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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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Mai 01

Aus dem Inhalt
Sommerakademie

Das Agrarwunder:

+ 20%! · + 20%! · + 20%!

Wenn man sich sein Leben lang für die radikalökologische Umgestaltung der Gesellschaft und ihrer Ökonomie eingesetzt hat, kann einem diese plötzlich von oben verordnete Agrarwende wie ein Wunder vorkommen. "Zielvorgabe 20% Ökolandbau bis 2010!" Es ist wirklich nicht zu glauben, und die meisten, die ich in den letzten Monaten befragt habe, sind sowieso überzeugt davon, dass das alles wieder in der bürokratischen Versenkung verschwindet. Oder wollen sie mit ihrem Unglauben nur ihre möglicherweise verlorenen Biografien rechtfertigen? Da sie solange gegen die Macht des Staates und den Terror der Ökonomie, sei es in der Antiatombewegung oder sonst einer Bürgerinitiative, als Bioladner oder als Bäuerin, gekämpft haben? Vielleicht dämmert ihnen die Erkenntnis, dass die ganze Mühe umsonst war, dass nur Skandale Beachtung finden, und die politischen Änderungen, die vorzunehmen sie nicht die Macht hatten, von den Machthabern in ihren Ämtern und Würden ausgeführt werden?

Herrmann Cropp, Redaktion Osnabrück - Wir Alternativen hatten doch immer so eine Abneigung gegen den Parteiklüngel und die Arroganz der Macht, wir wollten weder Erfolg in der Wirtschaft noch ein Pöstchen im Staat, wir wollten nie mit Machtpolitik sondern über die Einsicht der Menschen einen ökologischen Umbau der Gesellschaft erreichen. Und nun kommt die ökologische Wende ganz ohne unser Zutun, das kann doch nicht sein, oder?

Ich bin es nicht allein, der sich wundert, dass die Ökobewegung sich konsequent nicht zu Wort meldet. Denn es gibt mehr als genug Leute in ernsthaften ökologischen Projekten. Wo seid ihr? Oder wo sind wir? ...!

Anlass der Agrarwende ist der BSE-Skandal, nachdem sich nicht länger mehr verheimlichen ließ, dass die unter kapitalistischem Profitzwang stehenden Futtermittelhersteller infektiöses Material in der Nahrungskette verbreitet haben, und zwar mit Rückendeckung der Politiker und verantwortlichen Wissenschaftler (siehe dazu auch die Beiträge auf Seite 8). Um die "Leistung" der Rinder zu "fördern" (man muss sich solche Begriffe auf der Zunge zergehen lassen) wurde diesen reinen Pflanzenfressern seit den 80er Jahren ein eiweißreiches Futter aus Tierabfällen verabreicht, und damit eine der größten Epidemien in der Landwirtschaft ausgelöst. Obendrein, so ratlos die außerparlamentarische Ökobewegung bzgl. der Agrarwende ist, werden Vertreter des Ökobizz zynisch: einer der Jubeljournalisten von "Schrot und Korn", Peter Gutting, verstieg sich zu der Feststellung, der "BSE-Skandal ist die größte Werbekampagne für Bio seit Tschernobyl". (siehe auch Seite 7)

Nun haben wir also wieder eine Wende. Nach Helmut Kohls geistig-moralischer Wende in den 80er Jahren, nach der DDR-Wende von 1989 und der kürzlichen Energie-Wende möchte man solche Wenden für neoliberale Propaganda halten, es wird hier ein bisschen zu oft gewendet. Man ist auch mehr als überrascht, es muss einem verdächtig vorkommen, wie schnell im Kanzleramt ein neues Agrarkonzept aus dem Boden gestampft wurde, das alle Probleme der industriellen Landwirtschaft benennt, von der Silomaisprämie über die Freigabe von Stilllegungsflächen für Futteranbau bis zum Vertragsnaturschutz, und nicht einmal mehr staatliche Kontrolle wird angedroht, weil "BSE ist nicht ein Problem mangelnder Kontrolle, sondern Ergebnis der industriellen Landwirtschaft", und darum wird "eine wirkliche Umorientierung gefordert"!

Schwerpunktthema auf den Seiten 6 bis 10.

 

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Stand: 07. August 2008