Arbeitsintegration als Unternehmenszweck

Sozialgenossenschaften sind in Italien erheblich verbreiteter als in Deutschland. Dies gilt auch für Südtirol, obwohl dies eine Region ist, die wirtschaftlich prosperiert. Sozialgenossenschaften werden dort unterstützt, um Benachteiligten bessere Chancen zur Integration in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Als Vorzeigeunternehmen gilt hier Oasis, eine der Südtiroler Sozialgenossenschaften, die im Bereich der Arbeitsintegration erfolgreich tätig ist. Sie feierte im letzten Jahr ihr 25. Jubiläum.

Burghard Flieger, Redaktion Genossenschaft

Laut Satzung ist Oasis eine Sozialgenossenschaft. Ihren Sitz hat sie am Bozner Boden. Zweck des Unternehmens ist die Arbeitseingliederung von benachteiligten Personen, die sich auf sozialer und beruflicher Ebene weiterentwickeln möchten. Oasis fungiert als eine Art Durchgangsstelle. Sie bedient sich qualifizierter Mitarbeiter, die andere Menschen in ihrer Ausbildung unterstützen, damit sie sich wieder leichter in die Gesellschaft einfinden können. Die Genossenschaft bietet Trainingsprogramme an, in denen Fähigkeiten erprobt und angeeignet werden, um auf dem freien Arbeitsmarkt eine Stelle zu finden. Die Stellenfindung erweist sich trotzdem oftmals weiterhin als schwierig.

Steigender Wettbewerbsdruck

Als soziales Unternehmen organisiert Oasis seit 25 Jahren Qualifizierungen und Arbeitsplätze für Menschen, die auf dem freien Arbeitsmarkt nur wenige Chancen hätten. Dennoch muss die Genossenschaft wie jedes Unternehmen einen positiven Jahresabschluss erwirtschaften. Das gelang 2015 erneut, obwohl der Wettbewerb härter geworden ist. Dies gilt nicht zuletzt aufgrund der bestehenden Ausschreibungspflicht von öffentlichen Aufträgen und immer mehr Mitwerbern auf dem Markt. Bisher konnte Oasis immer ausreichend öffentliche und private Aufträge akquirieren. Die Genossenschaft erwirtschaftete 2015 einen Umsatz von knapp 1,8 Millionen Euro.

Um die verschiedenen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Mitarbeiter bestmöglichst fördern zu können, ist die Sozialgenossenschaft in sehr unterschiedlichen Bereichen tätig. Sie übernimmt Aufträge zur Pflege von öffentlichen Parkanlagen und Straßenreinigung, zur Müllentsorgung und Recycling und der Führung öffentlicher Toiletten. Oasis führt auch den Aufbau und die Wartung von Tribünen und Strukturen für verschiedene Veranstaltungen durch, so etwa die Errichtung der Holzhütten für den Christkindlmarkt. Insgesamt beschäftigt die Genossenschaft gegenwärtig 59 Personen, davon 24 Arbeiter und zwei Praktikanten mit Abhängigkeitserkrankungen sowie körperlichen und psychischen Problemen und Haftentlassene.

Wiedereinstieg erleichtern

Im Laufe des Jahres 2015 konnten insgesamt 45 Menschen in schwierigen Lebenssituationen in die Arbeitswelt integriert werden. Davon hatten und haben 19 Personen mit sozialen Benachteiligungen ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. Weiteren 17 benachteiligten Menschen konnte ein befristeter Arbeitsplatz geboten werden, mit dem Ziel, durch gezielte Förderung und Unterstützung einen Wiedereinstieg in die Arbeitswelt zu erleichtern. Außerdem stellte die Genossenschaft Praktika- und Ausbildungsplätze zur Verfügung.

Oasis kann als ein modernes Unternehmen bezeichnet werden mit einer demokratischen Struktur. Derzeit zählt die Genossenschaft dreißig Mitglieder. Mehr als 40 Prozent der rund 60 Mitarbeitenden sind am Arbeitsmarkt benachteiligte Personen. Sie wurde 1990 mit Unterstützung des italienischen Genossenschaftsverbands Legacoopbund gegründet. In seiner nunmehr 25jährigen Existenz hat Oasis bewiesen, dass es trotz wirtschaftlicher Krisen möglich ist, soziale Aspekte mit wirtschaftlichen Zielen gleichzeitig erfolgreich zu verfolgen.

Unterstützung vom Sozialressort

Über die Arbeit der Sozialgenossenschaft erschien zum Jubiläum das Buch »Compio venticinque anni e, ohibò, faccio ancora la mia bella figura«. Darin wird über die Erfahrungen von Mitarbeitern und Mitgliedern von Oasis in lebendiger und auf gefühlvolle Art erzählt. Geschrieben wurde die Veröffentlichung von Gianmarco Lovera, ehemaliger Präsident der Genossenschaft, der so die Geschichte von Oasis aufgearbeitet hat. Sie beinhaltet letztlich auch seine persönliche Geschichte, die eng mit der Sozialgenossenschaft verbunden ist. In dem Buch wechseln sich Lebensgeschichten, Interviews und Gespräche mit interessanten Persönlichkeiten der Genossenschaft und Ausführungen zu Aspekten, die die Identität von Oasis prägen, ab.

Oasis ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Sozialgenossenschaften in Südtirol wertvolle Arbeit leisten. Bei ihnen muss nicht nur am Jahresende die finanzielle Bilanz stimmen, sondern auch die menschliche. Insgesamt gewährte das Sozialressort in Südtirol im laufenden Jahr drei Millionen Euro an 31 Sozialgenossenschaften »Typ B« für die Arbeitseingliederung benachteiligter Personen. Über die Sozialgenossenschaften fanden in Südtirol bisher 339 Personen mit Benachteiligungen eine Arbeit.

Weitere Informationen: www.oasis.bz.it/de/

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