Dezember 2014 - Gegen Spardiktate und Nationalismus

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...und so geht es.

Solidaritätsreise nach Griechenland

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Einundzwanzig Menschen aus Deutschland fuhren für eine Solidaritätsreise Ende September 2014 für eine Woche nach Griechenland. Sie besuchten selbstorganisierte Projekte, Gewerkschaften und Proteste. Vor allem aus unterschiedlichen Gewerkschaften kommend, vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) bis hin zur anarchosyndikalistischen Freien ArbeiterInnen Union (FAU) - geht es der Gruppe um konkrete Solidarität.

Ulrike Kumpe, Redaktion Hannover Kaum in Athen am Flughafen gelandet, wird auf die Uhr verwiesen. Wir sind spät dran. Im Hotel, im Stadtteil Exarchion in Athen beginnt in einer halben Stunde das erste Treffen. Der Plan für die Reise ist dicht gedrängt, ein Termin mit einer Gruppe oder einem Projekt jagt den Nächsten. Bereits beim ersten Treffen finden sich befreundete GriechInnen ein. Die ganze Woche über leisten die ÜbersetzerInnen eine großartige Arbeit und sortieren das sprachliche Chaos. Sie stehen auch nach den offiziellen Veranstaltungsteilen für Übersetzungen zur Verfügung.

Ziele der Reise sind Athen und Thessaloniki. Auf dem Programm stehen unter anderem die solidarischen Kliniken, Solidarity4All, die Basisgewerkschaften, die streikenden Putzfrauen des Finanzministeriums, Diktio - ein Flüchtlingsnetzwerk, die Antifaschistische Koordination, ERT - open und vio.me. Es geht um gegenseitige Berichte, wie es den griechischen Projekten geht und wie die Situation unterschiedlicher Kämpfe in Deutschland ist. Viele Projekte besucht die Gruppe nicht zum ersten Mal.

Der Empfang ist immer sehr herzlich. Eine Fotoausstellung zu den Flüchtlingsprotesten in Deutschland wird als Geschenk an einige Gruppen überreicht.

Ein Schwerpunkt der Gruppe sind die Probleme der Griechen mit der Goldenen Morgenröte, der faschistischen Partei Griechenlands, die mehrere Morde begannen hat. Deshalb findet auch ein Besuch am Gedenkstein von Pavlos Fysass in Perama statt. Außerdem, Distomo, der Ort in dem 1944 die SS ein Massaker verübte, wurde besucht. Jannis Stathas, Gewerkschafter und Syriza Abgeordneter kommt aus Distomo, er zeigt uns die Gedenkstätte auf dem Berg über dem Ort. Seine Familienangehörigen stehen ebenso auf der Gedenktafel wie die Namen vieler anderer Familien.

Die erstarkenden Faschisten in Griechenland waren einGrund für die Reisen. Den Anstoß aber gab die griechische Gruppe "real democracy now Berlin/Greece" in Deutschland . Sie forderte von den deutschen Gewerkschaften eine Positionierung zur Situation der Arbeitnehmer in Griechenland. Daraufhin reisten die ersten dorthin, um sich vor Ort zu informieren. Einen weiteren Anlass gab die gruselige anti-griechische Berichterstattung in Deutschland.

Die heutige Verbitterung der Griechen über die Politik der Troika und die Wahrnehmung von ihnen in Deutschland als "faule Schmarotzer" ist allgegenwärtig. Viele von ihnen wissen nicht mehr, wovon sie leben sollen. Eine der größten Herausforderungen für sie sei es, nicht die Hoffnung zu verlieren. Und auch das ist spürbar. Viele sind am Ende, doch sie kämpfen weiter. Dafür, dass sie wieder eine Zukunft haben. Realität ist, dass die Löhne bis zu vierzig Prozent eingebrochen sind. Arbeitgeber zahlen Löhne nicht aus. Das Recht Tarifverträge abzuschließen wurde supendiert und das Recht zu streiken massiv eingeschränkt. Die Arbeitgeber haben dagegen keine Pflichten. Viele zahlen auch keine Steuern.

Die Ärzte der solidarischen Kliniken sprechen sogar von staatlichem Mord, in Anbetracht des Zusammenbruchs des Gesundheitswesens in Griechenland. Viele Menschen können sich keine Krankenversicherung mehr leisten und werden in den Krankenhäusern nicht behandelt, sondern weggeschickt. Es wird alles, was nur möglich ist privatisiert. Dass dies die Kosten für den griechischen Staat eher steigert als senkt, wie im Fall der Putzfrauen, interessiert nicht. Christos von der Arbeitsloseninitiative Perama mahnt deshalb eindringlich: "Schaut genau hin. Was in Griechenland passiert ist unsere Gegenwart und es ist eure Zukunft."

In diesem Schwerpunkt werden auf Seite 11 ausgewählte Projekte kurz vorgestellt. Ein Interview mit Nikos Sverkos von der Genossenschaft der Zeitung der Redakteure, die sich in der Krise gründete und ein Beitrag zur Antifaschistischen Koordination folgen auf Seite 12. Eindrücke und Erlebnisse der Reisegruppe finden sich auf Seite 13. Den Abschluss bildet auf Seite 14 ein Beitrag des Kollektivs becollective auf Kreta und eine Filmbesprechung des Films "Lass Uns nicht wie SklavInnen leben" von Yannis Youlounta.

Schwerpunktbeiträge Dezember 2014

Projekte und Proteste in Griechenland

Interview mit Nikos Sverkos von der Zeitung der Redakteure. Was für ein trojanisches Pferd?

Antifaschistische Koordination. Eine breite Bewegung wäre besser.

Schlaglichter auf die Situation in Griechenland: Die Reisenden berichten.

Das kretische Becollective zu Besuch in deutschen Städten. Antikapitalistisch-Nachhaltig-Viral

Filmbesprechung. Lass uns nicht wie SklavInnen leben.

 

 


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