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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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Consult

Das Geld liegt auf der Straße, nur keiner sieht es!

CONSULT: Staatliche Selbsthilfeberatung

(Red. Bremen) Wer weiß nicht von dem undurchdringlichen Dschungel an Gesetzen und Richtlinien, hinter denen sich bare Münze versteckt, zu berichten. Wer hat nicht schon die leidige Bürokratie erlebt, die lieber jede Mark für sich behält und vor allem von Ressort zu Ressort sich nicht in die Karten gucken läßt.

Eben, weil im Prinzip jeder weiß, daß es viel Kohle gibt und die "einfachen Leute" eben zu dumm sind, sich selbiges zu holen, was sie brauchen, deshalb gibt's seit neuestem ein paar Geldkonsule in der BRD. Leute, die überall reingucken, zu allen Leuten Kontakt haben und die immer dann, wenn's nötig ist, ihr know how einsetzen und alles für eine gute Sache "rauszocken".

Bereits seit dem 1.4.85 gibt's das erste Konsulationsbüro, CONSULT, in Berlin. Mit 1,1 Mill. DM von der Stiftung Jugendmarke ausgestattet, sind sie dabei, überall in Stadt und Land regionale "Konsulate" aufzubauen.

In einem Grundsatzpapier heißt es: "CONSÜLT ist eine Förder- und Beratereinrichtung zur Unterstützung lokaler Ausbildungs- und Beschäftigungsinitiativen für Kinder und junge Erwachsene, insbesondere aus dem Bereich der Jugend- und Sozialhilfe. Die 4 Betreiber kommen zum Teil aus der Projektszene oder haben in Berlin unmittelbar mit ihnen zu tun gehabt. Sicherheit und Garantie genug für eine offensive Zusammenarbeit? Sicher ist, es ist gut Leute zu haben, die die Mittel des Staates und der Bürokratie besser einsetzen können als bisher. Ebenso klar ist auch, der Staat selbst ist an einer Effektivierung seines Mitteleinsatzes selbst interessiert. Dies auch unter der Voraussetzung, der immer größeren Anforderungen an die Sozialhaushalte bei immer geringer werdenden Haushaltsmitteln. Die langjährigen Erfahrungen, daß auch die großen Träger "der Wohlfahrt" mit den Millionen an Unterstützung nicht den erhofften Erfolg erbringen konnten, mag staatliche Stellen dazu bewogen haben, diese kleine, flexible, schlagkräftige Gruppe mit viel Szenekontakt zu hofieren. In den Augen der staatlichen Sozialplaner verbirgt sich hinter der Selbsthilfe ein Riesenpotential zur Selbstausbeutung bereiter Menschen, die auch mit geringen Mitteln weiter mobilisierbar sind. Zu den 200.000 schon vorhandenen Dauerarbeitsplätzen im Bereich der Selbsthilfe konnten mit geringem Aufwand weitere zigtausend kommen. Um staatliches Handeln aber auch innerhalb der Selbsthilfe möglich zu machen, sind Mittler notwendig. CONSULT kommt da gerade recht.

Die bisherige Praxis, ein Lehrbild?

Die Diskussion um CONSULT ist zwei Jahre alt. Intern und informell wurde alles vorbereitet. Zunächst wurden die Kämmerer und Ministerien gefragt. Die Zusammenhänge der Selbsthilfeprojekte und Betriebe umging man geflissentlich. Erst auf Befragen gab's auch Antworten. Jetzt sind sie da die Konsule und gründen neben schon vorhandenen Zusammenschlüssen eigene Beraterbüros. Vorrangige Beratungsarbeit im Auftrag staatlicher Sozialplaner versteht sich, und dies auch gegen, meist aber ohne Einbeziehung örtlicher Initiativen.

Das Kriterium ist materielle Effektivität, bedingt wahrscheinlich auch durch den selbstgesetzten und inzwischen auch erwarteten Erfolgsdruck. In l 1/2 Jahren muß der Apparat stehen. Dann laufen die Mittel der Stiftung aus. Andere Mittel müssen flüssig sein. Und hier gibt's auch schon diverse Zusagen. NRW l Mill., Bremen 500.000,-, Hessen l Mill. usw. Es gibt zur Zeit keine offiziell bekannten Kriterien, außer Arbeitsplätze zu tariflichen Bedingungen. Bleibt zu fragen, soll hier nur die Unfähigkeit des Staates kaschiert werden? Warum gibt der Staat große Summen für ein zahlenmäßig kleines Sozialplanerteam aus, wo eine jahrelange Direktförderung der Selbsthilfeprojekte auf breiter Ebene ausbleibt? Die Antworten sind recht leicht, oder? Der Start der Konsule ist zwar materiell gesichert, aber inhaltlich noch lange nicht !!! — oder ist das egal? 

Herbert Mikowa

 

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Stand: 22. August 2011