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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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September03

Aus dem Inhalt
Obdachlosen-Fussball

SCHWERPUNKTTHEMA BIOTEC:

Biotechnologie und Bioethik   

 

Eine Mitarbeiterin dieser Zeitschrift hatte angefragt,
was denn so manche Themen in einer Zeitschrift für
Selbstorganisation zu suchen haben. Das kann mensch
natürlich auch bei den sogenannten
Lebenswissenschaften fragen. Aber: sind die in dieser
Disziplin aufgeworfenen Fragen nicht indirekt auch
solche, die den oder die "SelbstorganisiererIn"
angehen? Was gibt es noch selbst zu organisieren,
wenn das Wesen Mensch genetisch programmiert
werden kann?

 

von Gerhard Kern, Redaktion Heidelberg - Fast unbemerkt
von der großen Öffentlichkeit hat sich eine Entwicklung
vollzogen, die in ihrer Dimension heute kaum absehbar
ist. Gentechnisch veränderte Pflanzen sollen angebaut
werden können, sonst seien wir die Schuldigen für eine
Hungerkatastrophe in Afrika. Gentechnisch veränderte
Lebensmittel müssen in Zukunft in den Verkaufsregalen
angeboten werden und zwar gleichberechtigt neben biologisch
oder konventionell hergestellten Produkten.

Die EU-Kommision will im September Grenzwerte
von 0,3 bis 0,7% der zulässigen gentechnischen Verunreinigung
von Saatgut vorschlagen. Wenn das durchkommt, was anzunehmen
ist, wird das komplette Saatgut gentechnisch beeinflusst
sein.. Bio adieu!!!

Erzwungen hat das nicht zuletzt die neue amerikanische
Administration mit Hilfe ihrer Denkfabriken und unter
Zuhilfenahme von Kapitalinteressen. "Also moralischer Druck:
In Afrika stünden die Bauern bereit, gentechnisch verändertes
Getreide herzustellen. So lange sich die
Europäer allerdings gegen dessen Einfuhr abschotteten,
bliebe der Anbauanreiz gering - und damit die
Entwicklungsmöglichkeiten des ärmsten Kontinents. Was Bush -
beziehungsweise sein Handelsbeauftragter Robert Zöllick -
nicht erwähnten, ist, dass vor allem in den USA
Großkonzerne wie "Monsanto" bereit stehen, ihr gentechnisch
verändertes Saatgut zu exportieren. Und natürlich auch die
Überschüsse an Gentech-Nahrungsmitteln
per Hungerhilfe - die übrigens gar nicht in allen
afrikanischen Staaten willkommen ist (vgl. Freitag 21. 2.
2003)." (1) Aber: nicht der "böse" Konzern Monsanto
oder die Amerikaner setzten das durch, sondern die Struktur,
die dem Kapitalismus innewohnt. Die Konzerne und
die Staaten müssen zwangsläufig handeln, wie sie handeln.

Die Entwicklung der Gentechnik, und darin eingeschlossen der
Humangenetik, ist nicht möglich ohne die
sie begleitende und alle Hindernisse ausräumende Bioethik.
Die Erfolg und Geld versprechenden Technologien
brauchen jene Philosophie, die von Kritikern auch
"Mörderphilosophie" genannt wird, als Begleitmusik für die
Durchsetzung bei der jeweiligen Bevölkerung. Da müssen
etliche Bedenken gegen die Euthanasie (schöner
Tod), gegen die Programmierung der Pflanzen und Tierwelt und
des Menschen zur Seite geräumt werden. (2)
In Spezialdiskursen - "hinter verschlossenen Türen"
- wurden die notwendigen Schritte bei der Umsetzung einer
"interessensorientierten Ethik" gedanklich vorbereitet. (3)
Den BürgerInnen und Bürgern wurde dann eine Konvention
(4)vorgesetzt, die sie nicht verstehen und auch nicht
durch alternative Entwürfe verändern konnten und können.
Die Interessen sind klar: Der Standort Deutschland braucht
faire Bedingungen für die Forschung, gleiche Ausgangspunkte
für die Entwicklung auf den Gebieten der von einer rot-grünen
Regierung so genannten Lebenswissenschaft, ein
Herrschaftsbegriff, der verschleiert was darunter alles
verborgen wird.

Daher scheint es uns um so wichtiger auch in CONTRASTE dieses
Thema zu beachten. Denn: "betroffen" sind wir alle!

In dieser Ausgabe werden zu Wort kommen: Martin Blumentritt
zur Ethik, Erika Feyerabend zum Paradigmenwechsel in Wissenschaft
und Gesellschaft, Aristoula Papadopoulos und Christian Fischer zur
Durchdringung der Zivilgesellschaft mit der Humangenetik und ihren
Folgen. Da das komplexe Thema nicht in einer Ausgabe behandelt
werden kann, werden wir auch in den nächsten Ausgaben die
Folge-Beiträge dazu liefern.

Eure Bio-Ethik Redaktion.

1) Siehe: www.freitag.de/2003/wissenschaft.php
2) Eine ungewöhnliche Idee, wie sich die Thematik angstfrei
aufarbeiten ließe, hat schließlich noch Professor Stadler parat: "Wir
bräuchten eigentlich mehr Gentechnikwitze." Siehe dazu:
www.welt.de/chl/15.html
3) Siehe: home.t-online.de/home/M.S.Salomon/rezens2htm#91
4) www.ruhr-uni-bochum.de/zme/Europarat.htm#dt-0298

Anmerkungen:

Lebenswissenschaften:
Das Jahr der Lebenswissenschaften (2001) war eine Initiative
der Bundesministerin für Bildung und Forschung Edelgard
Bulmahn

Bioethikkonvention:
www.ruhr-uni-bochum.de/zme/Europarat.htm

Mitgliedstaaten:
http://www.ruhr-uni-bochum.de/zme/Europarat.htm#liste
Liste der Mitgliedstaaten des Europarats, welche das
Übereinkommen gezeichnet haben (Stand 02.11.1999) Quelle:
Auswärtiges Amt, Bonn / List of Memberstates that signed
the Convention as of January 4th 1999. Die Staaten, die
gezeichnet haben, erscheinen KURSIV; die Staaten, welche
auch schon ratifiziert haben sind unterstrichen. Für die
Staaten in GROSSBUCHSTABEN ist die Konvention in Kraft
getreten. The states that signed the Convention appear in
ITALICS.

Vergleiche auch:
http://conventions.coe.int/treaty/EN/cadreprincipal.htm
Albanien, Andorra, Belgien, Bulgarien, DÄNEMARK,
Deutschland, Ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien,
Estland, Finnland, Frankreich, Georgien, GRIECHENLAND,

Großbritannien, Irland, Island, Italien, Lettland,
Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Kroatien, Moldavien,
Niederlande, Norwegen
, Österreich, Polen, Portugal, Russische
Föderation, Rumänien, SAN MARINO, Schweden, Schweiz,
SLOWAKISCHE REPUBLIK, SLOWENIEN,
SPANIEN
, Tschechische Republik, Türkei, Ukraine,
Ungarn, Zypern

 

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Copyright © 1999 CONTRASTE Monatszeitung für Selbstorganisation
Stand: 07. August 2008