15 Jahre »Fuck for Forest«

Das Bild stammt aus dem Film »Fuck for Forest« (2012) und zeigt die beiden Initiator*innen Leona und Tommy.

Sexuelle Befreiung und ökologisches Bewusstsein?

Die von Leona und Tommy gegründete Initiative »Fuck for Forest« (FFF), die mit pornographischem Material Gelder zur Erhaltung des Regenwalds sammelt, wird 15 Jahre alt. Nach anfänglich großem Presserummel wurde ihnen auf Veranstaltungen Hausverbot erteilt und u.a. Lookismus und Heteronormativität vorgeworfen. Spätestens nach der Veröffentlichung des gleichnamigen Dokumentarfilms (2012) galten sie weitgehend nur noch als naive und weltfremde Spinner*innen. Trotzdem sind sie weiterhin aktiv und halten an ihrem Konzept fest. Momentan arbeiten sie an einem Relaunch ihrer Webseite, um Gelder für ein ökologisches Zentrum in Mexiko, ihrer neuen Wahlheimat, zu sammeln. Zu diesem Anlass führte Contraste-Autor Maurice Schuhmann mit ihnen ein Interview per Mail.

Hier könnt ihr das Interview als pdf mit Bildern downloaden.

Was war die Motivation, »Fuck for Forest« zu gründen?

Wir begannen FFF als gegenkulturellen Entwurf gegen die kommerzielle Erotikindustrie und fehlendem Respekt gegenüber der Natur – und das spiegelt sich darin, wie wir Familie, Körper und Sexualität sehen. Es existierte damals kein Projekt als Werbung für Sexualität und Körper in einem reinen positiven Sinne, um auf gute Projekte und Ideen aufmerksam zu machen – das öffnete uns die Augen. Es gab kein soziales oder emanzipatorisches Erotikprojekt, das das konfuse menschliche Verhältnis zu Sex und Nacktheit nicht nur zum persönlichen Nutzen auszubeuten. Kein Wunder, dass Pornos einen schlechten Ruf haben! Sie sind meistens missbrauchend und egozentrisch. Aber Sex und Körper sind großartig, oder nicht? Wir dachten, dass es Zeit wäre, eine von der kommerziellen Industrie geschaffene Plattform zu nutzen, um reale Informationen über Sex und Ökologie zu verbreiten. FFF ist eine Art von Sexualaufklärungsinstrument für Erwachsene, wo DU Teil des Ausdrucks der Diversität sein kannst.

Was ist euer persönlicher Hintergrund?

Wir, Leona und Tommy, wuchsen beide auf Farmen auf. Aus diesem Grund liegt uns seit unserer Kindheit die Natur am Herzen. Tommy studierte Theater und Leona hatte großes Interesse an Ökologie und Tierrechtsaktivismus. Aus diesem Grund haben wir lange über eine kreative Ausdrucksform für ökologische Ideen diskutiert. Aus diesen Gesprächen und gleichzeitig dem Gefühl, der Entfremdung von vielen Organisationen, wünschten wir uns etwas Überraschenderes und Lustigeres. Das war der Weg, der uns zum Ausdruck unserer eigenen Liebe, zum Ausdruck unserer Gefühle und Gedanken ohne Zensur und politische Korrektheit führte.

Ihr verbindet erotischen bzw. pornographischen Aktivismus mit ökologischem. Wieso?

Die Entkopplung von unserem Planeten und die Entkopplung von unserem Körper sind sich sehr ähnlich. Für uns ist es unmöglich, an einem Thema zu arbeiten, ohne das andere mit zu berücksichtigen. Wir sind das einzige Tier, das seine eigene Umwelt zerstört und wir sind das einzige Tier, das sich vor seinem natürlich Zustand fürchtet; unsere Körper und unsere Sexualität wurden kommerzialisiert und pervertiert, sodass wir nicht mehr wissen, was natürlich ist und was nicht. Unsere Körper sind der Grundausdruck unserer Natur. Unsere Körper sind all das, was wir sind. Was wir wirklich haben sollten, ist die Freiheit auszudrücken, was wir wollen. Eigentum und Privatisierung von Land und Wasserressourcen ist in gewisser Weise das gleiche, wie unsere Körper und Sexualität unter ein moralisches Stigma zu stellen, diktiert von einer gewalttätigen und ausbeuterischen Gesellschaft. Das einzige, was wir wirklich als »unsers« bezeichnen können, sind unser Körper und unser Geist. Aber die Gesellschaft will die Kontrolle über diese Freiheit mit Hilfe von Religion und Politik. Zur gleichen Zeit werden uns die essentiellen Ressourcen zum Leben wie Wasser, Nahrung und ein sicherer Platz zum Leben gestohlen. Und die Natur wird immer noch nicht als etwas erkannt, das Rechte hat. Sie ist lediglich ein Objekt der Profitmaximierung. Das ist dasselbe, was die Werbe-, Mode- und Pornoindustrie mit unseren Körpern und der Sexualität gemacht hat. Sie haben uns objektiviert, um den Profitfluss am Laufen zu halten. Wie können wir da wegschauen, wenn wir über Ökologie sprechen?

