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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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März 2013

Archiv-CD
Aus dem Inhalt
Wohnen

SCHWERPUNKTTHEMA

Selbstbestimmt Arbeiten

»Hauptsache irgendeine Arbeit, egal welche!« fordern die einen. »Arbeit muss auch Spaß machen, die persönliche Entwicklung fördern und gesellschaftlich sinnvoll sein« meinen die anderen – und häufig sind es die gleichen Menschen, die nach einigen Jahren vergeblicher Jobsuche resigniert von der zweiten zur ersten Aussage übergehen. Die Widersprüche in der auslaufenden Arbeitsgesellschaft werden immer größer, gleichzeitig nimmt auch die soziale Spaltung zu, die Reichen werden reicher, während die niedrigen Einkommensschichten es zunehmend schwerer haben, auch nur ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen.

Von Brigitte Kratzwald, Redaktion Graz # Während die einen unter Überlastung stöhnen und Burnout zur Volkskrankheit wird, leben die anderen unter prekärsten Bedingungen von der Hand in den Mund. Der Umgang mit Arbeitslosen wird umso repressiver, je höher die Arbeitslosenzahlen steigen. Die Wirtschaftskrise hat die Situation noch einmal verschärft. Zur Überwindung der Krise wird die Schaffung neuer Arbeitsplätze gefordert, die meisten davon können aber kaum ihren Mann oder ihre Frau ernähren.

Schon seit den Anfängen des Industriekapitalismus, seit entfremdete Lohnarbeit zur Norm wurde und nur das als »Arbeit« galt, was zur Kapitalvermehrung beitrug, gab es auch Widerstand gegen diese Entfremdung und Experimente mit Alternativen. Das Streben nach Autonomie in der Arbeitswelt, das in den 70er Jahren viele selbstverwaltete Projekte auf den Weg brachte, wurde oft genug vom System vereinnahmt. In der neoliberalen Ausprägung des Kapitalismus ist Autonomie eine Grundanforderung an Arbeitskräfte, die vor allem zu vermehrter Selbstausbeutung führt.

Auf der Suche danach, was Autonomie unter diesen Umständen bedeuten könne, gingen viele Ideen und Diskurse der letzten Jahre über eine demokratische Form der Arbeits- und Betriebsorganisation hinaus, hin zu grundsätzlich anderen gesellschaftlichen Arrangements. Sie beziehen auch die Verteilung von Reichtum und Arbeit in ihre Überlegungen mit ein, fordern die Entkopplung von Arbeit und Einkommen oder stellen den Begriff »Arbeit« grundsätzlich in Frage.

Michael Albert hat mit »Participatory Economy« (Parecon) ein Modell der Wirtschaftsdemokratie entwickelt, in dem weder Markt noch bürokratische Planung vorgeben, was produziert werden soll und wie viel konsumiert werden darf, sondern die Produzierenden und Konsumierenden sich selbst untereinander absprechen. Dieses Modell wird in unserem Schwerpunkt vorgestellt und von Christian Siefkes, Autor von »Beitragen statt Tauschen« und Proponent der Peer-Produktion, kritisch kommentiert.

Das Modell »Neue Arbeit« von Frithjof Bergmann wurde in der vorletzten CONTRASTE-Ausgabe (Nr. 340) vorgestellt. Das »Otelo«, über das wir in dieser Ausgabe berichten, hat diese Idee in den ländlichen Raum in Oberösterreich transportiert.

Vor allem Frauen weisen darauf hin, dass ein großer Teil der gesellschaftlich notwendigen Arbeit nicht in Form von Erwerbsarbeit, sondern unbezahlt erbracht wird. Sie fordern, diese Sorgetätigkeiten gleich zu bewerten wie die bezahlte Arbeit, sowohl finanziell als auch was den sozialen Status betrifft. Frigga Haug geht in der Vier-in-einem-Perspektive noch einen Schritt weiter. Sie bezieht auch Eigenarbeit und gesellschaftliches oder politisches Engagement in den Arbeitsbegriff mit ein und plädiert im CONTRASTE-Interview für eine radikale Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit, »damit alle genug Zeit haben, sich der sozialen fürsorgenden Praxen ebenso anzunehmen, wie sich selbst zu entwickeln und politisch tätig zu sein«.

Andere kritisieren gerade, dass immer mehr unter dem Begriff »Arbeit« subsumiert wird und betonen die Qualität der Tätigkeiten und sozialen Beziehungen, die außerhalb der Arbeitswelt angesiedelt sind. Wenn Menschen, etwa durch ein Grundeinkommen, von Erwerbsarbeit unabhängig wären, dann könnten sie sich selbstbestimmt jenen Tätigkeiten zuwenden, die sie wirklich befriedigen und hätten auch ausreichend Zeit für Muße. Konzepte wie die Peer Produktion oder die Subsistenz-Perspektive stellen Geld und Tausch grundsätzlich in Frage. Nicole Lieger und Brigitte Kratzwald skizzieren Visionen eines Lebens jenseits der Lohnarbeit.

Schwerpunktthema Seite 7 bis 10

 

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Stand: 26. Februar 2013