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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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Studie

Für die Volkswirtschaftler unter den WANDELSBLATT-Lesern sicherlich interessant ist eine erste Analyse der mit der "Berggebiets-Sonderaktion" in Österreich erzielten Effekte. Eine solche Studie wurde vom Institut für höhere Studien in Wien in Auftrag des Bundeskanzleramtes angefertigt. Wir zitieren die Ergebnisse in Kurzfassung:

Die spezifischen Zielsetzungen der Berggebietsonderaktion lassen sich in drei Dimensionen zusammenfassen:

1. Die Berggebietsonderaktion will neue, wirtschaftlich tragfähige Ideen (in organisatorischer und/oder produktmäßiger Hinsicht) , die insbesondere von neuen Gruppen in der Arbeitsbevölkerung getragen werden, fördern. Ihr Ziel ist, kurz formuliert, die Mobilisierung des Innovationspotentials in der Bevölkerung. Die "einfachen" Bauern, Kleingewerbetreibenden, Arbeiter, Jugendlichen, Bürgermeister, Fremdenverkehrsreferenten usw. sollen Ideen entwickeln und umsetzen, wie den entscheidenden Mängeln im Ort bzw. in der Region beizukommen ist. Damit ist schon angedeutet, daß es in der Sonderaktion eher um eine Vielfalt kleiner, arbeitseinkommens- oder versorgungsorientierter Initiativen geht als um wenige Top-Innovationsbetriebe.

2. Die Berggebietsonderaktion will regionalwirtschaftlich bedeutungsvollen, nachhaltig funktionierenden Wirtschaftsprojekten eine Starthilfe geben. Sie ist keinesfalls eine Alternativförderung in dem Sinn, daß sie Experimente aller Art unterstützt. Das Ziel ist die Verbesserung der Regionalwirtschaftlichen Situation, somit gehören nur zur Selbsttragung fähige Wirtschaftsprojekte zur Zielgruppe. Regionale Fähigkeiten und Ressourcen sollen sinnvoll genützt, die regionale Handelsbilanz verbessert werden, zusätzliche Kaufkraft in die Region strömen, und die Konkurrenz innerhalb der Region soll vermieden werden.

3. Die Berggebietsonderaktion fördert nur gemeinschaftlich getragene Projekte, in denen das Kopf-Stimmrecht gilt und in dem die einzelnen keinen Zugriff auf das gemeinsam erwirtschaftete Vermögen haben. Ziel dieser Forderung ist das Erreichen einer breiten Streuung von Beteiligung, Risiko und Erfolg und damit auch einen effektiven und sparsamen Einsatz von Investitionsmitteln und somit auch von öffentlichen Förderungsgeldern. Die Berggebietsonderaktion wurde 1979 ins Leben gerufen, lief in der zweiten Hälfte des Jahres 1980 an, wurde Ende 1981 erweitert und bis 1984 verlängert. Bisher wurden rund 65 Projekte gefördert. In der hier vorgelegten Evaluierungsstudie wurden 59 Projekte einbezogen. Von diesen 59 Projekten sind zwei als gescheitert zu betrachten, das sind rund 3% aller Projekte. Durch diese Sonderaktion wurden Projekte in allen Wirtschaftssektoren gefördert. Mit einem Anteil von 30 % nahmen die landwirtschaftlichen Veredelungs- und Vermarktungsinitiativen den Spitzenrang ein. Danach folgen mit 19 % die gewerblichen Projekte in Selbstverwaltung der Beschäftigten. An dritter Stelle folgen mit einem Anteil von 12% neuartige Fremdenverkehrsinfrastrukturprojekte und ebenfalls mit 12 % gemeinschaftliche Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe. Daneben gibt es noch Energieprojekte, Kunsthandwerksinitiativen, landwirtschaftliche Erzeuger-Verbraucherprojekte, land- wirtschaftliche Infrastrukturprojekte, überbetriebliche Kooperationen im Klein- und Mittelgewerbe und neuartige touristische Angebote.