Ich habe den Eindruck, dass ihr in vielen Artikeln als »Neo-Hippies« und »Freaks« dargestellt wurdet…. Könnt ihr bitte eine kurze Darstellung eurer Geschichte geben?

FFF ist ein Kollektiv von vielen unterschiedlichen Menschen. Zu sagen, dass wir »Neo-Hippies« seien, ist ein bisschen zu kurz gegriffen. Wir vereinen Leute aus allen Teilen der Gesellschaft, die an der Webseite partizipieren. Es gibt sogar Polizisten, die sich an der Webseite mit Fotos beteiligen. Der innere Kreis von FFF ist eine Gruppe von Künstler*innen und Aktivisten und und wenn man will, kann man uns als Freaks bezeichnen. Von uns wäre sicherlich niemand darüber verärgert. Wir leben in einer verrückten Zeit und das verlangt nach verrückten Lösungen. Wie auch immer, Sex und Nacktheit ist nicht wirklich freakig, wenn du es mit Berufen wie dem des Anwalts, des Militärs oder Bankiers vergleichst. Diese sind im akzeptierten Bereich der Industrie, während FFF immer noch »nur« Porno ist, wenn auch für einen guten Zweck, aber eigentlich nicht als ehrliche Arbeit in dieser Welt anerkannt wird.

Tommy und Leona, die FFF mit gründeten, hatten ein paar Verbindungen zur Punk- und Alternativszene, aber waren außer mit den Leuten nicht weiter damit verbunden. Wir begannen mit dem, was wir hatten – unseren eigenen Körper – und den Stigmatisierungen und Moralisierungen der Gesellschaft, die eher Krieg und Gewalt fördern als Lust und Liebe.. Wir waren immer in Kontakt mit unterschiedlichen Leuten – und ohne diese Leute wäre FFF auch nicht möglich gewesen. Vielleicht werden Leona und Tommy von manchen Leuten als Punks oder Hippies gesehen, aber das Projekt als solches kann so nicht kategorisiert werden, weil es eine große Variation von Leuten gibt, die im Projekt involviert sind. Seit es FFF gibt, und ihre Ausdrucksweise ein Stück weit den Hippiebegriff »Make love, not war« ähnelt, ist es natürlich, dass die Leute uns als Teil einer »Neo-Hippie«-Bewegung betrachten. Das führt aber dazu, dass uns viele Leute nicht ernstnehmen. Lediglich einige exhibitionistische Hippies – oder? Wir denken, dass die wahre Diskussion über die Wurzeln unserer Idee helfen würde, die Philosophie und das Projekt verständlicher zu machen. Wir hätten uns gewünscht, dass die Menschen mehr über unsere Gründe als über die kontroversen Aspekte unserer Arbeit gesprochen hätten. Wir sind uns sicher, dass wir es in Berlin besser hätten regeln können, wenn die Leute uns konstruktive Kritik gegeben hätten statt uns hippiesken Exhibitionismus vorzuwerfen oder uns als dreckige Sexisten zu beschimpfen. Ich denke, dass wir sehr viel mehr als das präsentieren! Unser Projekt und wir sind definitiv nicht perfekt; wir wissen auch nicht alles über Sexualität, daher würden wir uns wünschen, mehr unterrichtet zu werden, von Leuten, die uns kritisieren, indem sie uns zeigen, wie es besser geht. Wir brauchen wirklich Inspiration, um uns zu entwickeln.

