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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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Januar 2007

Aus dem Inhalt
Zensur bei der taz

SOLIDARISCHE ÖKONOMIE

Aufbruchssignal aus Berlin


                                                                                    Foto: Matthias Breiter/Antenberger

In einer Welt, in der nicht nur Lebensmittel oder Kleidung sondern zunehmend auch zwischenmenschliche Beziehungen zur Ware (und zu Kapital) werden und ein individualisierender Konkurrenzkampf das Leben bestimmt, wird von vielen Menschen Solidarität (gegenseitige Hilfe zu beiderseitigem Nutzen) als bedeutsam und dringend nötig erlebt. Auf dem Kongress "Wie wollen wir wirtschaften? Solidarische Ökonomie im globalisierten Kapitalismus" in Berlin wurde deutlich, dass viele Menschen, die sich bisher in der globalisierungskritischen Bewegung oder an der Gewerkschaftsbasis und in anderen Bereichen engagierten, mehr praktische Solidarität in ihren Alltag holen wollen. Das Stichwort "Solidarische Ökonomie" brachte dieses Bedürfnis treffend auf den Punkt.

Hilmar Kunath, Redaktion Hamburg - Auf dem Kongress scheint es tatsächlich gelungen zu sein, die in den letzten Jahrzehnten entstandenen Versuche und Ansätze "alternativen" Wirtschaftens (Kommunen, Lebensgemeinschaften, Wohn- und Hausprojekte, Energieinitiativen, Regiogeld-Initiativen, Tauschringe, Umsonstläden, Genossenschaften der einen oder anderen Art und andere Projekte) einen Schritt aus ihrer gesellschaftlichen Isolation heraus zu holen und mit den Bewegungen gegen die Auswirkungen eines globalisierten Kapitalismus in Gespräche zu bringen. Diese Begegnung machte auch einen Teil der positiven Stimmung auf dem Kongress aus. Man sprach "fraktionsübergreifend" miteinander.

Wo ein Bedürfnis da ist und die Begriffe zunächst fehlen, da stellt ein neues Wort sich ein: "Solidarische Ökonomie"? Was aber könnte "Solidarische Ökonomie" für Menschen bedeuten, die sich gegen eine Verschlechterung ihrer Lebensverhältnisse wehren und den von der allgemeinen Privatproduktion angetriebenen Konkurrenzkampf "jeder gegen jeden" nicht mehr mitmachen wollen?

Eine große Mehrheit der in Berlin Anwesenden neigte wohl dazu, zunächst kollektiv, unter Hintanstellung des Gewinnmotivs, auf den Markt zu gehen. Dabei wird zwar das Kapital, nicht jedoch Waren und Geld in ihrer Nützlichkeit in Frage gestellt. Eine Minderheit hingegen machte auf die praktischen Erfahrungen der letzten Jahrzehnte aufmerksam, wonach tausende Projekte und Betriebe, die "kollektiv" "auf den Markt" gegangen waren, sich binnen weniger Jahre zu ganz "normalen" privatwirtschaftlichen und hierarchisch strukturierten Gebilden zurückentwickelt hätten. In der Mehrzahl hätten sie - in ihren Bemühungen, sich konkurrenzfähig auf dem Markt zu bewegen - nicht einmal mehr die Zeit genommen, über ihre eigene Rückentwicklung nachzudenken. Verständlich ist es daher, wenn nun die in Berlin neu in Richtung Ware, Geld und Markt Aufbrechenden gefragt wurden, ob sie diesen wiederum höchst wahrscheinlichen Anpassungsprozess noch einmal durchleben wollten.

Positiv für eine Weiterentwicklung der zahlreichen in Berlin vertretenen Projekte ist die erkennbare Bereitschaft vieler einzelner Menschen, unabhängig davon, wie "antikapitalistisch" oder "wertkritisch" man sich begreifen könnte, sich für Initiativen solidarischen Wirtschaftens in ihrem Alltag zu öffnen.

Deshalb ist es auch nach dem Kongress wichtig, von allen anerkannte Orte der Information über die Projektvielfalt, der Erfahrungsvermittlung und solidarischer Diskussion zu schaffen. Der "Serviceknoten für ein Kommunikationsnetz von Solidargemeinschaften" (siehe Seite 7) soll ein erster Ansatz dazu sein.

CONTRASTE greift die Debatte mit Beiträgen in dieser Ausgabe auf. Wir hoffen auf weitere Beiträge zu der Frage, wie der Ansatz solidarischer Ökonomie sowohl weiter mit Praxis als auch mit kritischem Verständnis gefüllt werden könnte. Die zwei Artikel zu Umsonstläden sollen für eine "neue Ehrlichkeit" beim Berichten über selbstorganisierte Projekte stehen.

Schwerpunktthema auf den Seiten 7 bis 11

REDAKTIONELLE BEMERKUNG

Aus aktuellem Anlass hat die CONTRASTE-Redaktion den für diese Ausgabe geplanten Schwerpunkt über "Umsonstläden - wie weiter" in eine Berichterstattung vom Kongress "Solidarische Ökonomie" vom 24. bis 26. Nov. 2006 in Berlin umgestaltet. Weitere Berichte und Artikel zur Entwicklung von Umsonstläden folgen deshalb später. Auch weitere Berichte vom offensichtlich anregenden Kongress sind der CONTRASTE willkommen.

 

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Stand: 07. August 2008