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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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Dezember 2012

Aus dem Inhalt
Friedenspreis

BILDUNGSGENOSSENSCHAFTEN

Mitgliederförderung statt Bildungsindustrie

Nutzerorientierte Angebote erleichtern die Aneignung sozialer und fachlicher Kompetenzen


Schulgenossenschaften sind nicht zuletzt eine Reaktion auf die Bildungsmisere. Die Schulgenossenschaft Scheeßel, die erste in Deutschland, 
diente bei ihrer Gründung dazu, überhaupt höhere Schulbildung auf dem Lande zu ermöglichen.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Genossenschaftsidee und dem Thema Bildung? Welchen Stellenwert gaben die Mütter und Väter des Genossenschaftsgedankens der Kultur des Lernens? Können Bildungsgenossenschaften bessere Konzepte der Qualifizierung anbieten als andere Organisationsformen? Einfach lassen sich diese Fragen nicht beantworten, aber auf jeden Fall spielte in den Anfängen des Genossenschaftswesens Bildung eine zentrale Rolle.Welche Ansätze von Bildungsgenossenschaften in der Bundesrepublik existieren, und ihre Einordnung in die »Bildungskette«, stehen im Mittelpunkt der vorliegenden CONTRASTE.

Von Burghard Flieger, Red. Genossenschaften # Druckereien, Kulturzentren, Zeitungen, Büchereien und vieles andere mehr sind Ausdruck der Idee, dass soziale und fachliche Kompetenz Voraussetzung für eine Lösung der sozialen Frage durch Genossenschaften sind. Liegt es da nicht nahe, auch Bildungsgenossenschaften zu gründen, in denen die Vermittlung unterschiedlichster Kompetenzen als Förderauftrag eine zentrale Rolle spielt?

Auch wenn sich das deutsche genossenschaftliche Verbandswesen heute immer wieder auf Schulze-Delitzsch und Raiffeisen bezieht. Deren Selbstverständnis und Leitbilder werden in der Realität stark vernachlässigt. Für Beide war Bildung eine entscheidende Grundlage, um das mit den Genossenschaftsgründungen verfolgte Ziel einer allgemeinen Hebung des Wohlstands zu stützen. Schulze-Delitzsch verstand sich als »Förderer der allgemeinen Volksbildung« und Raiffeisen sah »Bildungsarbeit als integralen Bestandteil der Genossenschaftsarbeit«. Insofern lässt sich festhalten: Die Einrichtung von Bildungsvereinen oder gegebenenfalls auch von Bildungsgenossenschaften war den Ideengebern für das heutige Genossenschaftswesen in Deutschland ein wichtiges Anliegen.

In den heutigen Prinzipien des Internationalen Genossenschaftsbundes (IGB) ist dieses Anliegen bereits erheblich abgeschwächt. Dort heißt es unter Punkt 5.: »Erziehung und Ausbildung der Mitglieder sowie Information der Öffentlichkeit«. Gemeint ist damit vor allem, dass die Genossenschaften eine Aus- und Fortbildung ihrer Mitglieder gewährleisten. Sie ermöglichen so ihren gewählten Vertretern, ihren Geschäftsführern und Angestellten, zur Fortentwicklung ihrer Genossenschaft wirksam beizutragen. Darüber hinaus soll auch die Öffentlichkeit informiert werden. Ziel ist es, besonders der Jugend und meinungsbildenden Multiplikatoren Kenntnisse über Art und Vorzüge der Genossenschaft zu vermitteln. Dies geschieht in Deutschland gegenwärtig sehr intensiv. Mit zahlreichen Aktivitäten im Rahmen des Internationalen Jahrs der Genossenschaften wird erstmals seit langem für die Genossenschaftsidee breit geworben.

Die Einführung in den Schwerpunkt enthält drei Teile. Im ersten Schritt werden Zusammenhänge mit der Genossenschaftsgeschichte und den Idealen der Genossenschaftsbewegung zum Thema Bildung aufgezeigt. Anschließend geht es darum, den Bildungsbegriff zu konkretisieren. Was gehört dazu und welchem Bildungsanspruch können Bildungsgenossenschaften überhaupt gerecht werden. Deutlich wird dabei, dass einzelne Genossenschaften immer nur Teilbereiche abdecken. Das Denken in Bildungsketten und damit die Verknüpfung zu einem Ganzen, aus dem ein Bereich herausgegriffen wird, in dem besondere Bedarfe oder Defizite gesehen werden, liegt insofern nahe. Ein Überblick, wo Bildungsgenossenschaften bisher existieren und was sie mit ihren Aktivitäten abdecken, runden den Einleitungsteil ab.

Anschließend folgen vier Beispiele. Schulgenossenschaften blicken bereits auf eine gewisse Tradition zurück. Entsprechend wird die älteste Schulgenossenschaft in Deutschland, die Eichenschule Scheeßel eG, dargestellt. Sie entstand auf dem Lande nach dem zweiten Weltkrieg. Das zweite Beispiel kommt aus dem Zusammenhang der Waldorfschulgenossenschaften. Diese waren die ersten, die im Bildungssektor verstärkt auf die Rechtsform der Genossenschaft zurückgriffen. Die beiden anderen Praxisbeispiele stellen das Thema Vernetzung unterschiedlicher Bildungsanbieter in den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten. Bei der Bildungsgenossenschaft Südniedersachsen, kurz BIGS, sind es vor allem Bildungsangebote für Migranten und Beratungen für Qualifizierungsinteressierte, durch die Unterstützung der Mitglieder erfolgt. Dagegen übernimmt die Lippe Bildung eG für ihre Region Pionierarbeit durch neue Bildungsangebote mit technischer und internationaler Ausrichtung.

Schwerpunktthema auf Seite 7 bis 10

 

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Stand: 26. November 2012