Oktober 2014 - 30 Jahre CONTRASTE

Immer neue Anfänge

Herzlichen Glückwunsch euch allen. Fast bin ich, Ulrike geneigt uns zu zurufen - euch LeserInnen, UnterstützerInnen, AutorInnen und RedakteurInnen. Geprägt und gemacht wird CONTRASTE von euch allen, niemand darf fehlen. Die Übergänge sind ohnehin immer wieder fließend. 30 Jahre das ist viel und noch so vieles gibt es zu berichten, über euch und uns. Die Alternativbewegung hat sich verändert und viele neue Akteure im Feld solidarischen Wirtschaftens und Lebens sind dazu gekommen, andere haben sich verabschiedet.

Ulrike Kumpe, Redaktion Hannover Viele ProtagonistInnen von CONTRASTE sind heute andere als in der Gründungszeit. So hat diesen Schwerpunkt unsere jüngste Redakteurin Pia Kühnemann organisiert. Fast 30 Jahre von Anfang an dabei bis zu seinem plötzlichen Tod hatte Dieter Poschen die redaktionelle Betreuung und das Layout gestemmt. Ebenfalls langjährige Redakteurin, in der Redaktion Dresden war Uta Knischewski. Beiden ist auf Seite 14 ein Nachruf von Elisabeth Voß gewidmet.

Es ist das Engagement aller, dass es CONTRASTE gibt und hoffentlich noch lange geben wird. Unterschiedliche Generationen politisch aktiver Menschen bemühen sich nach getaner Arbeit Berichte zu schreiben, mit Projekten zu sprechen, spannende Artikel zu verfassen und jeden Monat zum Lesen anzubieten. Es gibt neue soziale Bewegungen, Europa steckt in einer ökonomischen und sozialen Krise, Nationalismus hat Hochkonjunktur. Wo geht sie hin, die Reise für Projekte, für Betriebe, die sich kollektiv organisieren. Es soll dem Wachstumswahnsinn etwas entgehen gesetzt werden. Das tägliche Handeln, die Konzepte zeigen es, wir wollen eine andere Welt. Die Menschen machen es schon, jenseits der etablierten Politik und oft in Konfrontation zu ihr. Unbeachtet von Parteien ist die 4. Degrowth Konferenz gerade mit 3000 Teilnehmer_Innen zu Ende gegangen.

Immer wieder sind die selbstorganisierten Projekte vertrackt, schon kapitalistisch oder noch revolutionär? Sind sie schon Sekte oder haben sie doch nur die Kommunikation nach außen vergessen? Expansiv oder introvertiert die Modelle können nicht unterschiedlicher sein – Genossenschaften, Kommunen oder Commons, Wohnprojekte, Baugruppen oder Wohngemeinschaft, Versorgungsgemeinschaft, Community Supported Agriculture oder Urban Gardening. Sie bewegen sich zwischen guten Verdienstmöglichkeiten, Prekarität und reinem Ehrenamt. So unterschiedlich sie sein mögen, in einem Punkt gehen alle einen gemeinsamen Weg: Zusammen mehr erreichen. Ökologische und soziale Ansprüche im eigenen Leben umsetzen. Ob es darum geht eine andere Welt aufzubauen oder schlicht das eigene Leben zu verbessern, die Erkenntnis, das dies mit anderen gleichberechtigt besser geht eint alle. Es unter kapitalistischen Bedingungen schon jetzt, hier und heute umzusetzen, was gesamtgesellschaftliche Perspektive werden könnte, ist nicht leicht. Es gibt viele Widersprüche auszuhalten und viele Kämpfe wollen erst noch geführt werden. So ist der Tenor nach den, hoffentlich ersten 30 Jahren CONTRASTE: Es ist ambivalent.

Den Auftakt auf Seite 11 des Schwerpunktes macht Elisabeth Voß mit einem Rückblick auf die letzten 30 Jahre. Sie beginnt mit der Gründung der CONTRASTE und führt in ihrem Artikel durch Debatten, die CONTRASTE begleitet haben. Sie greift die Debatte um die Ökobank, Staatsknete und Frauen in Alternativbetrieben heraus. Brigitte Kratzwald greift in ihrem Beitrag »Selbstorganisation heißt mit dem Kapital tanzen« auf Seite 12 die Ambivalenzen auf, in denen sich selbstorganisierte Projekte in der aktuellen Gesellschaft bewegen. Bernd Hüttner fragt auf Seite 12, welche Folgen die Erfolge der Alternativbewegung haben. Als eine Folge kann das Leben in selbstbestimmten, aber prekären Arbeitsverhältnissen genannt werden. Mit dieser Folge setzt sich Elisabeth Voß zusammen mit der Künstlerin tigrowna auf Seite 13 auseinander. Herma und Jürgen, LeserInnen der CONTRASTE vom Hof Ulenkrug wünschen zu guter Letzt der CONTRASTE alles Gute und fragen sich hoffentlich in Zukunft nicht mehr so oft, wo CONTRASTE ist.

