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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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Juni 2010

Editorial
Aus dem Inhalt
Infoladen bedroht

MITGLIEDERFÖRDERUNG STATT KOMMERZIALISIERUNG

Kulturgenossenschaften 
Leuchttürme zukunftsfähiger Kultur


Der singende Mann (1928), Ernst Barlach, Kunsthalle zu Kiel – wurde mit der Software der 
Kulturgenossenschaft »digiCULT« erfasst. Die Bilder werden im Internet u.a. auf www.museen-nord.de publiziert.

 

Die Kultur in Deutschland befindet sich im Umbruch. Das ist immer der Fall, bedingt durch den ständigen kulturellen Wandel aller modernen Gesellschaften. Zusätzlich wird der gegenwärtige Umbruch aber massiv verschärft durch anstehende erhebliche Kürzungen in weiten Teilen der Kultureinrichtungen. Privatisierungen, Sponsorensuche und unterschiedliche Formen der Kommerzialisierung sind die Folge. Lassen sich dafür nicht andere Formen finden? Könnte in vielen Fällen nicht auch bürgerschaftliches Engagement eine Alternative zum (Aus-)Verkauf kultureller Einrichtungen sein? Kulturgenossenschaften wären eine solche denkbare, in Deutschland bisher stark vernachlässigte Perspektive. Der vorliegende Schwerpunkt ist eine erste Annäherung an dieses Thema.

Burghard Flieger, Red. Genossenschaften # Dem Begriff Kulturgenossenschaften kann ein breites Spektrum in sehr unterschiedlichen Bereichen wirtschaftlich tätiger Genossenschaften zugeordnet werden, deren Mitglieder oder Beschäftigte dem kulturellen Sektor zuzurechnen sind. Insofern beinhaltet die Bezeichnung Kulturgenossenschaften eine Zuordnung zum Kultursektor, in dem diese Genossenschaften wirtschaftlich agieren. Unterscheiden lassen sich u.a.:

1. Kulturgenossenschaften bürgerschaftlichen Engagements, 

2. Professionelle Kulturgenossenschaften sowie 

3. Genossenschaftliche Unterstützungseinrichtungen für Kultur.

Nur die professionellen Kulturgenossenschaften können produktivgenossenschaftlichen Charakter aufweisen, während der stärker verbreitete hilfsgenossenschaftliche Charakter für alle drei Ansätze in Frage kommt.

Produktivgenossenschaften sind es, wenn zumindest ein nennenswerter Teil der Mitglieder auch Beschäftigte der Genossenschaft sind oder über diese regelmäßig bezahlte Arbeit erhalten, die nicht in irgendeiner Form der Selbständigkeit oder Subunternehmerschaft ausgeführt wird. Der hilfs- oder fördergenossenschaftliche Charakter ist gegeben, wenn die Mitglieder über diese Genossenschaften Leistungen beziehen oder einbringen, die der ergänzenden Unterstützung ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit oder ihrer Reproduktion bzw. ihres Kulturkonsums im weitesten Sinne dienen.

Beispiele mit Tradition

Der Schwerpunkt Kulturgenossenschaften startet mit einem Hintergrundsaufsatz. Dieser geht auf mögliche Hintergründe für das erwachende Interesse an dem Thema Kulturgenossenschaften ein. Gleichzeitig werden erste sich abzeichnende Schwerpunkte bei den bisher vorhandenen Kulturgenossenschaften aufgezeigt. Naheliegenderweise hängt die Zuordnung auch von dem jeweiligen Kulturverständnis ab: Wie weit oder wie eng wird der Kulturbegriff gezogen? Sind Bildung und Qualifizierung oder Printmedien und Verlage dem Kultursektor zuzurechnen?

Im weiteren Teil des Schwerpunkts geht es um die Darstellung praktischer Beispiele. Der Einstieg erfolgt anhand einer Genossenschaft mit Tradition, der Künstlergenossenschaft »Kunst + Bau« in Dresden. Immerhin hat sie bereits ihr 50jähriges Bestehen gefeiert. Gegründet wurde sie im Sommer 1958 von einer handvoll Künstler, die gerade ihr Studium beendet hatten. Sie suchten zielstrebig nach Arbeitsorten und -möglichkeiten, um ihr Können anzuwenden und um sich an den großen Veränderungen und dem Aufbau der Kultur im Lande zu beteiligen. Ergänzt wird dieses Beispiel durch die gegenwärtig älteste noch bestehende Kulturgenossenschaft in Deutschland, dem »Theater Ansbach – Kultur am Schloss eG«. Sie blickt auf das stolze Gründungsdatum 1919 zurück.

Unterstützungsstrukturen

Nach der Tradition stehen aktuelle Gründungen im Mittelpunkt. Unter den Ansätzen mit bürgerschaftlichem Engagement kommt dem gemeinnützigen Programmkino Aalen eG, einer ehrenamtlichen Kinogenossenschaft, die Vorreiterrolle zu. Sie »reizt« bereits in mehreren Städten zur Nachahmung. Von den genossenschaftlichen Unterstützungseinrichtungen für Kultur werden die Genossenschaften »Berlin Music Commission« und »digiCULT-Verbund« dargestellt. Erstere versteht sich als übergreifendes Netzwerk der Musik- und Veranstaltungsbranche Berlins. Die »digi- CULT« entwickelt für Museen in Schleswig-Holstein ein digitales Gesamtkonzept zur Dokumentation der Museumsbestände. Kultur wird so für jedermann zugänglich, eine Zukunftsaufgabe von Kulturpolitik.

Schwerpunktthema Seite 7 bis 10

 

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Stand: 24. Mai 2010