AUSWERTUNG IN BEZUG AUF DAS MOBILISIERUNGSZIEL DER BERGGEBIETSONDERAKTION

Das Mobilisierungsziel der Berggebietsonderaktion wurde in den bisherigen Projekten in außerordentlich hohem Maße erreicht: 80% aller Projekte sind vollkommen neue Initiativen, knapp zwei Drittel aller Projekte stellen neuartige Produkte bzw. Dienstleistungen her. 40% vermarkten ihre Produkte bzw. Dienstleistungen in einer neuartigen Form. Durch etwa 40% bis 50% aller Projekte können die Beteiligten neue Qualifikationen im technischen und organisatorischen Bereich erwerben. über 60 % aller Projekte haben eine Pilotfunktion.

AUSWERTUNG IN BEZUG AUF DAS REGIONALWIRTSCHAFTLICHE ZIEL DER BERGGEBIETSONDERAKTION

Die regionalwirtschaftlichen Effekte der durch die Berggebietsonderaktion geförderten Projekte sind beachtlich:

Durch die Projekte wurden direkt Investitionen in der Höhe von 131 Mio Schilling ausgelöst, eine jährliche Zusatzwertschöpfung von rund 90 Mio Schilling, zusätzliche Einkommen von rund 74 Mio Schilling, zusätzliche Beschäftigung für knapp 1.000 Personen. Es wurden zusätzliche Exporte in der Höhe von 41 Mio Schilling und die Einsparung von Importen in der Höhe von 50 Mio Schilling ermöglicht. über 50 % aller Projekte vermarkten mehr als 80 % ihrer Produktion auf überregionalen Märkten. Bei 72 % aller Projekte tritt keinerlei Konkurrenz zu anderen Produzenten in der Region auf .

AUSWERTUNG IN BEZUG AUF DAS KOOPERATIONSZIEL DER BERGGEBIETSONDERAKTION

Das Kooperationsziel harmoniert in hohem Maße mit dem Mobilisierungs- bzw. Innovationsziel und dem regional wirtschaftlichen Ziel. In 74 % aller Betriebe ist die Kooperation ein wichtiges strukturelles Merkmal; und lediglich in 4 % der Projekte ist sie hinderlich. Es erreichten signifikant mehr Projekte die wirtschaftlichen Ziele, in denen die Kooperation wichtig ist, als in Projekten, die besser als Einzelbetrieb geführt werden könn- ten. Es besteht ein statistisch abgesicherter, hoch positiver Zusammenhang zwischen positivem Innovationsgehalt von Projekten und der Wichtigkeit der Kooperation.

SCHLUSSFOLGERUNGEN

Die beschriebenen positiven Effekte wurden mit einem Einsatz von 40 Mio Schilling an Mitteln aus der Berggebietsonderaktion erzielt. Damit wurden mehr als 70 Mio Schilling jährliche Einkommen und knapp 1.000 Personen eine Beschäftigung ermöglicht. 80% aller Projekte wären ohne die Förderung sicher nicht, weitere 17% erst zu einem bedeutend späteren Zeitpunkt bzw. nicht in dieser Form entstanden. Es gibt so gut wie keine Mitnahmeeffekte. Diese Ergebnisse rechtfertigen sicher nicht, die Berggebietsonderaktion mangels Erfolg bzw. Effektivität einzustellen. Bei einer Weiterführung sollten gravierende Veränderungen vermieden werden, weil die Richtlinien, die Organisation und die Durchführung der Berggebietsonderaktion sich bewährt haben und in hohem Maße zielkonform sind. Wichtig erscheint uns, eine weitere Verbesserung und Verbreiterung der Information und Beratung für potentielle Projektträger und die Projekte vorzunehmen, weil hier einer der Schlüsselfaktoren für die Inanspruchnahme der Aktion und für den Erfolg der Projekte liegt.

 

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Copyright © 1999 CONTRASTE Monatszeitung für Selbstorganisation
Stand: 15. November 2008