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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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Juni 2009

Aus dem Inhalt
Defend Squats

SOZIALE PROJEKTE ODER DOCH SELBSTBESTIMMTES WIRTSCHAFTEN?

Umsonstläden erfolgreich?


Hamburger Umsonstladenfest 2008

Seit gut 10 Jahren gibt es sie in Deutschland und Österreich: die Umsonstläden. Es sind inzwischen ca. 50 – und sie funktionieren meistens gut. Hier findet ein locker verknüpftes Geben und Nehmen von Dingen statt:Wer an tragbaren, noch benutzbaren Dingen etwas über hat, bringt es dorthin.Wer etwas benötigt, kann es dort umsonst abholen ...

Hilmar Kunath, Redaktion Hamburg # Das im Frühjahr 1999 erstmals in Hamburg geprägte Stichwort »Zu schade zum Wegwerfen« hat sich gut verbreitet. In einer Welt, in der fast alles nur durch Kauf und Verkauf erhältlich ist, erwies sich das »Umsonst« als kleiner Denkanstoß. Es geht nämlich auch anders: Zumindest die Überschüsse des Warenverkehrs, die in Kellern oder Böden unbenutzt herumliegen, können durch Eigeninitiative in die Umsonstläden gebracht werden, wo sie umsonst weitergegeben, dann wieder genutzt werden. Die bisher 50 Umsonstläden helfen ständig Energie, Rohstoffe und sinnlose Neuproduktion einzusparen. Was Mensch im Umsonstladen bekommt, muss sie/er nicht kaufen. Das hilft besonders vielen Leuten mit wenig Geldeinkommen, besser »über die Runden zu kommen«.

Geplant ...

... waren die Umsonstläden jedoch vor 10 Jahren anders: Ein erfreuliches Funktionieren der Umsonstläden sollte die Grundlage sein, um mehr Menschen zur Selbsthilfe und Nachbarschaftshilfe anzuregen. Weitere Projekte des verabredeten, freien Gebens und Nehmens sollten sich an die Umsonstläden anlagern. Dadurch wollten die InitiatorInnen allmählich die Abhängigkeit vom allgemeinen Warenmarkt und von der Erwerbsarbeit Schritt für Schritt lockern. Es sollten Erfahrungen selbstbestimmten Wirtschaftens und im Umgang miteinander in selbstorganisierten Gruppen gewonnen werden. Das erwies sich als nicht so leicht. Doch diese Erfahrungen liegen jetzt vor.

Tatsache ...

... ist inzwischen: Eine Weiterentwicklung ist nur bei sehr wenigen Umsonstläden gelungen. Sie ist oft auch nicht erwünscht. Die allermeisten Umsonstladen- Aktiven erfreuen sich an dem praktischen und sozialen Funktionieren ihrer Initiative. Weitergehende Diskussionen sind erfahrungsgemäß nach ein paar Jahren des Ein- und Ausräumens der vielen abgegebenen Dinge erlahmt. Die meisten Umsonstladen- Aktiven sehen ihren Ansatz inzwischen als »soziales Projekt« – eher in einem reformkapitalistischen Sinn. Sie helfen dort, wo der Staat nicht mehr dazu in der Lage ist. Zu diesem Thema möchte sich aber kaum noch jemand in der CONTRASTE oder anderswo äußern.

Gegenseitige Hilfe unerwünscht?

Etliche Umsonstladen-Aktive in vielen Umsonstläden helfen sich nicht gegenseitig durch eine systematische gegenseitige Versorgung mit den Dingen, die sie so zahlreich »zwischenlagern«. Sie haben eher ein Verständnis, dass diese Dinge umsonst für die mehr oder weniger »bedürftigen« NutzerInnen bestimmt sind – und sie selbst eher die »ehrenamtlich Tätigen«, denen diese Dinge nicht zustehen ... Sicher sind nicht alle Aktiven mit dieser Tendenz zufrieden. Jedoch nehmen sie kaum gruppenübergreifend Kontakt miteinander auf.

Darüber hinaus hat es sich als recht schwierig erwiesen, den Umsonstläden weitere selbstorganisierte Projekte bewusst hinzuzufügen. Die Aktiven sind meistens mit dem angefangenen Umsonstladen voll ausgelastet. So viel Initiativkraft, ein weiteres Projekt (in Zusammenarbeit mit dem ersten) zu entwickeln, haben die wenigsten Menschen. In den meisten Umsonstläden wird kaum (noch) darüber gesprochen, wie »ihr« Umsonstladen sich weiterentwickeln könnte. Also ist es doch kein Erfolgsmodell??

Enttäuschter Rückzug oder selbstkritisches Weiterentwickeln?

Es kommt darauf an, was die jeweiligen Aktiven wollen. Die allermeisten sind wohl mit der bloßen Funktion ihres Umsonstladens (also mit einem klitzekleinen Unterschied zur sie umgebenden Warenwelt) und mit ihren daran anknüpfenden sozialen Kontakten in der eigenen Gruppe zufrieden.

Einige haben sich auch wieder zurückgezogen. Siehe dazu den Brief von Grit in dieser Ausgabe. CONTRASTE fügt hier keine weiteren Erfahrungsberichte hinzu, die das Funktionieren von Umsonstläden belegen (siehe dazu zum Beispiel CONTRASTE Nr. 232). In dieser Ausgabe stehen verschiedene Ansätze und Versuche im Mittelpunkt, die versuchen, Umsonstläden weiter zu entwickeln. Manchmal wurde auch erst einmal ohne Umsonstladen neu angesetzt, um ihn später wieder hinzuzunehmen (siehe den Bericht vom Kubiz Wallenberg aus Berlin).

Schwerpunktthema Seite 7 bis 10

 

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Copyright © 1999 CONTRASTE Monatszeitung für Selbstorganisation
Stand: 29. Mai 2009