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Offener Brief

„Die Tücken des Altpapiers"

Offener Brief

An den Hauptvorstand der IG Chemie-Papier-Keramik, Abt. Presse und Öffentlichkeitsarbeit

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

um ehrlich zu sein – wir sind eigentlich ganz froh darüber, endlich einmal die Gelegenheit zu haben, mit Euch Kontakt aufzunehmen.

Der Artikel „Die Tücken des Altpapiers", der in der "Gewerkschaftspost" l2/84 erschienen ist, bzw., das was daraus in Presse und Funk verkürzt und verfälscht wiedergegeben wurde, können wir als „Verbund Selbstverwalteter Betriebe für Umweltschutzpapier" (kurz: vup) natürlich so nicht stehen lassen.

Mehrfach sind in den vergangenen Wochen Kunden auf uns zugekommen und haben gefragt, was das ganze denn soll, was ist dran an all dem, was in den Zeitungen steht, sind die Gewerkschafter denn verrückt geworden? Wie viele nun am Sinn des Umweltschutzpapiers zweifeln und keines mehr kaufen und benutzen, wissen wir nicht.

Wir haben versprochen, uns darum zu kümmern und haben uns von Euch die Unterlagen über die betreffende Fachtagung schicken lassen. Wir waren angenehm überrascht: Kein Wort davon, daß UWS-Papier schädlich oder gefährlich sei –vielmehr wurde fundiert darauf hingewiesen, daß das umweltfreundliche Recycling auch seine Schattenseiten hat, daß nämlich durch den unkontrollierten und verantwortungslosen Einsatz von Chemikalien bei der Altpapieraufbereitung gesundheitliche Schäden, wie z.B. Hauterkrankungen und Allergien bei den papierherstellenden Kollegen auftreten können.

Hingewiesen wurde auch auf eine zusätzliche Belastung durch das in vielen Betrieben übliche Deinking-Verfahren, das ermöglicht auch sog. Mischaltpapier zu verarbeiten.

"Allerdings bedingt auch dieses Verfahren wieder einen hohen Chemikalienanteil im Wasser. Dieser hohe Chemikalienanteil kann zu Schwermetallbelastungen im Papier und in der Pappe führen. Weiter ergibt sich das Entsorgungsproblem des beim Flotationsverfahren anfallenden Schaumes mit den oftmals nicht gerade gesunden Druckfarben."

All diese Feststellungen und Forschungsergebnisse bestätigen unser jahrelanges Bemühen, auf UWS-Papierherstellende Fabriken Druck auszuüben, ein weitestgehend umweltfreundliches chemikalienarmes Papier herzustellen, das – mit leichten Einschränkungen – für graphische Zwecke geeignet ist. Unser Kriterienkatalog für ein konsequentes Umweltschutzpapier:

vup Umweltschutzpapier ist ein ökologisch sinnvolles Produkt. Es spart Energie und Rohstoffe und wird nach folgenden Kriterien hergestellt:

Einsatz von 100 % Altpapier aus Haus- und Industrieabfällen. Das hochwertige Endprodukt erfordert es, daß relativ hochwertige bzw. sortierte Abfälle eingesetzt werden (nicht so bei Pappe und Karton). Wir setzen aber voraus, daß unsere Lieferfirma alles technisch denkbare und ökologisch vertretbare unternimmt, um auch stark verunreinigte Altpapiere veredeln zu können.
Mechanische Altpapieraufbereitung, möglichst ohne Faserverkürzung, um den Rohstoff für weiteres Recycling zu schonen und die Qualität des Endprodukts zu garantieren. Die Reinigung erfolgt auf mechanischem und mechanisch-thermischem Weg ohne Zugabe von chemischen Binde- und Lösemitteln.
Keine Entfärbung (Deinking), Bleichung oder Färbung. Unser Umweltschutzpapier erhält seine Farbe ausschließlich durch die Mischung der Altpapiersorten und durch die Auflösung der Druckfarben im Papier. Damit werden unnötige chemische Prozesse vermieden und die Wasserbelastung stark dezimiert.
Leimung mit Naturharzen. Es wird bis zur Tintenfestigkeit (Halbleimung) geleimt, jedoch nicht wie bei vielen Papieren mit Kunststoffen oberflächenveredelt.
Ökologischer Wasserhaushalt. Das bedeutet zum einen, daß der Frischwasserzusatz stark gesenkt wird (brauchte man früher weit über 100 l/kg Fertigprodukt, darf bei unseren Papieren der Verbrauch nicht über 5 l/kg Fertigprodukt liegen); zum anderen ist die kontrollierte Klärung der geringen Abwässer Voraussetzung. Der Chemieaufwand für die Regeneration des Wassers muß so gering wie möglich gehalten werden.
Geringer Energieverbrauch ist ein weiteres Kriterium für die ökologische Gesamtbilanz. Unsere Lieferfirmen müssen durch technische Innovationen, wie Wärmerückgewinnung, den Energiebedarf drastisch gesenkt haben. Wir sind bemüht, immer die günstigsten Werte durch ständiges Abfragen der Produktionsmethoden bundesdeutscher Papierfabriken zu erhalten und unseren Einkauf entsprechend zu organisieren.

Dieser Kriterienkatalog ist das Ergebnis unserer nun schon jahrelangen Beschäftigung mit dem Thema UWS-Papier. Wir sind uns jedoch im klaren darüber, daß er nicht endgültig sein kann und durch Gespräche mit kompetenten Partnern – wie z.B. mit Euch – noch verbessert werden und dem, was technisch möglich ist, entsprechend verändert werden kann. Dabei sind wir jedoch auf die Zusammenarbeit mit Personen, die mit der Papierherstellung Tag für Tag befaßt sind, angewiesen.

Wir, als Menschen, die in Selbstverwalteten Betrieben arbeiten, sind nicht so einfach der einen (Arbeitnehmer) oder der anderen Seite (Arbeitgeber) zuzurechnen, viele von uns sind jedoch – noch aus alten Tagen – Gewerkschaftsmitglieder, die sich in ihrem früheren Berufsleben auch aktiv für ihre gewerkschaftlichen Interessen eingesetzt haben, und das ist in der Regel noch gar nicht so lange her.

Wir würden uns jedenfalls freuen, auf diesem Wege mit Euch ins Gespräch zu kommen. Wir haben nämlich festgestellt, daß es durchaus parallele Interessen gibt und das ist zumindest nach einem konsequenten Umweltschutzpapier, bei dem auch der Arbeits- und Gesundheitsschutz für die papierproduzierende Kollegen von zentraler Bedeutung.

Wir freuen uns, bald von Euch zu hören!

Jochen Reinalda (i.A. für den Verbund Selbstverwalteter Betriebe für UWS-Papier)

 

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Copyright © 1999 CONTRASTE Monatszeitung für Selbstorganisation
Stand: 26. Dezember 2009