Monatszeitung für Selbstorganisation
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ATTAC SOMMERAKADEMIE: ARBEITSGRUPPE SOLIDARISCHE ÖKONOMIE GEGRÜNDETViele Wege unter einem DachDie diesjährige Sommerakademie von Attac fand vom 1. bis 5. August mit 800 TeilnehmerInnen in Fulda statt. Als Referent war auch Andrej H. aus Berlin geladen, der jedoch am 31. Juli verhaftet wurde, wegen des Vorwurfs des Verstoß gegen § 129a (siehe BUKO Erklärung, Seite 4). So erlebte die kleine Stadt eine bunte Demonstration für die sofortige Freilassung von Andrej und drei weiteren Verhafteten. Elisabeth Voß, Redaktion Berlin - Inhaltlich ging es auf der Sommerakademie unter anderem um die Nachbereitung der Protestwoche gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm. Die scharfe Distanzierung des Attac-Koordinierungskreis-Mitglieds Peter Wahl (WEED) von militanten DemonstrantInnen und sein Lob der Polizei hatte inner- und außerhalb von Attac Irritationen hervor gerufen. Die Frage, wie es nach G8 weiter geht und welche inhaltliche Ausrichtung Attac nun nimmt, spielte eine wichtige Rolle in den Diskussionen. Unter dem Motto "Das wird Folgen haben!" fand die Sommerakademie zusammen mit dem Ratschlag, dem höchsten beschlussfassenden Gremium von Attac, statt. Während Peter Wahl bereits im Vorfeld den Kapitalismus als alternativloses System bezeichnete (siehe Beitrag der Aktion 3. Welt Saar, Seite 4), sprach sich Attac-Neumitglied Heiner Geißler (CDU) bei seinem ersten Auftritt vor der Attac- Basis für einen dritten Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus in Form einer ökosozialen Marktwirtschaft, und für einen globalen Marshallplan für die Entwicklungsländer aus. Demgegenüber legte Sven Giegold, einer der Gründer von Attac in Deutschland, in seiner Rede vor dem Ratschlag dar, dass der Neoliberalismus die Ideologie des Kapitals sei. Zwar sei Globalisierungskritik nicht identisch mit Antikapitalismus, aber vieles was von Attac an der Globalisierung kritisiert würde, sei eigentlich Kritik am Kapitalismus. Daher sei es aus seiner Sicht an der Zeit, dass Attac sich offen dazu bekenne, dass es nicht nur gegen die Globalisierung des Kapitals, sondern gegen den Kapitalismus an sich ginge. Christina Deckwirth (Uni Marburg /WEED) konkretisierte das am Beispiel der Privatisierung. Es reiche nicht aus, nur die Globalisierung zu kritisieren und ein Zurück zum Sozialstaat zu fordern. Von der Globalisierungskritik zur Kapitalismuskritik sei mehr als ein Begriffswechsel. Es gehe jetzt darum, die Eigentumsfrage zu stellen, die Handlungslogik der Gewinnorientierung auch in staatlichen Unternehmen in Frage zustellen und eine radikale Demokratie einzufordern. In vier Gruppen diskutierte der Ratschlag dann über die zukünftige Ausrichtung von Attac. Das Meinungsbild der Anwesenden zu den danach im Plenum vorgestellten Schwerpunkten war in allen Fällen überwiegend positiv. So soll das Privateigentum in Frage gestellt werden durch Kampagnen gegen die Bahnprivatisierung, zur Zerschlagung der Energiekonzerne und gegen die Durchsetzung europäischer Freihandelsabkommen (EPAs) gegen die Staaten Afrikas, der Karibik und Pazifik-Region (AKP-Staaten). Darüber hinaus wurde eine stärkere Zusammenarbeit von Attac mit dem Bündnis Sozialproteste angeregt. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit von Attac soll nach dem Wunsch des Ratschlags in der Beschäftigung mit dem Thema Solidarische Ökonomie liegen. Nachdem Attac bereits Mitveranstalter des Kongress "Wie wollen wir wirtschaften? Solidarische Ökonomie im globalisierten Kapitalismus" im November vergangenen Jahres in Berlin war (CONTRASTE war ebenfalls Mitveranstalter und berichtete ausführlich), wurde nun auf der Sommerakademie eine AG Solidarische Ökonomie gegründet. Diese wird sich mit der ganzen Bandbreite eines anderen Wirtschaftens beschäftigen, von kleinen, mutmachenden Projekten bis hin zu solidarischen Wirtschaftsbeziehungen zwischen verschiedenen Ländern. Es sollen Informationen gesammelt und zusammen geführt werden, ein Austausch zwischen Theorie und Praxis soll stattfinden und ein Angebot für Bildungs- und Diskussionsveranstaltungen entwickelt werden. Zum Schluss der Sommerakademie verlas Klaus-Rainer Rupp (Attac Finanzreferent / Linkspartei) ein eigenes Gedicht, in dem er sich mit seinen Gedanken und Gefühlen zum Werfen eines Steines auseinander setzte. Er endete damit, dass er diesmal keinen Stein geworfen habe, aber nie behaupten würde, so etwas nie zu tun. |
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