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Hausbesetzung

WEIHNACHTLICHE HAUSBESETZUNG IN MANNHEIM

"Kein Gott - kein Staat - kein Mietvertrag!"

Ein Weihnachtsgeschenk der besonderem Art leisteten sich eine Gruppe engagierter BewohnerInnen des Mannheimer Stadtteils Jungbusch: Um ihrer Forderung nach einem autonomen Sozialen Zentrum im Kiez Nachdruck zu verleihen, besetzten sie kurzerhand am 1. Weihnachtsfeiertag ein Haus.  Das Gebäude am Linken Ufer 20 war bislang von der selbstverwalteten Umzugsfirma Arbeiterselbsthilfe (ASH) benutzt worden und soll in der zweiten Januarwoche abgerissen werden.

Von Kurt Regenauer aus Olhão - Jede Stadt hat ihre "Szeneviertel". Was den DresdnerInnen ihre Äußere Neustadt oder in Nürnberg liebevoll "Gostambul" (für Gostenhof) genannt wird, ist in Mannheim Jungbusch. Und so soll es auch bleiben: ein farbenfroher Kiez mit hohem Ausländeranteil und ohne Ausgrenzung der weniger Betuchten.

Seit Jahreswechsel sind die MannheimerInnen aus Jungbusch zu Recht sauer. Ein "Soziales Zentrum", wie sie es mit ihrer Besetzung forderten, wird es wohl zumindest vorläufig mal nicht so bald geben. Dabei war zu besseren Zeiten mit der Hausherrin Deutsche Bahn schon einmal vernünftiger zu reden gewesen. Immerhin hat das nebenstehende Gebäude mit der Handwerkergenossenschaft einen langfristigen Vertrag im Erbbaurecht. 

Im vorliegenden Fall sitzt der Bahn das Musterländle als eigentliche Besitzerin im Nacken. Die Landesregierung aber fördert einen Plan zur Umkrempelung des ganzen Viertels. Renommierprojekte wie eine Pop-Akademie und ein Musikpark, sowie andere städtebauliche Maßnahmen (z.B. der Hafenpromenade) soll den Jungbusch für finanziell höher gestellte Bevölkerungsgruppen attraktiv machen. Sie lassen eine Ausgrenzung und Vertreibung der angestammten BewohnerInnen befürchten.

Deshalb wurde geräumt. Und das geschah so: 

Zunächst wurde versucht, die BesetzerInnen auszuhungern, Strom, Wasser und Gas abgestellt. Demonstrationen mussten das Haus versorgen. 
Dann wurde geräumt.
Danach wurde das Haus durch die Feuerwehr geflutet (Eisbildung) und unbewohnbar gemacht. 

Der Augenzeuge Gerhard W. berichtet:
"Das Haus wurde um 7 Uhr geräumt. Im Einsatz waren SEK und der Mannheimer Einsatzzug der Bereitschaftspolizei. Das SEK kam u.a. per Hubschrauber übers Dach. Die Leute aus dem Haus wurden mit aufs Präsidium genommen, sind aber wieder alle auf freiem Fuß.

Direkt nach der Räumung wurde hinzukommenden UnterstützerInnen erlaubt, die Sachen der BesetzerInnen aus dem Haus zu räumen. Gleichzeitig wurde von Bauarbeitern begonnen, die Räume unbrauchbar zu machen (Fenster raus, Türen zuschweißen),  außerdem ist geplant, das Haus zu fluten."

Scheinheilig verweisen die Stadtoberen auf Kulturprojekte, Bürgerbeteiligung und eine Turnhalle, die sie auch den kleinen Leuten gönnen. Tatsache ist, dass in der ganzen Region selbstorganisierte Zentren systematisch plattgemacht werden. Erst (vor vier Jahren schon) das "AZ" in Heidelberg und jetzt eben auch der Hoffnungsschimmer "Linkes Ufer" in Mannheim.

Saniert wird eben nur auf Kosten des Lebens. Da stören Soziale Zentren, die das Zusammenleben sanieren können.

 

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Stand: 07. August 2008