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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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Februar 2009

Aus dem Inhalt
Kongress in Wien

ELEMENTE SOLIDARISCHER ÖKONOMIEN

Betriebliche Selbstverwaltung


Die GründerInnen von Wagner & Co Solartechnik vor ihrer ersten Betriebsstätte 1979

Solidarische Ökonomien haben viele Gesichter, zum Beispiel: solidarische Handelsbeziehungen zwischen verschiedenen Ländern, Fair Trade zwischen KonsumentInnen und ProduzentInnen, genossenschaftliche Produktion und Kooperation, oder staatliche Unternehmen unter demokratischer Kontrolle. Solidarische Ökonomie findet überall dort statt, wo nicht der Profit, sondern der konkrete Nutzen für die Beteiligten ausschlaggebend dafür ist, was produziert wird, wie dies geschieht, und wie die Güter und Leistungen miteinander ausgetauscht werden.

Elisabeth Voß, Redaktion Berlin # Dies ist in selbstverwalteten Betrieben meistens der Fall. Dabei unterscheiden sich die Erfahrungen zum Beispiel mit Rechtsform, Eigentum, Entscheidungsfindung, Ein- und Ausstieg und wirtschaftlicher Tragfähigkeit je nach historischer Situation und konkreten Rahmenbedingungen. Mit diesen Erfahrungen verändern sich die Betriebe und ihre Selbstverwaltung im Laufe der Zeit.

Hierzulande stand seit den 1970er Jahren der Wunsch nach selbst bestimmten Arbeiten im Vordergrund. Es wurden nützliche Produkte hergestellt und Leistungen erbracht, die im gesamten Herstellungsprozess weder anderen Menschen, noch der Umwelt schaden, und dabei in der Zusammenarbeit die eigene Kreativität entfalten. Die Betriebe Oktoberdruck, Wagner und Co. und der Fahrradladen Mehringhof stammen aus dieser Zeit.

Dort hat sich der hohe Anspruch des Beginnens, dass alle gleichmäßig am Eigentum und Ertrag beteiligt sein und gleiche Verantwortung tragen sollten, über die Jahrzehnte den unterschiedlichen Wünschen der Beteiligten entsprechend ausdifferenziert. Geblieben ist der Versuch, die tägliche Zusammenarbeit und die Entscheidungsprozesse darüber so gleichberechtigt wie irgend möglich zu gestalten. Der teilweise Abschied von den Vorstellungen, wie ein richtiges Kollektiv organisiert zu sein hätte, mag bedauerlich sein, schafft aber unterschiedliche Beteiligungsmöglichkeiten und Zugänge für ganz verschiedene Menschen, und baut damit Brücken aus der Selbstverwaltungsszene in die Gesellschaft hinein.

Ganz andere Entstehungsgeschichten haben besetzte Betriebe, in denen die Selbstverwaltung zum Erhalt der Arbeitsplätze erkämpft wurde, wie in den 1970er Jahren die Uhrenfabrik Lip in Frankreich oder seit sieben Jahren Zanon in Argentinien. Eingebettet in soziale Bewegungen und mit großer Unterstützung eines solidarischen Umfeldes stand und steht hier die Existenzsicherung im Vordergrund, ebenso wie bei den Kämpfen der Landlosen in Brasilien. Diese Existenzsicherung ist gleichzeitig auch politische Aktion. Dabei möchten die KollegInnen von Zanon zwar die betriebliche Selbstverwaltung der ArbeiterInnen aufrecht erhalten, fordern aber vom Staat, dass er ihren Betrieb übernimmt.

Die ArbeiterInnen des selbstverwalteten serbischen Medikamentenherstellers Jugoremedija (Seite 11) haben mit dem bisherigen Umgang des Anteilseigners Staat durchgängig schlechte Erfahrungen gemacht. Nun fühlen sie sich davon bedroht, dass der Staat seine 42% am Unternehmen meistbietend verkaufen könnte. Jugoremedija wird sich in Wien auf dem Kongress Solidarische Ökonomie vorstellen, ebenso wie das Internetcafé Planet13 aus Basel, das von Armutsbetroffenen ehrenamtlich betrieben wird. Dort bieten sie kostenlose Zugänge für Arme und Ausgegrenzte zu den neuen Medien, ihren Informationen und Kommunikationsmöglichkeiten.

In Berlin stellen sich gerade im Rahmen des Kunstprojekts Le Grand Magasin mehrere europäische Produktivgenossenschaften vor. An ihnen wird deutlich, wie unterschiedlich diese Unternehmensform ausgestaltet werden kann, je nach Rahmenbedingungen und Ansprüchen der Beteiligten.

Selbstverwaltete Betriebe, die am Markt tätig sind, müssen einen Weg finden zwischen ökonomischen Notwendigkeiten und betriebswirtschaftlichem Erfolgsdruck einerseits und den Wünschen und Ansprüchen an selbstorganisierte Strukturen und politische Entscheidungen andererseits. Die basisdemokratische Ausgestaltung dieser Spielräume ist ihre besondere Qualität. Diese ist gleichzeitig Ausdruck und Motor der Entwicklung gesellschaftlichen Bewusstseins, das weit über den einzelnen Betrieb hinaus weist.

Schwerpunktthema Seite 7 bis 10

SCHWERPUNKTTHEMA

35 Jahre Oktoberdruck Berlin Kollektiv und Selbstverwaltung Seite 7

Fahrradladen Mehringhof Kollektive Strukturen in flachen Hierarchien Seite 7

30 Jahre Wagner & Co Solartechnik Der selbstverwaltete Betrieb – Baustein für eine solidarische Ökonomie? Seite 8

Fliesenfabrik Zanon/Argentinien Die Fabrik gehört allen! Seite 9

Ausstellung »Le Grand Magasin« Zwitterdinger Seite 9

Internetcafé Planet13, Basel Seite 10

Erkämpfte Selbstverwaltung LIP und die brasilianische Landlosenbewegung Seite 10

 

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Copyright © 1999 CONTRASTE Monatszeitung für Selbstorganisation
Stand: 30. Januar 2009