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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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Dresden.Umsonst

SYMBOLISCHE ANEIGNUNGEN: INITIATIVE BRINGT DRESDEN IN BEWEGUNG

Alles für alle - Dresden Umsonst

Es ist kein Geld da, heißt es. Wir
können uns so viel Kultur und
Jugendförderung nicht mehr
leisten, stöhnen die Dresdner
Stadtoberen. Und erhöhen
gleichzeitig die Haushaltsmittel
für den Straßenbau, denn der
bringt den Standort voran im
Wettbewerb jeder gegen jeden.

Uta Knischewski, Red. Dresden - Die Vereine müssen halt sehen, wie
sie klarkommen. Weniger als die Hälfte des benötigten Geldes für die Jugendförderung ist im Haushaltsentwurf vorgesehen. Die einen drängeln sich mit ausgefahrenen Ellenbogen um den Geldtopf, die anderen geben auf oder versuchen wie jedes Jahr, irgendwie über die Runden zu kommen.

Die BürgerInnen dürfen sogar Vorschläge machen, welche Einrichtung geschlossen werden kann. Das nennt man Demokratie. Die Eintrittspreise für Schwimmbäder und Theater steigen. Die Vergünstigungen für SozialhilfebezieherInnen werden gestrichen, Bus und Bahn für manchen unbezahlbar, öffentliche Plätze privatisiert. Alles für den Standort. Und Dresden ist kein Einzelfall.

Die Gruppe DRESDEN.UMSONST setzt seit Mitte letzten Jahres künstlerisch Zeichen gegen diese Entwicklungen, gegen räumliche und soziale Ausgrenzung. Probiert aus, ob man im schicken, "multifunktionalen" Einkaufszentrum auf dem Fußboden sitzen, tanzen, Karten spielen, Alkohol trinken oder gar betteln kann. Eben alles Sachen, die früher im öffentlichen Raum möglich und üblich waren. "Die Kampagne DRESDEN.UMSONST will mit ihren symbolischen Aneignungen deutlich machen, dass bestimmte soziale Bedürfnisse keinen Luxus darstellen, der zur Disposition gestellt werden kann, sondern zum Leben dazugehören. DRESDEN.UMSONST will dabei neue Wege beschreiten, um politische Inhalte mit künstlerischen Ausdrucksformen zu verbinden." heißt es in einer Pressemitteilung.

Die Umsonst-Aktiven schwimmen eine Viertelstunde kostenlos im Schwimmbad, führen im vollbesetzten Theater zu Vorstellungsbeginn einen szenischen Dialog über die drohende Schließung von kulturellen und sozialen Einrichtungen und fahren angekündigt eine Stunde kostenlos Bus und Bahn. Alles mit Luftballons, Handzetteln und Musik. Die Aktion "Heute FREIbaden" brachte vier Strafanzeigen ein, alle Aktionen die Aufmerksamkeit der Mitmenschen, teils ungläubig kopfschüttelnd, teils wohlwollend. Ja, das wäre schon was, wenn ich das alles kostenlos nutzen könnte. Aber geht denn das?

Nein, das geht überhaupt nicht, meinten die Gesetzeshüter vom Staatsschutz. Ein Großaufgebot stürmte am 21.Januar ein linkes Hausprojekt, zwang drei Umsonst-Aktive zur erkennungsdienstlichen Behandlung, durchsuchte mehrere Wohnungen. Leute, die nach Meinung des Staatsschutzes zum Umfeld von DRESDEN.UMSONST gehören, wie die Kuratorin des Kunstprojekt DRESDENpostplatz und ein Redakteur von radio null (einem drei Tage lang sendenden freien Radio), wurden vorgeladen und stundenlang verhört. Da könnte ja jeder kommen und kostenlos leben wollen!!!

Am 24. Januar besetzte die neue Initiative KulturRaum unter dem Motto "Her mit dem schönen Leben - Alles für Alle - und zwar UMSONST!!!" für zwei Tage ein leerstehendes Projektehaus der Stadt. Nicht nur für sich, sondern als Angebot für alle. Für zwei Tage gab es in der alten Villa am Albertplatz Musik, Filme, Theater, Volxküche, Umsonstladen, Debatten zu Stadthaushalt und Castor. Unzählige Leute gingen ein und aus, träumten, wie das Haus dauerhaft genutzt werden könnte. Diskutierten über weitere selbstorganisierte Lebensbereiche, Freiräume für soziale Gruppen und Gratis-Ringe. Auch ein paar StadtpolitikerInnen wurden gesehen."Soziale und Kulturelle Freiräume sind rar. In der Marktwirtschaft muss sich alles rentieren. Aber in dieser Logik der Kommerzialisierung nahezu aller Lebensbereiche wird Selbstorganisation der Bevölkerung einer Stadt unmöglich gemacht. Es ist die Zeit, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.", steht in der Pressemitteilung der Initiative KulturRaum. 

Das Projektehaus soll nur ein erster Schritt der Initiative sein, weitere folgen bald.

mehr zu DRESDEN.UMSONST:
www.dresden-postplatz.de/dresdenumsonst/
zur Initiative KulturRaum:
http://germany.indymedia.org/2004/01/72725.shtml
Radiobeitrag:
www.freie-radios.net/portal/content.php?id=5983


DRESDEN.UMSONST

"Im Sommer täglich ins Freibad? Niemals den neusten Film im Kino verpassen? Mit den Kindern ins Theater? Sonntags immer mal wieder ins Museum? Mit Bus und Bahn zur Arbeit oder zur Schule? Einen sicheren Kita-Platz für alle? Geht auch alles, kostet bloß was. So viel, dass viele es sich nicht mehr leisten können. Und damit kostet es zuviel, für zu viele.

Wieso sich nicht amüsieren können, wenn man es will? ... Geht alles gerade nicht, das gute Leben soll erst später kommen. Wir wollen aber nicht mehr warten: warten darauf, dass der Aufschwung kommt oder die Autobahn oder dass der Wiener Platz bald fertig ist. Für uns gehört mehr zum Leben als ein Dach über dem Kopf und täglich was zu essen (obwohl viele das noch nicht mal haben). ...

Was aber, wenn das schöne Leben gar nicht mehr kommt? Wenn wir umsonst verzichtet haben: auf Ansprüche, die uns zustehen, auf Bedürfnisse, für die wir uns nicht schämen müssen? Oder für wen ist eine Stadt da, wenn nicht für diejenigen, die dort wohnen?

DRESDEN.UMSONST macht keine Vorschläge,
wo gespart werden kann und wo nicht.

DRESDEN.UMSONST widersetzt sich dem Ausspielen von sozialen
gegen kulturelle Einrichtungen, von Obdachlosen gegen Flüchtlinge. Für uns gibt es keine Unterscheidung zwischen erwerbstätig oder erwerbslos, mit deutschem Pass oder ohne, Frau oder Mann, alt oder jung: DRESDEN.UMSONST will aufzeigen, dass bestimmte menschliche Bedürfnisse zum Leben dazugehören und daher für jede/n erfüllbar sein müssen. Ein Entweder - Oder gibt es für uns nicht. Wieso sollten Dinge nicht anders möglich sein als sie jetzt sind?

E-mail: dresden.umsonst@gmx.net

 

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Copyright © 1999 CONTRASTE Monatszeitung für Selbstorganisation
Stand: 07. August 2008