Ihr hattet einige Konflikte mit dem Slutwalk und dem A-Kongress, wo euch eine Teilnahme verweigert wurde. War dies auch ein Grund nach Mexiko zu gehen?

Wir hätten uns gewünscht, dass die linke und alternative Szene in Berlin mehr konstruktive Kritik geäußert hätte. Wie auch immer, viele Leute aus der Szene haben viel Scheiße über uns verbreitet, um eine anderes Bild von unserer Arbeit zu zeichnen – verbunden mit Sexismus-Anschuldigungen und darüber, dass wir Leute drängen würden. Dass wir Konflikte mit dem Slutwalk hatten, war ein großer Schock. FFF gehören einige der größten »Sluts« an. Auch wenn wir mehr als das präsentieren. Unser FFF-Poster war zu viel für die Organisator*innen der Slut Parade. Wir verstehen immer noch nicht, warum sie uns so behandelt haben. Der Hintergrund könnte gewesen sein, dass es Gerüchte gab, dass FFF Leuten Drogen gibt oder sie besoffen macht, um dann Fotos von ihnen zu machen. Niemand kam zu uns, um zu sprechen – oder uns zu irgendetwas zu befragen. Das ist reine, verrückte Fantasie. Warum sollten wir Leute drängen und ausnutzen?

Wir haben die policy (Politik), dass wir sagen, dass jede*r, der*die FFF unterstützt, freien Zugang zur Webseite hat und zu jeder Zeit können die Leute, wann immer sie wollen, ihre Fotos auch zurücknehmen und löschen. Wir wollen auf der Website nur Leute, die wirklich drauf sein wollen. Wir wollen keine Leute, die nicht stolz sind, FFF-Aktivist*innen zu sein. Wir wollen solche Leute nicht! Ich denke, dass wir einige Leute damit angestossen haben, damit, dass wir etwas Gutes mit Pornographie tun, was man nur schwer ohne puristisch oder moralisch zu klingen, angreifen kann. Aus diesem Grund begannen Leute Stories über uns zu erzählen, die uns verletzen. Nur wenige Leute sind interessiert an der Wahrheit und sprechen uns direkt darauf an. Es wurde ganz viel Müll im Internet verbreitet. Auch wenn die Gruppe nur klein war, wäre es sehr leicht gewesen rauszufinden, was davon wahr ist und was nicht. Wir hätten besser an der Information arbeiten müssen, als das passierte. Schlußendlich führte dies zu vielen Hausverboten in sozialen Zentren und Projekten, obwohl keine*r mit uns konkret darüber sprechen wollte. Wenn wir Leuten Drogen gegeben hätten, um sie dann zur Rettung der Natur zu vergewaltigen, hätte es Konsequenzen geben müssen und wir hätten ins Gefängnis gehört. Daher sollte es eigentlich offensichtlich sein, dass es sich um eine Hexenjagd gegen uns handelte. Es half uns, viel über menschliche Psychologie zu lernen, aber es ist dennoch hart, als Täter*innen beschuldigt zu werden, während du für sexuelle Freiheit und körperliche Befreiung arbeitest.

Der anarchistische Kongress war eine andere Geschichte. Wir gingen dort impulsiv hin. Es fand ein Treffen mit einigen Nackt-Aktivist*innen statt, die nicht zu FFF gehörten, und wir beschlossen spontan, am nächsten Tag eine gemeinsame Nackt-Aktion durchzuführen. Dann kam jemand vom Organisationsteam und erklärte, dass, wenn irgendwer von FFF eine Nacktaktion macht, wir mit Gewalt herausgeschmissen werden würden. Dann wurde der Protest ein Protest gegen den Kongress an sich. Das war auch der Punkt, wo Leute zwei nackten Frauen Gewalt androhten, wenn sie sich nicht mehr anziehen würden. Es wirkte surreal für ein Anarchist*innentreffen. Einige junge Punks von außerhalb fragten uns bitter, ob die Leute nur wegen unserer Nacktheit so aggressiv wären. Wir mussten dies bejahen. Sie wendeten sich enttäuscht und geschockt vom Kongress ab. Wir waren alle überrascht und geschockt vom Effekt unserer Nacktaktion. Am nächsten Tag beschloss man, den Kongress frühzeitig abzubrechen, da es interne Probleme mit der Solidarisierung mit uns gab, während ein anderer Part uns verprügeln wollte. Ich schätze, dass es ein paar harte Diskussionen gab. Für die Leute, die dabei waren, ist es ein gutes Gefühl, an einem solchen historischen Tag dabei gewesen zu sein :-) Der Kongress selber hieß auch noch »How to organize anarchy«. Wir denken, dass positive Anarchie nur durch Bewusstsein entsteht und nicht durch Politik und Regeln.