Schwerpunktbeiträge Oktober 2014

Elisabeth Voß, Redaktion Solidarische Ökonomie Das Wandelsblatt 1984. Wie alles anfing

Bernd Hüttner, Redaktion Bremen Alternativbewegung der '68er in der Kritik. Wenn Erfolge Probleme machen

Brigitte Kratzwald, Redaktion Graz Das Dilemma des Systems. Selbstorganisation heute heißt mit dem Kapital tanzen

Elisabeth Voß, Redaktion Solidarische Ökonomie Schöne neue Arbeitswelten. Vom Kollektiv zur prekären Selbstständigkeit

Von Jürgen Holzapfel/ Herma Ebinger, Stubbendorf, Europäische Kooperative Longo Maï, Hof Ulenkrug  Zum Jubiläum. 30 Jahre CONTRASTE - lasst sie uns feiern!

Elisabeth Voß, Redaktion Solidarische Ökonomie Zur Erinnerung an Uta Knischewski und Dieter Poschen. Unvergessen


Aus dem Inhalt


Erwerbsloseninitiative Perama

Alles scheint normal in Perama. Noch ist die neue Armut von Außen nicht zu sehen. Foto: Ulrike Kumpe

In der griechischen Gemeinde Perama schlossen sich 60 Menschen in einer Initiative zusammen, um sich gegen die aktuelle Politik in Europa zu wehren.

Degrowth Konferenz

Mehr Wachstum wünscht sich Frank Wesemann nur in seinem Waldgarten. Foto:Dana Berg

Entschleunigung kann ganz schön stressig sein: 3000 WachstumskritikerInnen werden bei der diesjährigen 4. Degrowth-Konferenz in Leipzig dabei sein. Frank Wesemann (42) ist einer von ihnen. Ganzen Beitrag lesen

Werkhof Darmstadt

Degrowth Konferenz

Die Fahrradtour zur Degrowth besucht das Projekt Land.Leben.Kunst.Werk e.V. in Quetzdölsdorf Foto: Uli Frank

Auf die Suche nach Experimentierräumen machten sich Ende August 21 Menschen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt, in einer Region also, die von Außen meist unter den Aspekten Arbeitslosigkeit, Armut und Abwanderung wahrgenommen wird. Nun galt es, genau deren Potenzial zu entdecken, das Potenzial an Freiräumen, Kreativität und Entfaltungsmöglichkeiten. Ganzen Artikel lesen


Genossenschaftsfinanzierung vor neuen Herausforderungen

Die Genossenschaftsbewegung hat sich immer als weltweite Bewegung verstanden, wie diese Darstellung aus dem Konsumgenossenschaftlichen Volksblatt von 1931 verdeutlicht. Foto: Bundesverein zur Förderung des Genossenschaftsgedankens e.V.

Die Finanzierung genossenschaftlicher Unternehmungen stellt traditionell die Achillesverse dieser Rechtsform dar, insbesondere wenn eine wirtschaftliche Expansion geplant ist. Die geplanten Änderungen des Vermögensanlagegesetzes, vor allem die Regulierung von Nachrangdarlehen, könnten für Genossenschaften problematisch werden, da hiervon die für Genossenschaften wichtige Finanzierung über Mitgliederdarlehen betroffen wäre.

Buchbesprechung

Leitspruch der Rochdaler Genossenschaftspioniere auf einer Broschüre der Konsumgenossenschaft Vorwärts-Befreiung Wuppertal, Ende der 1920er Jahre. Foto: Bundesverein zur Förderung des Genossenschaftsgedankens e.V.

Anknüpfend an die Initiative des Internationalen Genossenschaftsbundes (IGB) plädiert eine neue Veröffentlichung für die weltweite Gründung von Genossenschaften. Unter dem Titel "Organisiert Euch in Genossenschaften! Anders Wirtschaften für eine bessere Welt" widmet sich Hans-H. Münkner diesem zukunftsträchtigem Thema.

Erfolgreiches Klimacamp im Rheinland

Aktionstag am 1.August: Aktivisten besetzen mehrere Riesenbagger Foto: ausgeco2lt

Das Klimacamp befand sich dieses Jahr in unmittelbarer Nähe zum Tagebau Garzweiler und damit an einem der maßgeblichen Orte, wo die Überhitzung des globalen Klimas seinen Ursprung nimmt.

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Was bedeutet eigentlich Selbstverwaltung?
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