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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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Februar04

Dresden.Umsonst
Aus dem Inhalt

Trotz alledem - ökonomische Alternativen in diesen Zeiten des Sozialabbaus?

Anders Arbeiten?

Anders Arbeiten, sinnvolle Arbeit jenseits der
Lohnarbeit - ein Dauerbrenner derjenigen Linken,
denen es um Selbstorganisierung ging. Selber etwas
aufbauen, nicht in negativistischer Kritik erstarren, und
in einem diesseitigen Jenseits den Wertewandel
praktizieren. Vieles wurde gedacht, geschrieben und
diskutiert: über Selbstausbeutung, informelle
Machtstrukturen und neue Chefs (Chefinnen selten),
über Vereinnahmungen durch Marktwirtschaft und
andere Systemzwänge, Radikalität und Kompromisse.
Gute alte Zeit, in der Anders Arbeiten ein Traum war.

Robert Ulmer, Elisabeth Voß, Initiative Anders Arbeiten,
Berlin -
Heute wird der Traum vom anderen Arbeiten wahr - als
Albtraum:

Wir verachteten die stupide Sicherheit und die immer gleiche Routine - heute haben wir diskontinuierliche Erwerbsverläufe und befinden uns in prekären Einkommensverhältnissen, stehen unter kurzfristigen Erfolgszwängen und vermissen langfristige berufliche Perspektiven.
Wir wollten nicht mehr nur das Rädchen im Getriebe entfremdeter Abläufe sein - heute sind wir ganzheitlich eingebunden in das unternehmerische Zielsystem, mobil und flexibel jederzeit im Dienste des Unternehmens.
Wir wollten nützliche Dinge tun und nicht nur für die unmenschliche Glitzer- und Scheinwelt arbeiten - heute wird immer mehr notwendige Arbeit engagierten Ehrenamtlichen und pflichtbewussten Familienangehörigen überlassen, vor allem Frauen.
Wir wollten der Natur und dem Wesen der Dinge nahe sein und waren fasziniert von traditioneller Subsistenz - heute sind mehr und mehr Menschen aus Armut und Not auf Selbstversorgung angewiesen, weil sie keinen Zugang zu den Gütern der Massenproduktion haben.
Wir wollten eine ausreichende Grundsicherung, die vom Zwang zur Lohnarbeit befreien sollte - heute haben wir eine Grundsicherung für Alte in Höhe der pauschalierten Sozialhilfe, zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben, und für alle anderen einen Abbau der sozialen Sicherungssysteme, verbunden mit autoritärem Arbeitszwang.

Die Initiative Anders Arbeiten organisierte im April 1999 in Berlin einen Kongress "Anders arbeiten - oder gar nicht!?" (1). Es ging um Alternativen zu herkömmlicher Erwerbsarbeit, Möglichkeiten eines "Öffentlich geförderten Beschäftigungssektors (ÖBS)", Selbstverwaltung und den immer etwas diffusen "Dritten Sektor". Es wurden tapfer Forderungen an die erst wenige Monate regierende rot-grüne Bundesregierung formuliert (2) - während Deutschland wieder Krieg führte, zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Seitdem setzt sich die Initiative Anders Arbeiten kritisch mit bundesweiten und Berliner Entwicklungen auseinander, formuliert statt wohlklingender Forderungen zunehmend Kritik und Opposition gegen Sozialabbau, Arbeitszwang und das gesamte Instrumentarium des Klassenkampfs von oben. Wir sind aber keine politische Organisation mit einheitlicher Meinung, sondern ein Zusammenhang von Gruppen und Einzelpersonen mit unterschiedlichen Analysen, Herangehensweisen und Zielen. Unsere Grundsatzdebatten verlaufen oft kontrovers, das spiegelt sich auch in diesem Schwerpunkt wider: 

Anne Seeck setzt sich auseinander mit dem Arbeitszwang damals in der DDR und heute hier, Elisabeth Voß plädiert für die Notwendigkeit von Arbeit und alternativer Ökonomie, Cornelia Rasulis beschreibt die Situation von Frauen und ehrenamtlichem Engagement, Robert Ulmer fordert ein bedingungsloses Existenzgeld für alle, und Eckart Hildebrandt beschreibt Verlauf und Ergebnis der Debatten des Berliner Agenda 21-Fachforum Zukunft der Arbeit.

Welche praktischen Schlussfolgerungen sich aus den unterschiedlichen Ansätzen ergeben, welche Debatten, Aktionen und Projekte entwickelt werden, und wie erfolgreich diese angesichts der sich verschärfenden Rahmenbedingungen sein können, darüber werden wir die CONTRASTE-LeserInnen auf dem Laufenden halten.

Wer am monatlichen Plenum der Initiative Anders Arbeiten teilnehmen möchte, ist herzlich eingeladen. Wir freuen uns auch über Rückmeldungen und Kommentare von außerhalb Berlins!

(1) siehe CONTRASTE-Kongressbeilage in der
taz vom 29.03.99, und Contraste April 1999

(2) "Berliner Frühlingspapier":
www.contraste.org/ergebnisse.htm

Schwerpunktthema Seite 7 bis 10

INFO

Initiative Anders Arbeiten, Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, D-10961 Berlin E-Mail: buero@andersarbeiten.de
Web: www.andersarbeiten.de 
Öffentliches Plenum an jedem 2. Dienstag im Monat um 19:30 h im Mehringhof, SFE (Schule für Erwachsenenbildung)

 

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Copyright © 1999 CONTRASTE Monatszeitung für Selbstorganisation
Stand: 25. November 2009