KAPITALISMUS IN DER DAUERKRISE

Elf Kehrseiten des Kapitalismus hat der Autor und Journalist Patrick Spät ausgemacht und er will sie alle sezieren und hinterfragen: Dem Kapitalismus auf den Zahn fühlen! Nein, die herrschende Gesellschaftsordnung bringe nicht »Wohlstand und Freiheit für alle« und sie »verbreite keine Menschenrechte«, proklamiert der Autor. Außerdem habe sich der Kapitalismus nicht hartnäckig gegen jede Kritik immunisiert, sondern »er schluckt sie in null Komma nix und obendrein zieht er noch Geld daraus«. Der teilweise leicht resigniert wirkende Tonfall zieht sich durch viele Kapitel des Buches, das bezeichnenderweise den etwas verwirrenden Titel »Die Freiheit nehm ich Dir« trägt. Gleichzeitig verbreitet Spät immer wieder Hoffnung auf etwas Neues, wenn er in verschiedenen Argumentationssträngen deutlich macht, dass »das ganze System umgekrempelt werden müsse«, denn »der Kapitalismus ist von Menschen gemacht, und deshalb kann er auch von Menschen überwunden werden.« Um das bewerkstelligen zu können, müsse man »jedoch zunächst die Maschine verstehen, um ihren Fehler zu beheben«. Es gehe nicht vorwiegend darum, mit der Kapitalismuskritik bei einzelnen Akteuren stehen zu bleiben, sondern sie müsse das große Ganze ins Visier nehmen. Leider hält sich der Autor viel zu lange mit diesem »zunächst« auf, indem er beispielsweise ausführlich auf die Rolle des Privateigentums, die Anhäufung materiellen Reichtums bei dem einen Prozent sowie auf die neoliberalen Auswüchse der »kapitalistischen Hydra« eingeht. Man muss dem Autor zugutehalten, dass er keine dröge und Theorie-lastige Abhandlung geschrieben hat, sondern dass sich die elf Kapitel leicht und flüssig lesen lassen. Die Lügen des Kapitalismus werden gründlich entlarvt und so manche Schweinerei wird zwar kurz beschrieben, aber nicht bis ins Detail beleuchtet. Dennoch bleiben zum Schluss die Vorschläge, was dann nach der Überwindung des Kapitalismus geschehen könnte oder sollte, lediglich in Ansätzen stecken. Den Satz »wir brauchen starke Genossenschaften, Kollektivbetriebe und Commons – hier liegt der Schlüssel zur Freiheit« steht seltsam isoliert im letzten Kapitel des Buches. Da hätte man sich doch gewünscht, etwas mehr von den Ideen des Autors zu erfahren.

Peter Streiff

Patrick Spät: Die Freiheit nehm ich Dir – 11 Kehrseiten des Kapitalismus. Rotpunktverlag, Zürich 2015, 184 Seiten, 9,90 Euro

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