Aber diese beiden Veranstaltungen waren nicht Grund genug, Berlin zu verlassen. Wir hatten ja weiterhin eine Reihe von anderen Events, an denen wir uns beteiligten.

Ihr lebt mittlerweile in Mexiko.Was war der ausschlaggebende Grund, dorthin zu ziehen?

Es gab mehrere Gründe für Tommy und Leona, ihre Basis nach Mexiko zu verlegen. Wir haben das Europa, das von Tag für Tag faschistischer wird, ein Stück weit aufgegeben. Wir konnten auch nicht länger in »Bio«-Märkte gehen und dort ohne ein befremdliches Gefühl im Magen »Biobananen« kaufen. Es ist alles ein Fake – und nicht regional genug. Wenn die große Krise in der Welt kommen würde, würden die modernen Europäer*innen mit ihrem begrenzten Wissen ohne Supermärkte und moderne Infrastruktur zu überleben, sich gegenseitig aufessen müssen. Alleine der Zweite Weltkrieg hat gezeigt, wie hart es sein kann, zu überleben, wenn die die moderne Infrastruktur zusammenbricht. Jetzt wissen die modernen Europäer*innen, wie man Social Media benutzt, aber nicht, wie man Essen anbaut. In Mexiko ist es anders herum. Die bäuerliche Kultur existiert noch unabhängig und die Leute wissen, zu überleben. Es fühlt sich nach einem besseren Platz an, um ein Zentrum für die Zukunft zu errichten. Die Situation in Mexiko ist ziemlich chaotisch, aber im Vergleich zu einer möglichen Krise in Europa scheint es der bessere Ort zum Überleben zu sein. Das ist etwas, was Tommy und Leona, verbindet. Wir essen nun lokal angebautes Essen und haben die Möglichkeit, uns mit einer wahren und echten sozialen Bewegung zu verbinden, der sozialen Bauern- und Bildungsaktivist*innenbewegung von Oxaca und Chiapas. Das ist etwas, was sich realer anfühlt als die Aktivist*innenszene in Berlin.

Die andere harte Lehre, die besonders Tommy es verunmöglicht hat, weiter in Europa zu leben, ist, sind die Schengen Visaregeln und und die Migrationspolitik. Tommy liebt eine Frau aus Indien und musste sehen, dass er, obwohl er aus einem der reichsten Länder der Welt, aus Norwegen, kommt, nicht das Recht hat, seine Familie zu beschützen, wenn seine Liebe aus einem armen, »unterentwickelten« Land der Erde kommt. Der Versuch, zusammenzubleiben, wurde zu einem Albtraum unter Einsatz von Anwält*innen und Menschenrechtsbeauftragten, um gemeinsam in Europa bleiben zu können. Die indische Frau, Kaajal, verließ ihre Familie, um mit ihm zu leben und an FFF zu partizipieren. Nachdem ihre Familie und Freunde herausfanden, dass sie Teil des Projekts ist, war es nicht mehr sicher für sie, alleine nach Indien zurückzukehren. Es war die Zeit, als es eine Menge von Geschichten über sexuellen Missbrauch in Indien gab und sie hatte Angst, zurückzukehren. Zum Schluss misslang die Beziehung wegen des ganzen Stresses, für zwei Jahre außerhalb Europas zu reisen, ohne ein sicheres Zuhause zu haben. Von da an hat Tommy die norwegische Regierung verdammt und erklärt, dass er nicht an einem Ort leben will, wo seine Liebe nicht akzeptiert wird. In Mexiko kann er die ökonomisch-ärmste Person sein, aber dennoch wird die Familie als fundamentales Recht berücksichtigt und er würde eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung erhalten. In Norwegen trennen sie Familien mit Kindern – aus ökonomischen Gründen. Das ist reine Antihumanität und Antifamilie. Wenn du deine Familie nicht beschützen kannst, welches Menschenrecht haben wir dann? Die Geschichte wurde noch dreckiger, als das Dokumentationsteam entschied, diese Story zu ändern und etwas daraus zu machen, was sie für angebrachter hielten. Demnach hat Tommy Kaajel gegen ihren Willen gekidnapped, und dass sie später die Gruppe verlassen habe, um zu ihrer Schwester zurückzukehren.

