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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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Oktober 2009

Editorial
Aus dem Inhalt
Horst Stowaser ist tot
Geburtstagsanzeigen

25 JAHRE CONTRASTE ALS SPIEGEL SELBSTORGANISIERTER BETRIEBE, PROJEKTE UND INITIATIVEN

Die vielen Wege zur Selbstorganisation


Foto: Archiv

Aus Anlass unseres 25-jährigen Bestehens haben wir unsere Fördermitglieder, AbonnentInnen und einige weitere Projekte eingeladen, sich selbst unter dem Aspekt »Selbstorganisation« in unserer Jubiläumsausgabe darzustellen. Für diese Beiträge haben wir den größten Teil unserer Zeitung bereitgestellt und möchten mit diesem 12-seitigen Schwerpunkt die Vielfalt selbstorganisierter Initiativen, Betriebe, Projekte und Vernetzungszusammenhänge darstellen.

von Elisabeth Voß, Redaktion Berlin # Uns interessierten dabei in erster Linie die praktischen Erfahrungen. Wir haben also darum gebeten, nach einer kurzen Beschreibung des Projekts ein paar Fragen zu beantworten:

Was versteht ihr unter Selbstorganisation, bzw. woran lässt sich erkennen, dass ihr selbstorganisiert seid?
Welche Veränderungen haben sich in der Art und Weise, wie ihr diese Selbstorganisation lebt, im Laufe der Zeit entwickelt?
Was sind für eure Praxis die Vorteile der Selbstorganisation, und welche Probleme bringt sie mit sich?
Für alle aus dem letzten Jahrhundert noch eine Zusatzfrage: Habt ihr Erfahrungen mit dem Generationenwandel? Wie habt ihr ggf. den Übergang von der Generation der GründerInnen auf Neue gestaltet?

Die von uns vorgegebene Beschränkung auf 3.500 Zeichen haben viele nicht eingehalten, manche deutlich überschritten. Es ist sicher nicht möglich, in solcher Kürze die Fragestellungen differenziert auszuleuchten. Zumal wir ausdrücklich um ehrliche Berichte und Reflektionen gebeten hatten, statt glatter, werbender Selbstdarstellungen. Die Kürze kann dazu anregen, die Darstellung sehr präzise auf den Punkt zu bringen. Sie kann aber auch zur Oberflächlichkeit verleiten. Es stellt sich auch die Frage, wie klar innerhalb einer Gruppe die eigene Struktur definiert ist, und wer die Definitionsmacht darüber hat, wie die eigenen Ansprüche und die oft davon abweichende gelebte Wirklichkeit nach außen zu kommunizieren sind. So kam es vor, dass Beiträge nicht geschickt wurden, weil es in der Gruppe keinen Konsens über die unterschiedlichen Sichtweisen auf das eigene Projekt gab. Andere Gründe für Absagen waren Überlastung durch eigene Probleme oder aktuelle Anforderungen im Projekt.

Auf meine Anfrage an den Eilhardshof antwortete Horst Stowasser am 7. August: »Hallo Elisabeth, schön, von Dir zu hören! Bin bis 24. 8. in Urlaub und werde Dir unseren Text über den Eilhardshof bis 30. 8. zusenden. Herzlichst Horst«. Gänzlich unerwartet ist Horst Stowasser dann am 30. August gestorben (Nachrufe siehe Titelseite unten und Seite 2).

Die eingegangenen Beiträge spiegeln sehr anschaulich die Bandbreite der Themen und Fragestellungen in selbstorganisierten Projekten wider. Die einen bleiben sich treu, indem sie allen Widrigkeiten ein »trotz alledem« entgegen setzen und ihre egalitären Strukturen und oft mühsamen basisdemokratischen Entscheidungsfindungsprozesse beibehalten. Andere haben im Zuge der Professionalisierung mehr oder weniger flache Hierarchien aufgebaut, die oftmals eine Verdeutlichung bereits vorher vorhandener informeller Machtstrukturen darstellen. Solche Umstrukturierungen können Ungleichheiten innerhalb einer Gruppe transparent und damit bearbeitbar machen, können aber auch der Einstieg in den Ausstieg aus einer gelebten Selbstorganisation sein. Das ist immer von den Beteiligten, ihren Interessen und ihrem Engagement abhängig.

Es gibt viele Wege, kein »richtig« oder »falsch«. Die einen haben gleichen Lohn für jede Arbeit beibehalten, andere Lohnspreizungen vorgenommen, um Fachleute an den Betrieb zu binden. Zunehmend finden sich Menschen in selbstverwalteten Unternehmungen, die dort arbeiten möchten, aber nicht bereit oder in der Lage sind, einen Teil der Verantwortung mitzutragen. So gibt es Kern-Kollektive mit Angestellten, aber ebenso die bewusste Entscheidung dafür, auch weniger selbstorganisationsfähige Menschen als gleichberechtigte Mitglieder zu integrieren und damit eine besondere Qualität des Miteinander zu entwickeln, die sich konsequent gegen herrschende Verwertungslogiken stellt.

 

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Copyright © 1999 CONTRASTE Monatszeitung für Selbstorganisation
Stand: 30. September 2009