GREENPEACE ENERGY EG, HAMBURG

Genossenschaftliche Bürgerenergieprojekte professionell unterstützen

Der Ökoenergieanbieter Greenpeace Energy will gezielt Bürgerenergieprojekte unterstützen, deren Chancen sich durch die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) massiv verschlechtern. Gemeinsam mit ihrer Kraftwerkstochter Planetenergy hat Greenpeace Energy ein neues Beratungs-, Dienstleistungs-und Finanzierungsangebot zusammengestellt. Kleineren Akteuren wird so auch künftig die aktive Teilhabe an der Energiewende ermöglicht. Dazu gehört die Bereitstellung von Risikokapital und von Expertise. Auch Kooperationen mit Stadtwerken sind dabei möglich.

THOMAS MÖHRING, REDAKTIONGENOSSENSCHAFTEN

"Das neue EEG bevorzugt große Unternehmen", erläutert Greenpeace-Energy-Vorstand Sönke Tangermanndie neue Kooperationsstrategie der Energiegenossenschaft. Dennoch sieht er Chancen für die Bürgerenergie:"Mit unserem Angebot wollen wir kleinen Akteuren helfen, diese Chancen zu nutzen." Um den größten Nachteil durch das neue EEG - die Kosten und Risiken einer Ausschreibungsteilnahme- abzufedern, bietet Planet energy, die Projektentwicklungstochter der Genossenschaft an, Ausschreibungs- und Genehmigungsrisiken abzusichern.

Finanzrisiken abfedern

Ein großes Hindernis für viele Projekte stellt die sogenannte "Pönale" im EEG dar, eine Art Strafzahlung: Für jede Anlage, die an einer Ausschreibungsrunde teilnimmt, muss eine Summe hinterlegt werden. Erhält der Akteur den Zuschlag und setzt das Projekt dann aber nicht um, wird dieser Betrag einbehalten. Die Pönale liegt bei 30 Euro pro kW. Bei einem Neun-MW-Park sind dies immerhin 270.000 Euro, die neben den normalen Projektentwicklungskosten in der Regel aus Eigenkapital aufzubringen sind. Planet energy kann sich an den Projekten beteiligen und durch Dienstleistungen und zusätzliches Kapital die Bürgerenergiegesellschaft in die Lage versetzen, Belastungen wie die Pönale zu bewältigen. Darüber hinaus steht Planetenergy auch mit seiner jahrelangen Erfahrung im Bau von Ökostrom-Kraftwerken den Bürgerenergie-Akteuren zur Seite. Genossenschaften und Bürgerprojekte, die sich an Planet energy wenden, erhalten individuell abgesprochene Unterstützungsleistungen für ihr Projekt. Die Projekte sollten schon in der Planung fortgeschritten sein: So sollten mindestens die Nutzungsverträge vorliegen. Damit werde dokumentiert, dass der "Impuls von der Bürgerenergiegenossenschaft kommt". Das Unternehmen kooperiert bei solchen Projekten auch mit Stadtwerken.

Pluspunkt Erfahrungen

Über das Tochterunternehmen Planet energy haben die Hamburger Genossenschaftler in den letzten 15 Jahren sehr viel Erfahrung bei der Planung, der Finanzierung, dem Bau und dem Betrieb von Erneuerbaren-Anlagen sammeln können. Es wurde etwa 143 Mio. Euro in78 MW an Projekten - vor allem in der Windenergie - investiert. Insgesamt steht Greenpeace Energy ein Betrag von über 10 Mio. Euro zur Verfügung, um ausreichend viele Projekte zu finanzieren. Somit kann eine gesunde Risikostreuung erzielt werden, die ähnlich wie bei großen Playern der Ausschreibung ist. Bislang zielt das Angebot nur auf Windenergie-Projekte ab.