Das war eine der Lügen in der Dokumentation, die klar zeigen, was passieren kann, wenn das Dokumentationsteam die Story verändert. Sie ist nie nach Indien zurückgekehrt und sie ist immer noch eine enge Freundin von uns. Ebenso ist sie nach wie vor stolzes Mitglied und Aktivistin der FFF-Gruppe. Das ist etwas, was sie betont, ihr Leben verbessert hat und sie war immer stolz darauf, Teil von FFF zu sein.

Insgesamt gab es eine Vielzahl von Erfahrungen in Europa die uns sagten, dass es Zeit ist, umzuziehen und anders zu denken. Wir sagten uns auch, dass wir wünschen, zu gehen, weil wir nicht die Berliner Szene und Berlin als Stadt, die wir lieben, gegen uns haben wollen.

In Interviews nennt ihr häufig die sexuelle Befreiung als einen Aspekt eurer Arbeit. Für viele Leute ist eure Sexarbeit lediglich »ausgelebter Exhibitionismus«. Was heißt »sexuelle Befreiung« für euch konkret?

Sexuelle Befreiung meint für viele Leute etwas Unterschiedliches. Du kannst sagen, dass der Kampf für Schwulenrechte eine Form von sexueller Befreiung ist. Der Kampf für Frauenbefreiung ist auch eine Art von sexueller Befreiung. Exhibitionismus ist auch eine Form von sexueller Befreiung. Wir sollten stolz auf unsere Körper und Sexualität sein, aber unsere Gesellschaft hat andere Regeln geschaffen: Autos, Fabriken und sogar Militär und Krieg haben mehr Rechte, sich auszudrücken als die natürliche Präsentation des nackten Körpers. Das ist unfair. Wir sind keine wirklichen Exhibitionisten. Wir würden nicht mit Sexualität arbeiten, wenn es nicht mit einer wichtigeren Idee verbunden wäre. Vor FFF waren Tommy und Leona niemals Nudist*innen und hatten auch keinen Sex vor anderen Leuten. Es war die Idee, die uns animiert hat. Wir wollten sehen, was wir erreichen können, wenn wir über unsere eigenen Grenzen hinauswachsen. Wir haben vielen Menschen geholfen haben, ihre Fantasien zu realisieren und offener über Sexualität zu sprechen. Diesbezüglich wissen wir, dass wir mit sexueller Aufklärung und Befreiung arbeiten. Wir haben kein Problem damit, als Exhibitionisten klassifiziert zu werden, weil wir es viel wichtiger finden, die Schönheit der Natur zu zeigen als die Zerstörung der industrialisierten Gesellschaft.

Welche Art von Pornographie publiziert ihr auf eurer Website?

Wir wünschen uns, auf der FFF Webseite eine weite Variation von menschlicher Sexualität abzubilden. So lange ihr über 18 seid und euch freiwillig zeigen wollt, seid ihr willkommen. Wir zensieren nichts aus persönlichen Gründen. Nachdem ihr Fotos und Videos beigesteuert habt, ist es an euch, wenn ihr sie herunternehmen wollt. Das meiste Material von FFF ist ohne Planung oder Ziel entstanden. Es ist mehr ein Dokument über natürliche, menschliche Sexualität. Wir möchten es nicht zu einem Produkt machen. Wir wünschen uns, dass die Leute eine schöne und lustige Zeit haben. Daher wissen wir nicht, was uns morgen bringen wird. FFF ist nicht geschauspielert. Ich denke, dass wir eine breite Variation von erotischen Ausdrücken auf unserer Website haben.

Pornographie wird häufig von der linken Szene als sexistisch betrachtet. Was denkt ihr darüber?

