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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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November 2006

Aus dem Inhalt
Verbot gegen Antifa-Symbole

WIRTSCHAFTLICHE SELBSTHILFE VON UNTEN

Solidarische Existenzsicherung

Vom 24. bis 26. November findet an der TU Berlin der Kongress "Wie wollen wir wirtschaften? Solidarische Ökonomie im globalisierten Kapitalismus" statt. Nachdem es viele Jahre still geworden war um alternative Formen von Ökonomie, scheint das Thema jetzt wieder aktuell zu werden.


Catadores-Kooperative Cooperlimpa, Diadema, Brasilien                                                                                                                               Foto: Elisabeth Voß

Elisabeth Voß, Redaktion Berlin - Immer mehr Menschen sind nicht in der Lage, ihren Bedarf durch Einkäufe am Markt zu decken - ihnen fehlt das dafür nötige Geld. Sie sind zum Beispiel darauf angewiesen, gebrauchte Dinge zu kaufen, holen sich Lebensmittel an Ausgabestellen von Kirchen oder sozialen Einrichtungen und nutzen Angebote der Umsonstökonomie. Wer keine Wohnung mehr hat, schläft in Notunterkünften und kann weitere Angebote sozialer Träger in Anspruch nehmen.

Parallel zur zunehmenden Armut und Hilfsbedürftigkeit entwickeln sich Angebote sozialer Einrichtungen. Deren MitarbeiterInnen sind oft selbst schlecht bezahlt, viele haben Ein-Euro-Jobs, aber es gibt auch eine Reihe von ehrenamtlich Tätigen. Es wird in diesem Bereich zweifellos viel notwendige Arbeit mit großem Engagement geleistet. Es gibt aber ebenso diejenigen, die an der Not anderer gut verdienen, öffentliche Mittel erhalten, ohne dass dies den Betroffenen wirklich zugute käme.

Erwerbslosigkeit und materielle Not führt darüber hinaus oft zu sozialer Ausgrenzung und gesundheitlichen Problemen. Fürsorgliche Hilfsangebote sind notwendig, können aber auch Abhängigkeiten schaffen. Wer lange von fremder Hilfe lebt, ohne die Erfahrung, aus eigener Kraft etwas bewirken zu können, verliert leicht an Selbstvertrauen. Umgekehrt kann die Bewältigung prekärer Lebenslagen in Selbsthilfe ungeahnte Kräfte freisetzen.

Wir werfen in diesem Schwerpunkt einen Blick auf Alternativen. Auf Projekte, in denen Menschen mit unterschiedlichen Befähigungen zur Lebensbewältigung Strukturen schaffen, um ihre materielle und soziale Situation zu verbessern. Neben der Selbsthilfe spielt dabei auch die Solidarität mit anderen eine wichtige Rolle.

So beschreibt Daniela Kaminski vom Verband Second-Hand vernetzt, dass in der Gebrauchtwaren-Branche einerseits Arbeitsplätze entstehen für Benachteiligte, andererseits diskriminierungsfrei Preiswertes angeboten wird. Den Berliner Büchertisch stellt seine Gründerin Ana Lichtwer als interessantes Beispiel gemeinschaftlicher Selbsthilfe in dieser Branche vor.

Auch die hier dargestellte Sozialistische Selbsthilfe Köln lebt von Gebrauchtwaren, und ebenso wie die Basisgemeinde Wulfshagener Hütten leben und arbeiten hier sehr unterschiedliche Menschen miteinander. Beide Gruppen haben einen ausgesprochen politischen Ansatz. Hans Otto Strübel-Eckert von Wulfshagener Hütten stellt hier die menschliche Seite des Zusammenlebens in den Vordergrund.

Selbsthilfe von Marginalisierten findet hierzulande oft im Stillen statt, anders als zum Beispiel in Frankreich, wo es sowohl eine starke Erwerbslosenbewegung, als auch eine offiziell anerkannte und unterstützte "Economie sociale et solidaire" gibt. Von dort kennen wir auch die Bewegung der "Sans Papiers", der illegalisierten Menschen ohne Aufenthaltsrecht, die mit politischen Aktionen auf sich aufmerksam machten. Petra Datta umreißt die Schwierigkeiten der Solidarischen Existenzsicherung von Papierlosen in Deutschland.

Impulse solidarischer Ökonomie kommen seit einigen Jahren verstärkt aus Lateinamerika. Manfred Liebel beschreibt eine Kinder-Kooperative in Peru, und ich berichte von zwei Kooperativen von MüllsammlerInnen in Brasilien und Argentinien, die ich 2004 besucht habe. Die zum Schluss dokumentierte Erklärung umreißt den Zusammenhang zwischen politischer Begründung und konkreter Projektpraxis: Eine andere Welt ist notwendig - eine andere Welt ist möglich - eine andere Welt hat schon begonnen.

In diesem Sinne werden wir diesen kleinen Ausschnitt aus der Vielfalt wirtschaftlicher Selbsthilfe von unten in den nächsten Ausgaben mit weiteren Beispielen fortsetzen.

Schwerpunktthema Seite 7 bis 10. Wie wollen wir wirtschaften? Solidarische Ökonomie im globalisierten Kapitalismus Kongress 24. - 26.11.06, Technische Universität Berlin www.solidarische-oekonomie.de

 

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Stand: 07. August 2008