Beispiel Sailershäuser Wald

Ein Beispiel für die Unterstützung genossenschaftlicher Bürgerenergieprojekte seitens Greenpeace Energy ist der Windpark Sailershäuser Wald. Er wurde von der kommunalen Entwicklungsgesellschaft des Landkreises Haßberge geplant. Von Anfang an war klar, dass eine Bürgerenergiegenossenschaft(BEG) an dem Projekt beteiligt werden sollte. Nachdem sich das Projekt konkretisierte und feststand, dass bis zu zehn Windkraftanlagen genehmigt würden und ein Investitionsvolumen von 40-50 Mio. Euro erforderlich ist,wurden neben der lokalen, bereits existierenden Bürgerenergiegenossenschaft weitere Partner gesucht. Vor Ort schlossen sich das lokale Stadtwerk, ein weiterer lokaler Energieversorger und Netzbetreiber sowie der Landkreis zusammen. Die öffentlichen Akteure waren aber durch rechtliche Restriktionen hinsichtlich einer Beteiligung beschränkt, deshalb wurden weitere Kooperationspartner gesucht. Zwar hatten einige der Akteure bereits eigene Erfahrungen mit Windenergieanlagen gesammelt, aber in diesem Bereich verlangte die Dimension des Projekts nach einer Ergänzung. So kam Planet energy in das Projekt. In Form einer GmbH & Co.KG wurde mit der kommunalen Entwicklungsgesellschaft der Kaufvertrag verhandelt. Parallel stiegen die Gesellschafter, insbesondere Planet und das Stadtwerk, in die Projektentwicklung ein. Gemeinsam fand man Möglichkeiten, das Projekt zu optimieren. Um den Projektkaufpreis zu finanzieren, brachten die vier lokalen Gesellschafter und Planet energy zunächst einen Teil des erforderlichen Eigenkapitals ein. Ende 2014 ging es darum, den Windenergieanlagen-Kaufvertrag zu aktivieren, indem die Bankfinanzierung verhandelt und unterschrieben wurde. Zusätzlich musste das gesamte Eigenkapital von gut zehn Mio. Euro durch die Gesellschafter aufgebracht werden. Hier zeigte sich, dass die unterschiedlichen Gesellschafter gut kooperierten. Bürgergenossenschaft eingebunden Projekte dieser Art sind selbstverständlich nicht unumstritten, und so gab es in der Planungsphase immer wieder kritische Stimmen in der Presse, die es der Bürgerenergiegenossenschaft erschwerten, die große Summe kurzfristig einzuwerben. Die übrigen Gesellschafter einigten sich schnell darauf, die Bürgerenergiegenossenschaft durch Vorfinanzierung des Anteils zu unterstützen. Dies konnte mit den werthaltigen Ansprüchen der Bürgerenergiegenossenschaft auf Geschäftsanteile am Windpark besichert werden. So wurde der Windenergieanlagen-Kaufvertrag schnell "scharf geschaltet". Anschließend gelang es der BEG in nur wenigen Wochen mit großem Einsatz der Mitarbeiter, das gesamte erforderliche Eigenkapital einzuwerben. Genau diese Wochen hätten im technischen Projektablauf gefehlt. Während der Realisierungsphase wurden die kritischen Stimmen jedoch immer leiser - gerade auch wegen der lokalen Verankerung des Projekts. Ende des Jahres 2015 entschlossen sich zehn Gemeinden, darunter auch viele der direkten Anrainergemeinden, in die Projektgesellschaft einzusteigen. Dies ist besonders erfreulich, da es sich dabei vielfach um die am stärksten vom Windpark betroffenen Anwohner handelt. Die Errichtung der zehn Windenergieanlagen erfolgte 2015 und wurde von einem zehnwöchigen, durch eine Klage erwirkten Baustopp überschattet. Dennoch konnte das Projekt mit aufwändigen Verhandlungen und gutem Projektmanagement ohne Verzögerung und mit nur geringen Mehrkosten im November 2015 fertiggestellt und in Betrieb genommen werden. Interessierte Energiegenossenschaften, die einen Kooperationspartner für die Umsetzung eines größeren Projekts benötigen, können sich direkt an Planet Energy wenden und sich kostenlos informieren.

Unter www.planet-energy.de/buergerenergie steht das Angebotkompakt zusammengefasst.

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