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OekoGeno?

NACHFOLGEGENOSSENSCHAFT DER ÖKOBANK OHNE TRANSPARENZ

Was ist los bei OekoGeno?

Das Konzept "3B: Beteiligung, Beratung und Betreuung" wurde als neue Ausrichtung der Geschäftspolitik der ehemaligen Ökobank-Genossenschaft (siehe Kasten Seite 2) kreiert. Kurz darauf musste deren Erfinder Burghard Flieger im Sommer 2004 seinen Vorstandsposten räumen.

Von Dietmar Schwarz - Zum verbliebenen, alteingesessenen Vorstand Bernd Steyer gesellten sich 2005 drei Neue. Eine von ihnen - Geschäftsführerin Yvonne Schlechtweg - ging bereits im Herbst 2005. Die einzige Nicht-Freiburgerin, Elisabeth Voß, warf 2006 ihr Vorstandsmandat hin und verschwand kurz darauf ebenfalls aus der Firma. Sie hatte für OekoGeno den Kongress "Solidarische Ökonomie" für November 2006 in Berlin vorbereitet, aus dem OekoGeno dann ausstieg und den Erfolg der attac-nahen "Bewegungsakademie " als Alleinveranstalter überließ.

Auch die groß angekündigte Ausweitung des Geschäfts der OekoGeno nach Berlin scheint mit ihrem Ausscheiden kommentarlos aufgegeben worden zu sein. Von den Neuen hat sich also nur Vorstand Urs Bürkle bisher gehalten, und damit wird OekoGeno wieder von zwei Männern geführt.

Das Beteiligungsgeschäft soll nun nicht die Genossenschaft machen, sondern ihre Tochterfirma OekoGeno GmbH. Deren Geschäftsführer Christian Heyner berichtete auf der Vertreterversammlung (VV) 2005 von fünf Beteiligungen. Bis zur VV 2006 war keine weitere hinzugekommen.

Und was tut die Genossenschaft selbst? Sie hat ein Ferienhaus in Schwerin erworben - pikanterweise vom damaligen Aufsichtsrat Bernd Grabs - obwohl eine entsprechende Änderung des Satzungszwecks der Genossenschaft auf der VV 2006 nicht zustande kam.

Der in der Mitgliederzeitung "Gutes Geld" 2005 groß angekündigte "Oeko- Geno-Sparbrief", für den nach Aussage von Bernd Steyer auf der VV 2005 nur noch "letzte Abstimmungen" über die Zinssätze ausstanden, mutierte in "Gutes Geld" 2006 zur Vermittlung von Sparkonten bei der Bank für Sozialwirtschaft für 1,75% und 2,75% Zinsen.

Aber jetzt hat OekoGeno einen eigenen Solarfonds aufgelegt. Laut "Gutes Geld" vom Frühjahr 2007 waren 40% der Kommanditanteile gezeichnet. Wurde der Rest aus Genossenschaftseinlagen vorfinanziert? Erwartet wird gemäss Prospekt ein Zinssatz von 4%, der fließt aber nicht den Mitgliedern zu. Die haben mit dem Ende der Ökobank von ihrem guten Geld ein Drittel verloren. Die Zinsen finanzieren die laufenden Kosten, insbesondere die Gehälter der Vorstände. Diese müssen noch nachweisen, dass ihre Arbeit dem dient, was mit der Gründung der Ökobank beabsichtigt war: die Förderung von ökologischen Projekten, Frauenbetrieben und Selbstverwaltungswirtschaft.

Die Vermittlung von Versicherungen, wie sie der ehemalige Ökobanker Andreas Obergfäll nun bei OekoGeno anbietet, reicht dafür nicht aus.Weinpatenschaften, Rabatt für Zypernwanderungen oder verbilligte Biolebensmittel? Die Ökobank wurde für eine kollektive Verbesserung der Lebensumstände gegründet, nicht für individuellen Konsum.

Der Aufsichtsratsvorsitzende der OekoGeno, der weltweit anerkannte Genossenschaftswissenschaftler Prof. Dr. Hans-H. Münkner, verriet auf der VV 2006, dass die Vorstände der OekoGeno für ein halbes Gehalt ganztags arbeiten sollen. Aber auch unter diesen Bedingungen ist es nicht egal, was sie tun. Und ob dies das richtige Signal ist in einer Zeit des Lohnabbaus und der Suche nach wirtschaftlichen Alternativen? Und das noch dazu von einer Genossenschaft?

Die gewohnte Transparenz der Ökobank wurde von OekoGeno mittlerweile vollständig aufgegeben. Weder finden sich Protokolle auf der Website, noch die Liste der gewählten Vertreter der Genossenschaft, noch Bilanzen. Die Ökobank entstand aus einer politischen Szene, viel Engagement und Geld wurde aufgebracht, um diese Bewegungsbank zu ermöglichen. Transparenz über die Resteverwertung steht den verbliebenen Mitgliedern, aber auch einer politischen Öffentlichkeit zu.

Kasten:

Die Ökobank eG

Die Ökobank eG war eine Genossenschaftsbank, deren Initiatoren sich aus der Nachrüstungsdebatte der 1980er Jahre und der aufkeimenden Umweltbewegung im Rahmen der Auseinandersetzung um Alternative Ökonomie rekrutierten. Nach einer großangelegten Aktion zur Zeichnung von Genossenschaftsanteilen u.a. auch in CONTRASTE wurde sie am 2. Mai 1988 in Frankfurt am Main gegründet. Mit der Gründung der Bank trennten sich die Wege von CONTRASTE und Ökobank eG. CONTRASTE wurde bis zur Gründung auch an alle Mitglieder des Gründungsvereins "Freunde und Förderer der Ökobank e.V." verschickt. Mit der Herausgabe einer eigenen, unkritischen Kundenzeitschrift entledigte sich die Ökobank eG, dem Anspruch der CONTRASTE, die Bank weiterhin kritisch zu begleiten. Damals verlor CONTRASTE auf einen Schlag mehr als 2.000 LeserInnen.

Ziele der Ökobank eG waren die Bereitstellung von Finanzmitteln für die damals aufkommenden Ökobetriebe und der Selbstverwaltungswirtschaft, da diese zu jener Zeit noch nicht von traditionellen Banken unterstützt wurden, sowie die Entwicklungsförderung in der so genannten Dritten Welt. Mit ihrer Gründung waren Visionen von einem "alternativen Wirtschaftskreislauf" verbunden, dem damit auch die notwendigen finanziellen Mittel zur Ingangsetzung zugeführt werden sollten.

Im Jahre 2000 geriet die Ökobank wegen Kreditrisiken in eine Schieflage. Die Ökobank hatte zu dieser Zeit ein Bilanzvolumen von 380 Mio. DM und 24.000 Mitglieder. Die Bank wurde Anfang 2003 von der anthroposophisch ausgerichteten GLS Gemeinschaftsbank eG übernommen.

Die abgewerteten Geschäftsanteile der Ökobank eG wurden in neue Anteile an der Finanzdienstleistungsgenossenschaft OekoGeno eG umgewandelt.

Links 
www.oekogeno.de
Geschichte der Ökobankbewegung aus eigener Sicht 
Ökobank am Ende? - Kritische Artikelserie aus der Zeitschrift CONTRASTE (2001): www.contraste.org/oekobank.htm 
www.contraste.org/oekobank1.htm 
www.contraste.org/oekobank2.htm 
www.contraste.org/we_are_the_hereos.htm

 

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Copyright © 1999 CONTRASTE Monatszeitung für Selbstorganisation
Stand: 30. Juni 2007