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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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November 2009

Editorial
Aus dem Inhalt
Oskar für Datenkraken

ENERGIE IN BÜRGERHAND

Hase oder Igel: 

Die Energiewirtschaft im Spannungsfeld von Rekommunalisierung, Vergenossenschaftlichung und Monopolisierung


300 Trecker, 50.000 Leute aus der ganzen Republik protestierten am 5. September gegen die Atomkraftnutzung. Auch Mitglieder 
der
Genossenschaft »Energie in Bürgerhand eG« waren zahlreich vertreten

Die Dynamik im Energiesektor ist gewaltig. Dies gilt nicht nur für die Entwicklung der regenerativen Energien, sondern auch für die Strukturen der Energieversorgung. Rekommunalisierung und Vergenossenschaftlichung sind zwei zentrale Trends. Ob dies anhält, bleibt ungewiss. Atomlobby und die aktuell handelnden politischen Parteien stemmen sich diesem Trend kräftig entgegen. Umso wichtiger ist es, sich mit innovativen Organisationsformen für eine nachhaltige Energiewirtschaft intensiv auseinanderzusetzen. »Energie in Bürgerhand« und die Qualifizierung zum energiegenossenschaftlichen Projektentwickler, im Schwerpunkt ausführlicher dargestellt, stehen als Beispiele dafür.

Burghard Flieger, Red. Genossenschaften # Die deutsche Gesellschaft ist »energiesüchtig«. Sie verhält sich wie ein Alkoholiker, der glaubt, sein Suchtproblem lösen zu können, indem er in eine Schnapsfabrik einheiratet. Nötig ist aber zunächst eine »Entziehungskur«. »Erst dann können wir überhaupt beurteilen, wie viel Energie wir wirklich brauchen«, so lautet die Diagnose von Hans-Peter Dürr, der im Oktober 80 Jahre alt wurde. Er ist Mitglied des Club of Rome. Dürr gilt als wichtiger Impulsgeber der internationalen Umwelt- und Friedensbewegung. 1987 erhielt er den Alternativen Nobelpreis. Laut Dürr ist eine solare Energiewende nur möglich, wenn auch die großindustriellen Strukturen der Energieerzeugung verändert werden. Die Energieherstellung müsse in der Hand der Bürger und Kommunen, nicht der Großkonzerne oder Staaten liegen.

Beeindruckender Zuspruch

Den bisher größten Schritt in Richtung Bürgerbeteiligung beabsichtigt die Genossenschaft »Energie in Bürgerhand eG« zu gehen. Mit 100. Mio. Euro und mehr will sie in die Thüga einsteigen, den fünftgrößten Energiekonzern Deutschlands. Dieser entsteht, wenn der Verkauf seitens der E.ON tatsächlich bis Ende des Jahres über die Bühne geht. Die Verkaufsverhandlungen mit zwei Zusammenschlüssen von Stadtwerken der Integra und der KOM9 sind bereits abgeschlossen. Zum Einstieg der Energie in Bürgerhand fanden erste Vorgespräche statt.

Der Einstieg wäre eine Sensation. Damit bekäme die Thüga ein neues Gesicht. Sie wäre nicht nur in der Hand der Stadtwerke, sondern könnte bundesweit als Energiekonzern mit bürgerschaftlicher Beteiligung und nachhaltiger Ausrichtung grundlegende Weichen für eine klimafreundiche Energiepolitik stellen. Sie würde damit dem Legitimationsdefizit und der fehlenden Glaubwürdigkeit der großen Vier ein eigenständiges überzeugendes Profil entgegensetzen. Die Stadtwerke könnten so Bürgernähe überzeugend demonstrieren.

Der Schwerpunkt startet mit einem Überblick von Jörg Lange über den sich wandelnden Energiemarkt. Deutlich werden dabei der Trend zur Rekommunalisierung, aber auch die zahlreichen Hürden, die sich hier auftürmen. Erst vor diesem Hintergrund lässt sich der Stellenwert der Initiative »Energie in Bürgerhand« richtig einschätzen. Immerhin erhielt diese innerhalb von fünf Monaten Zusagen und Einzahlungen von über 3.500 Menschen für mehr als 20 Mio. Euro. Anschließend werden die Ziele und der aktuelle Stand der Entwicklung der eingetragenen Genossenschaft skizziert. Das Für und Wider durch Michael Sladek von dem Ökostromanbieter EWS Schönau und von Wolf von Fabeck vom Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV) sowie ein Interview mit der ehrenamtlich aktiven Industriekauffrau Beya Stickel über die Hintergründe ihres Engagements runden den Überblick ab.

Unterstützende Qualifizierung

Einschränkungen der Entwicklung auf dem Markt für regenerative Energien ergeben sich durch den Arbeitsmarkt. Das immense Beschäftigungswachstum – 2007 waren im Bereich der regenerativen Energie ca. 20.000 Unternehmen mit ca. 250.000 Menschen tätig – wird durch fehlende qualifizierte Arbeitskräfte begrenzt. Um die Potenziale weiterhin ausschöpfen zu können, sind hier Kooperationen der beteiligten Akteure gefragt mit einem Schwerpunkt bei der Schnittstelle von Endnutzer und installierendem Betrieb. Genau in diesem Bereich setzt eine Qualifizierung zur Umsetzung von Energiegenossenschaften an. Sie startet im März 2010 in Rheinland-Pfalz. Mit deren Hilfe soll eine Bürgerbewegung von unten im Bereich der regenerativen Energien angestoßen werden – eine ideale Ergänzung zum Einstieg der Bürger in die Thüga.

Schwerpunktthema Seite 7 bis 10

 

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Stand: 30. Oktober 2009