warum sie den Ansatz als schwierig bewertet, und ihn mit den Möglichkeiten von Commons kombiniert - als eine Basis für alternative Praxen- dennoch befürwortet.

In dem Interview auf Seite 13 fragt Susanne Schwarz Ronald Blaschke von der Europäischen Bürgerinitiative Grundeinkommen, wie die konkrete Arbeit auf europäischer Ebene aussieht und welche Hürden damit verbunden sind.

Derweil sitzt Christoph Lang noch spät in der Nacht in Berlin auf seinem Fahrrad und reflektiert seine Gedanken zur Integration des Grundeinkommenkonzepts für Flüchtlinge, auch dies ist auf Seite 13 nachzulesen.

Auf der letzten Seite unseres Schwerpunkts, Seite 14, skizziert Antonia Gerlinde Schui aus feministischer Sicht Perspektiven und Grenzen eines Bedingungslosen Grundeinkommens für alle Geschlechter. Sie positioniert sich auch zur Frage, ob es sich um eine wohl kaschierte „Herdprämie“ für Frauen handeln könnte.

Mögliche Leerstellen im Konzept eines BGE werden in Ulrike Kumpes Beitrag, auch auf Seite 14, deutlich. Sie greift Inhalte auf, die von BefürworterInnen wenig thematisiert werden; einige ihrer Fragen haben wir diesem einleitenden Beitrag vorangestellt.

Eine Besonderheit: Einen Comic zum aktuellen Thema gibt es auch. Adrien Tasic hat ihn extra für uns gezeichnet.


AUS DEM INHALT:


Widerstand in der Türkei

Unterstützt die Proteste rund um den Gezi-Park, Foto: Stelleconfuse

Eine kurdische Aktivistin schildert, welche Bedeutung, die, von so unterschiedlichen Gruppen getragenen, radikalen Proteste für sie und andere Frauen haben.

Öl in das Getriebe der Bewegung

Wie es funktioniert zeigt becollective in Kreta: Bio-Olivenöl wird kollektiv hergestellt, ein großer Anteil des Erlöses fließt in andere linke Projekte.

Genossenschaftsverbund Mondragon

Foto: Elisabeth Voß

Eine beteiligte Haushaltsgerätefirma scheiterte am Weltmarkt, im Rahmen der Genossenschaft ließ sich keine solidarische Lösung finden.

Eine Oase in Finsterwalde

Der Laden des Oase-Kollektivs, Foto: privat

AktivistInnen engagieren sich in einer rechtslastigen Region Brandenburgs für ihre politischen Ziele und gründen als Genossenschaft einen Späti, um so die Leute zu erreichen.

Alternatives Wirtschaften in Mittelamerika

Interview im Rahmen der Dreharbeiten zum Film: Die Kraft der Schmetterlinge, Foto: Heike Engel

Der Dokumentarfilm „Kraft der Schmetterlinge“ zeigt die Reise der Regisseurin Heike Engel zu einer Vielzahl spannender Projekte jenseits marktgläubiger Profitorientierung.

Projekte in der Midlife-Crisis

Was geschieht, wenn sich in Kollektiven und Projekten nach einer Zeit eine gewisse Langweile einschleicht, zeigt die Kolumne der AG-Beratung.

Wohnformen für Alte

Der neue Bau des Senioren- und Bürgerzentrums, Foto: Architekt Schaarschmidt

Genossenschaften entwickeln Projekte für selbstbestimmtes Wohnen im Alter, beschrieben hier am Beispiel Wesselburen.

Gegen Gentrifizierung in Münster

Das Befreiungstheologische Netzwerk in Münster kämpft engagiert für das Recht auf Stadt für alle Menschen.

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Was bedeutet eigentlich Selbstverwaltung?
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