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Mumia Abu-Jamal

GROSSE WENDE IM FALLE MUMIA ABU-JAMAL!!

Brisantes Entlastungsmaterial vorgelegt

In einer dramatischen Pressekonferenz Anfang Mai hatte das neue Verteidigungsteam Mumias, der britische Strafverteidiger Nicholas R.D. Brown, Marlene Kamish aus Chicago, Eliot Lee Grossman aus Los Angeles und J. Michäl Farrell aus Philadelphia, Dokumente präsentiert, die zum ersten Mal belegen, dass Mumia im Juli 1982 unschuldig zum Tode verurteilt worden ist.

Victor Grossman, Red. Heidelberg - Erstmalig hat Mumia Abu-Jamal den Werdegang der blutigen Ereignisse vom 9. Dezember 1981 so geschildert, wie er sie erlebt und erlitten hatte. Diese hatten dazu geführt, dass er seit beinahe 20 Jahren im Gefängnis sitzt, und fast so lange in einer Todeszelle mit der Drohung seiner Hinrichtung im Nacken.

Dabei erklärte Mumia Abu-Jamal unter Eid seine Unschuld (siehe Kasten Seite 3). Zusätzlich gibt es vereidigte Aussagen sowohl von Mumias Bruder, der in die Schießerei verwickelt worden war, sowie von Arnold R. Beverly, der gesteht, dass er es war, der in der Dezembernacht den Polizisten Daniel Faulkner getötet hatte - im Auftrag von Gangstern.

Er und Mumias Bruder sind sich darin einig, dass Mumia nichts mit der Ermordung des Polizisten zu tun hatte. Der Bruder Mumias, William Cook, schwor in seiner Aussage: "Ich hatte nichts mit dem Mord an dem Polizeioffizier zu tun. Mein Bruder, Mumia Abu-Jamal, ebenfalls nicht." Und Mumia Abu-Jamal schwört, dass er gefährlich angeschossen wurde als er sich der Szene der Schießerei näherte - nachdem er seinen verletzten Bruder dort erkannt hatte.

Diese überraschende neue Wendung resultiert möglicherweise aus der Tatsache heraus, dass Mumia Abu-Jamal seine langjährigen Anwälte Daniel Williams und Leonard Weinglass, die ihn seit 1992 vertreten hatten, am 6. März 2001 entlassen hatte und nun von neuen Anwälten vertreten wird. Arnold R. Beverly behauptet, er hätte die Tat mit einem anderen Mann im Auftrag der Gangster begangen, weil befürchtet wurde, dass Daniel Faulkner die in diesem Gebiet geballten Rauschgift-, Prostitutions- und Glückspielgeschäfte aufklären wollte. "Ich glaubte, weil ich von dem Gangster-Mob angeheuert wurde, um Faulkner zu erschießen, durch andere dort anwesende korruppte Polizisten Hilfe zu erhalten."

Eigenartigerweise wurden die Aussagen von Arnold R. Beverly - dessen Wohnort nicht bekanntgegeben wurde - sowie von Mumias Bruder - beide vom Juni 1999 datiert - im bisherigen Prozessverlauf nicht berücksichtigt worden, sie lagen seit zwei Jahren bei den Akten der beiden Anwälte. Daniel Williams, einer der entlassenen Anwälte meinte, er und Leonard Weinglass hätten beschlossen, die Dokumente nicht zu verwenden. Eine Begründung für diese Vorgehensweise gab es nicht und die beiden Anwälte gaben dazu auch keinen weiteren Kommentar ab.

Der Streit zwischen Mumia Abu-Jamal und Anwalt Williams, der zur Entlassung von ihm und Weinglass führte, kann auch daher resultieren, das Williams in einem gerade herausgegebenen Buch über den Fall - ohne Mumia darüber zu konsultieren - eine "gemäßigtere" Prozessstrategie befürwortete als die durch "radikale pro-Mumia" Gruppen geforderte. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft, die gegen Mumia ermittelt hatte, lehnt die eidesstattliche Aussage als "offensichtlich lächerlich" ab.

Der derzeit mit dem Fall befasste Richter Yohn muss immer noch entscheiden, ob Mumia Abu-Jamals verfassungsmässige Rechte beim Prozess 1982 und im Revisionsverfahren 1995, die beide von Richter Albert Sabo geleitet wurden, verletzt wurden. Richter Albert Sabo ist berüchtigt für die hohe Zahl von Todesurteilen gegen Afroamerikaner. In diesem Fall kann Yohn eine Revision bzw. einen neuen Prozess anordnen.

Einer der neuen Anwälte, die im April ihre Arbeit aufnahmen, meinte: "Die falsche Person hinzurichten würde für Daniel Faulkner keine Gerechtigkeit bedeuten." Und Mumia Abu-Jamal, der 1982 nicht aussagte, weil der Prozess so offensichtlich unfair war, und dem später von seinen Anwälten von weiteren Aussagen abgeraten wurde, meinte nach seiner schriftlich niedergelegten Aussage: "Jetzt bekam ich zum ersten Male die Gelegenheit, das zu erzählen, was sich in den frühen Morgenstunden vom 9. Dezember 1981 ereignete".

 

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Copyright © 1999 CONTRASTE Monatszeitung für Selbstorganisation
Stand: 07. August 2008