Wir glauben, dass die Vereinheitlichung von Pornographie unter dem Aspekt des Sexismus ist ein Art antisexuellen Verhaltens. Sorry, Leute! Sex is here to stay. Wir filmen und fotografieren all anderen menschlichen Ereignisse, warum nicht auch den Sex? Der einzige Weg, schlechte Pornographie zu bekämpfen, ist, bessere zu produzieren. Eine große Anzahl von Erwachsenen benötigt wirklich sexuelle Aufklärung. Gute Pornographie kann Pärchen helfen, eine erfülltere Sexualität zu haben und ihnen einiges über Kommunikation und gegenseitigen Respekt beibringen. Das Problem ist, dass es zu wenig gute Pornographie gibt. Seitdem Werbung und Pornographie den menschlichen Körper bis zum äußersten ausnutzen, verstehen wir die Konfusion. Viele Menschen werden in der Erotikindustrie ausgebeutet und unsere Körper wurden als Teil der kapitalistischen Gesellschaft objektiviert. Ich denke, dass FFF häufig zu kindisch und zu verspielt für die politische Szene war. Der einzige Weg, auf dem die linke Szene etwas unterrichten kann, ist in Form des etwas besser Machens. Oder denkt ihr alle, dass Sex eine Sünde ist und es niemand sehen sollte? Das würde ein bisschen befremdlich für uns klingen. Wir wünschen uns, dass mehr sexpositive Feminist*innen und politisch-interessierte Leute ihre Blickwinkel ausdrücken würden. Wenn es gegen uns ist, wären wir froh darüber, Inspiration zu erhalten und uns zu verbessernn, indem was wir ausdrücken.

Wie viele Menschen haben bislang bei FFF mitgewirkt?

Seit wir gestartet sind, haben ca. 7.000 Leute an dem Projekt partizipiert.

Habt ihr Anknüpfungspunkte zum sexpositiven Feminismus?

Das ist eine komische Frage. Seit Beginn haben wir immer mit einer Menge von sexpositiven Feminist*innen zusammengearbeitet. Aber wir waren viele Leute. Nicht alle unsere Freundin*innen und Liebhaber*innen kümmern sich um das, was politisch korrekt ist. Das Problem ist, dass FFF mehr wie Porno Clowns als wie politische Aktivist*innen waren. Sobald FFF irgendetwas zu abstrakt ausdrückte, was nicht in die politischen Ideen des Feminismus oder Alternativpornos passte, wurden wir von vielen Leuten attackiert. Statt, dass sie eine eigene Ausdrucksweise fanden und sie uns zu präsentieren – oder noch besser auf der FFF-Homepage. Wir wissen nicht alles über das Thema und wir würden uns freuen, andere Ausdrucksformen von Bildung oder Kunst durch Sexualität kennenzulernen. Das wäre besser für den kreativen Prozess als nur kritisiert zu werden, nicht politisch korrekt zu sein. Was hat meine Sexualität überhaupt mit Politik zu tun? Die sexuellen Grenzen von anderen Menschen zu akzeptieren, hat nichts mit Politik zu tun, sondern sollte common sense sein, wofür sich FFF immer stark gemacht haben – in ihrer Arbeit. Wenn wir nicht spielen können wie Kinder, und alles korrekt und seriös sein muß, wären wir zu gelangweilt, um geil zu sein. Wir hoffen, dass mehr sexpositive Feminist*innen und politisch-korrekte Leute uns unsere Kindlichkeit vergeben und bei FFF partizipieren, um es besser zu machen und alle Dinge und Ideen auszudrücken, für die sie uns zu verrückt oder zu unseriös halten, um diese zu behandeln.

Im Jahr 2012 entstand ein kontroverser Film über euer Projekt. Was denkt ihr heute über den Film?

Die Kerngruppe von FFF hat immer an die absolute Freiheit des Ausdrucks geglaubt. Als wir von dem Dokumentationsteam kontaktiert wurden, waren wir glücklich darüber, dass jemand anders unsere Ideen ausdrücken würde. Sie sollten absolute Freiheit haben, es durch ihre eigenen Augen zu sehen. Das hat offenbar zu einem Konflikt geführt, weil die mit FFF assoziierten Leute wirklich an den Ausdruck dieses Projekts glauben. Als das Dokumentationsteam einige Szenen im Film änderte, verletzte das einige Aktivist*innen auch persönlich. Wir denken nicht, dass es eine ethisch-korrekte Art und Weise war, eine Dokumentation zu machen.

