»Die Firma sind wir«

BURGHARD FLIEGER, REDAKTION GENOSSENSCHAFTEN

Mehr Wirtschaftsdemokratie im Saarland könnte eine Antwort darauf sein, die Solidarität und individuelle Freiheit ins Lot bringt. Konkret heißt das: mehr Mitarbeiterbeteiligung in Groß- und Mittelbetrieben, mehr Bürger- und Beschäftigten-Genossenschaften mit Tarifverträgen, mehr sozial-ökologische Mitmachprojekte wie Gemeinschaftsgärtnern und solidarische Landwirtschaft, Schülergenossenschaften oder genossenschaftliche Dorfläden.

Dazu braucht es Ermutigung. Wie kann die Politik helfen? Was bringt eine Vernetzung der Kräfte, die in diese Richtung arbeiten? Welche saarländischen Institutionen sind dabei als Unterstützer gefragt? An drei Abenden mit Filmen und Kurzvorträgen sollen diese Themen im Kino des Weltkulturerbes Völklinger Hütte diskutiert werden:

Dienstag, 7. März 2017

Film »FRALIB: Arbeiter einer Teebeutelfabrik kämpfen für eine Genossenschaft« sowie Vortrag »Produktivgenossenschaften in Deutschland« von Burghard Flieger, Leiter, innova eG Entwicklungspartnerschaft für Selbsthilfegenossenschaften, Freiburg.

Erfolgreiche Übernahme durch die Arbeiter_innen

Die Arbeiter_innen der Teebeutel-Fabrik Fralip (Unilever) in Marseille kämpften seit Januar 2011 gegen die Schließung, um die Fabrik zu übernehmen. Im September hatten 100 von 182 Arbeiter_innen die Fabrik besetzt. Sie schlugen eine Art Kooperative der Angestellten vor, als Alternative zu anderen Übernahmeangeboten. Das Ziel: Der britisch-niederländische Konzern Unilever sollte sich noch einmal an den Verhandlungstisch setzen und die Marke Elefant den Angestellten überlassen. Doch der Chef von Unilever Frankreich bleibt jahrelang hart, der Kampf ging vor Gericht. Während dessen machten sie als Arbeiterkooperative ihren eigenen Tee »1336«.

Fast vier Jahre engagierten sich die Arbeiter_innen gegen die Schließung der Teefabrik. Das erfreuliche: Sie haben es geschafft! Die Arbeiter_innen konnten ihre Fabrik schließlich übernehmen: Die Teefabrik vor den Toren Marseilles wird jetzt in Selbstverwaltung betrieben. Nach mehreren kämpferischen Jahren haben die 76 verbleibenden Arbeiter_Innen von Fralib im Mai 2014 den Konflikt mit dem Lebensmittel-Multi Unilever beendet und eine Genossenschaft gegründet: die SCOP.TI. Sie übernahmen die Fabrik, die Maschinen und 20 Mio. Euro Startkapital. Seit September 2015 sind nun die Packungen der Tee-Marke »1336« in den Regalen vieler französischer Supermärkte zu finden.

Dienstag, 14. März 2017

Film »Das Mondragon Genossenschaftsnetzwerk«, Vortrag: »Die Kooperation zwischen Mondragon und der transatlantischen Stahlarbeitergewerkschaft USW: Lehren für das Saarland« mit John Clay, Arbeitsmarktanalyst und Aktivist aus Minnesota/USA.

Die größte Industriegenossenschaft der Welt kooperiert mit Gewerkschaft

Beteiligung, Teilhabe, soziale Verantwortung und Innovation sind die Werte, die sich der Genossenschaftsverband Corporación Cooperativa Mondragón - kurz MCC - in der gleichnamigen baskischen Kleinstadt auf die Fahnen geschrieben hat. Seit der Gründung 1956 bestimmen die Genossen selbst über die Firmenpolitik und darüber, wohin die Gewinne fließen sollen: in den Kapitalstock des Genossenschaftsverbundes, in Bildung oder für soziale Zwecke der Kommune. Der Rest wird an die Beschäftigten ausgeschüttet. Trotz neuer Produktionsstätten in Fernost, Südamerika und Europa wurden keine Beschäftigten entlassen. Vielmehr sind neue Arbeitsplätze entstanden. Spannend zudem: Mittlerweile gibt es einen »Gewerkschafts-Genossenschafts«-Vertrag zwischen der US-Stahlarbeitergewerkschaft USW und dem Genossenschaftsverbund Mondragon in Spanien. Bei diesem Vertrag stehen direkte Beteiligung und kollektive Selbstorganisation im Zentrum. Der Kooperationsvertrag stützt das Engagement von Gewerkschaften, sich für gute Löhne der Beschäftigten einzusetzen.

Dienstag, 21. März 2017

Kurzfilme aus dem Saarland zu Wirtschaftsdemokratie mit Prof. Dr. Heinz Bierbaum, Politiker und Experte zu Mitbestimmung, Mitarbeiterbeteiligung und Genossenschaften. Einführungen jeweils durch Dr. Stephan Peter.

Der Eintritt für alle drei Veranstaltungen ist frei

Weitere Informationen über das Netzwerk Wirtschaftsdemokratie oder das Weltkulturerbe: peterst55@gmail.com bzw. ArnoHarth@voelklinger-huette.org

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