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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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März 2010

Editorial
Aus dem Inhalt
Gewerkschaftsverbot
Subversive Klangwelten

PHOTOVOLTAIKGENOSSENSCHAFTEN

Energiewende mit Bürger-Energie


Gerhard Mester

Seit zwei Jahren lässt sich in der Bundesrepublik ein kleiner Gründungsboom bei den Energiegenossenschaften beobachten. Schwerpunkte liegen eindeutig im Bereich Photovoltaik und an zweiter Stelle folgen Genossenschaften im Bereich der Nahwärmelieferung, teilweise verbunden mit deren Erzeugung. Hintergründe sind das Energie-Einspeise-Gesetz (EEG) und die Freistellung der Genossenschaft von der Prospektpflicht. Der vorliegende Schwerpunkt Energiegenossenschaften konzentriert sich auf Ansätze im Bereich Photovoltaik. Hier zeichnet sich eine Bürgerbewegung ab, bei der die spannende Mischung von ökonomischen, ökologischen, und sozialen Motiven erfolgversprechende Grundlagen für eine dezentrale Energieversorgung schafft (www.energiegenossenschaften-gruenden.de).

Burghard Flieger, Red. Genossenschaften # Die in den letzten Jahren entstandenen Photovoltaikgenossenschaften, rund 150 in Deutschland, unterscheiden sich durch ihre grundsätzliche Ausrichtung und die eingebundenen Akteure. Auffällig sind drei Grundtypen, die bei der Umsetzung viele Überschneidungen aufweisen: die bürgerschaftlichen, die sozialökologischen und die organisatorisch-institutionellen Photovoltaikgenossenschaften. Der Einstieg in den Überblick erfolgt über einen sozialökologischen Vorreiter. Innerhalb der Solarszene sind diese eher Exoten. Durch ihre solidarökonomische Ausrichtung erhalten sie aber zu Recht mehr Aufmerksamkeit als andere Solargenossenschaften.

Global-gemeinschaftliches Konzept

Die Münsteraner fairPla.net eG verknüpft seit Anfang 2007 den Bau von Stromproduktionsanlagen mit einem genossenschaftlichen Organisationsrahmen. Ihre GründerInnen und Mitglieder sehen Energieerzeugung, wechselseitige Solidarität und Klimaschutz im globalen Zusammenhang. Das drückt sich unmittelbar in den Projekten aus, die sie finanzieren: neben Photovoltaikanlagen in Deutschland beispielsweise ein Biomasse-Dorfkraftwerk in Bihar, einer der ärmsten Regionen Indiens. Bei der Umsetzung lässt sich fairPla.net von einer durchdachten Investitionsstrategie leiten: 75% der Genossenschaftsanteile werden in Erneuerbare-Energieanlagen und potentiell auch in Energieeffizienzprojekte in Deutschland investiert, 15% in nachhaltige Energieund Entwicklungsprojekte in Armutsregionen.

Gegenstück dieser sozialökologisch motivierten Globalisierung ist der Slogan: »Odenwälder investieren in den Odenwald.« Mit dieser Philosophie macht gegenwärtig die Energiegenossenschaft Odenwald bundesweit auf sich aufmerksam. Von ihrer dynamischen Entwicklung kann viel gelernt werden. Sie verfolgt eine regionale Energieversorgung durch regionale, rückgebundene und vernetzte Strukturen. Im Mittelpunkt des Erfolgskonzepts steht die Einbindung sehr unterschiedlicher Zielgruppen – Bürger, Städte, Gemeinden und Unternehmen. Die Energiegenossenschaft Odenwald präsentiert in idealer Weise die Bündelung eines regionalen bürgerschaftlichen Engagements.

Kirchturmprinzip neu gedacht

Nach dem Motto »Jedem Dorf seine Energie eG« verfolgt die Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie eG noch wesentlich ausgeprägter ein kleinteiliges Konzept. Vorbild sind die Aktivitäten von Friedrich-Wilhelm Raiffeisen. Zu seiner Zeit befand sich der ländliche Raum in einer schier ausweglosen Situation. Die Not machte Raiffeisen erfinderisch. Als beispielhaft erwies sich seine Entwicklung und Verbreitung des genossenschaftlichen Systems nach dem Kirchturmprinzip. Genossenschaften funktionieren nach seinem Selbstverständnis nur in überschaubaren lokalen Strukturen. Entsprechend stellen die Initiatoren dieser Energiegenossenschaft ihren sehr ausgefeilten Ansatz – Zuordnung der Verzinsungen zu jeder einzelnen Anlage – preisgünstig zur Verfügung. Ziel ist die massenhafte Vervielfältigung.

Eine Weiterentwicklung bisheriger energiegenossenschaftlicher Ansätze stellt die erste Wärme- Strom-Gemeinschaft eG dar als zukunftsträchtiger Baustein – neben den bereits existierenden und im Einsatz befindlichen Bürger-Solar-Anlagen. Sie verfolgt das Ziel, Haushalten und Betrieben eine umweltverträgliche und effiziente Energieversorgung möglichst kostengünstig zu verschaffen. Ökonomie und Ökologie sollen sich zum Klimaschutz verbinden. Umgesetzt wird dies durch Beratung, Contracting und eigenständige Installation von Miniblockheizkraftwerken. Gegenwärtig noch ein schwieriger, aber schon bald ein unverzichtbarer Ansatz, um Energieversorgung dezentral und im Idealfall sogar autark zu gestalten.

Schwerpunktthema Seite 7 bis 10

 

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Stand: 22. Februar 2010