Es gibt Szenen im Film, die völlig konträr zur Lebensphilosophie und den Ideen von den gezeigten Menschen stehen. Wir finden nicht, dass man den Film als Dokumentarfilm bezeichnen kann, da er eine fiktionale Darstellung von FFF und der Gruppe ist. Der Film endet damit, dass FFF daran scheitert, das Geld zu übergeben und die indigene Bevölkerung negativ auf die Unterstützung reagiert, was in der Realität völlig anders war. FFF hat nicht aufgegeben, wir unterstützten das Projekt in Peru, und die Dokumentation zeigte lediglich einige Clips von der ersten Begegnung mit den Indigenas. Weil die Stimmung etwas befremdlich war auf jenem ersten Treffen, luden sie zu einem größeren Treffen alle Mitglieder ihrer Gemeinschaft ein ebenso wie eine andere Gemeinschaft ein, um mit uns über FFF und unsere Ideen zu sprechen. Das Treffen war großartig und wir sprachen über unglaubliche Arten miteinander zu kooperieren. Das Dokumentationsteam hat all das gedreht, aber ich glaube, sie haben es gestrichen, weil es verkaufsfördernder ist, zu zeigen wie dumme, hedonistische Weiße damit scheitern, ihren gegenkulturen Ausdruck von Sexualität einer indigenen Gemeinde im Amazonas nahe zubringen. Die Wahrheit ist, dass wir als FFF mit den Erfahrungen mehr Verständnis und Respekt für indigene Gemeinschaften haben, da es von der Idee kommt, dass Sex ein wichtiger Aspekt der Natur ist und es Achtung schafft, sie zu retten, wenn dies wirklich möglich ist. Wie uns ein indigener Führer in Ecuador sagte, als er von der Idee hörte: »Ist es möglich, die Natur mit Sex zu retten? Dann ist es der beste Weg!« Das Dokumentationsteam war ignorant und ungebildet in Bezug auf die indigenen Sichtweisen und den Ausdruck von FFF. Schlussendlich gibt die Dokumentation wenig Einblicke in Arbeit, Entwicklung und realen Erfahrungen von der FFF-Gruppe. Es ist pure Fiktion basierend auf echten Leuten und einem realen Ausdruck. Aber es ist passiert. Wir würden so etwas nicht noch mal machen. Aber es war ein erhellendes Erlebnis.

Wie können euch die Leser*innen unterstützen?

Es gibt viele Arten, FFF und unsere Arbeit zu unterstützen. Der beste Weg ist mit erotischen Fotos und Videos von euch. Ihr bekommt als Dankeschön kostenlosen Zugang zur Webseite. Wenn euch dies nicht zusagt, könnt ihr monatlich Geld für unsere Arbeit spenden. Dafür bekommt ihr ebenfalls kostenlosen Zugang zur Webseite. Gerade verändert sich bei FFF sehr viel. Bislang war es vorrangig so, dass die FFF-Gruppe Leute suchte, die uns mit Fotos und Videos unterstützen. Jetzt sind die Hauptorganisator*innen müde davon, immer nach Leuten zu suchen. Wir wünschen uns jetzt mehr regelmäßig Beitragende, die mit einem eigenen Blog ihre Sicht und Erfahrungen von Sex und Nacktheit zu verbreiten.

Wir wünschen uns, dass FFF eine Ressource für sexuellen Ausdruck und Aufklärung bleibt, die viele unterschiedliche Sichtweisen und Vorstellungen über menschliche Körper und Sexualität präsentiert. Wenn wir 10 bis 20 oder mehr Leute hätten, die wöchentlich ihr Profil updaten würden, würde dies ausreichen, um FFF zum Selbstläufer zu machen; es ist immer irgendeine Aktivität auf der Webseite, und es hängt nicht alles an den Organisator*innen. Momentan sind wir ausgelastet damit, dass wir in den Bergen Mexikos ein Zentrum für kreativen Aktionismus aufbauen. Aus diesem Grund können wir derzeit keine neuen Unterstützer*innen suchen. Also helft uns, FFF wieder groß zu machen! Was wir gerade wirklich brauchen, ist Hilfe bei der Administration von Social Media und Werbung für FFF.

Links: www.fuckforforest.com

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In Berlin formiert sich derzeit eine neue Supporter*innen-Gruppe von Fuck for Forest. Interessierte können sich an rumpi.rack(at)web(dot)de wenden.

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