354, März 2014: Initiativen - Projekte - Fortbildung
Linke Medien und die LiMA
»Am Anfang war das Wort....« heißt es in der christlichen Schöpfungslehre. Das Wort ist von besonderer Bedeutung – Sprache ist Macht, Sprachlosigkeit ist ein Synonym für Ohnmacht. Diese Erkenntnis spiegelt sich in der Stellung der Medien wieder.
Maurice Schuhmann, Redaktion Paris
Medien gelten als die vierte Macht im (demokratisch verfassten) Staat. Sie geben den Rahmen und die Richtung gesellschaftlicher Debatten vor und entscheiden letztendlich auch über die tages- und kulturpolitische Agenda. In diesem Kontext hat sich auch der linke Journalismus zu verorten und seine Rolle zu finden – zwischen ökonomischen Notwendigkeiten, journalistischem Ethos und eigenem Anspruch.
Linker Journalismus ist vielfältig und beinhaltet ein breites Spektrum von unterschiedlichen Medienformaten. Es reicht alleine im deutschsprachigen Printbereich von der taz, als einer in der Mitte der Gesellschaft angekommenen »alternativen« Tageszeitung, über die vor sich hin dümpelnde Unsere Zeit, als einem klassischen Parteiorgan einer marginalisierten K-Gruppe, der Deutschen Kommunistischen Partei, bis zur Contraste, die nach wie vor den Anspruch, ein Bewegungsorgan zu sein, hochhält. Hinzu kommen Blogs, Wikis, Radiosender und vieles mehr.
Bei einem Interview mit der mallorquinischen Gewerkschaftsgruppe der Confederation Nacional del Trabajo (CNT) witzelte einmal ein Genosse mir gegenüber, dass sobald sich drei spanische AnarchistInnen zusammenfinden, das erste sei, was sie machen, eine Zeitung zu gründen. Das lässt sich auf die gesamte linke Szene übertragen. Medien nehmen in der Bewegung seit jeher einen wichtigen Raum und eine Funktion ein. Sie liefern (Gegen-)Informationen, schaffen einen Raum für Diskussion und Vernetzung und können im Idealfall auch marginalisierten Gruppen, deren Stimme von der Mehrheitsgesellschaft nicht gehört wird, eine Plattform bieten. Weiterhin sind sie für viele Bewegungen ein wichtiger Kristallisationspunkt – z.B. im Falle der Graswurzelrevolutionsgruppen, die sich rund um die Inhalte jener Zeitschrift gruppieren und positionieren.
Die Kenntnis oder vor allem die Lektüre gewisser Zeitschriften gilt als ein Inklusionsmechanismus in gewissen Kreisen der Linken. Sie sind somit auch ein Stück weit identitätsstiftend für die einzelnen Strömungen. Nach wie vor sind es die Printmedien, die in der linken Szene eine gewisse Deutungshoheit von Ereignissen und Diskursen besitzen sowie den sprachlichen Duktus bestimmen. Sie sind und schaffen gleichzeitig ein kulturelles Kapital.
Die Autorenschaft oder Herausgabe eines Mediums ist somit eng mit einer Machtfrage gekoppelt und stellt auch das Individuum vor die Frage, wie es die Macht und das damit verbundene Potential nutzt. Dies ist auch an den eigenen Ethos gebunden, ob ein Medium als Sprachrohr einer Bewegung dienen will, als kritischer Beobachter an Prozessen teilnimmt oder sich selbst zum Initiator gesellschaftlicher Veränderungen aufschwingen will.
Vor diesem Hintergrund mag es kaum verwundern, dass es die Linke Medienakademie gibt, die einen Rahmen zur (notwendigen) Reflektion und Fortbildung für linke Medienschaffende sowie für Interessierte schafft. Die Contraste ist dieses Jahr ein Medienpartner der LiMA und wird sich auch mit mindestens einer Veranstaltung in der Akademie einbringen.
Schwerpunktbeiträge März 2014
Jörg Staude, Linke Medienakademie; Projektpräsentation der LiMA 2014. In der Öffentlichkeit »umkommen«?
Benjamin Knödler, Berlin; Querelen im Vorfeld überwunden. Es kann weitergehen
Uwe Sievers, Berlin; Medienbildung anders. LiMA - eine außergewöhnliche Bildungsveranstaltung mit politischen Akzenten
Michael Maersk; Gewerkschaft auf der LiMA
Susanne Schwarz, Berlin; Linke Medienakademie. Gutes Klima von links
Max Wilde, Berlin; Radio - Kommunizieren statt verteilen. Eine andere Radiopraxis ist möglich
Heiko Hilker; Jugendradio DT64 wäre im Mai 50 geworden. Ein Community-Radio ohne Internet und Social Media
Elisabeth Voß, Redaktion solidarische Ökonomie; CONTRASTE-Radiosendung zu Solidarischer Ökonomie in Berlin-Brandenburg. Geld oder Leben – warum nicht beides?
Peter Streiff, Redaktion Stuttgart; Stuttgart: TV, Fotos und Blog in Selbstorganisation. ReporterInnen der Straße
Peterpstuttgart; Cams21 – Verbund für Freie Medien e.V.: Vom Guerilla-TV zum unabhängigen Medienportal
Aus dem Inhalt
Neue feministische Offensive
Am 8. März demonstrierte ein breites Bündnis in Berlin. Ziel ist, unterschiedliche feministische und herrschaftskritische Ansätze der letzten Jahre und Jahrzehnte zu verknüpfen. Aktionen in anderen Städten sollen folgen. Still loving feminism - eine Perspektive.
Care Revolution
Care Revolution fordert ein Kongress in Berlin Ende März. Angestrebt werden grundlegende Änderungen in traditionell weiblich zugeordneten Arbeitsbereichen. Alle Geschlechter sind eingeladen, sich neue Lebens- und Arbeitsmodelle zu gestalten - jenseits der Geschlechterzuordnungen
Behinderung?
Der Arbeitkreis AK mob stellt gängige Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit infrage. Menschen, die mit Ausgrenzungen aufgrund herrschender Normierungen konfrontiert sind, organisieren sich gemeinsam. Sie verwehren sich gegen jedes Mitleid und eignen sich Definitionsmacht an.
Arbeitsbedingungen im Krankenhaus
Krankenpflege unter den gegenwärtigen Bedingungen geht auf Kosten der Kranken und der Pflegenden, die Zustände werden mehr und mehr untragbar, grundlegende Veränderungen im Personalschlüssel sind nötig.
Pink stinks
Warum das so ist, welche Rolle hierbei Spielzeugindustrie, Fernsehen und Werbung einnehmen, und wieso Pink dennoch eine wunderschöne Farbe ist, wird im Interview mit Stevie Schmiedel von der Initiative Pink stinks deutlich.
Kommunen im Raum Kassel
In der Region nehmen die Vernetzungsaktivitäten von Kommunen zu, vier Projekte tauschen sich zunehmend aus und entwickeln gemeinsame Ziele. Geschrieben aus der Sicht eines Autors, der in der Kommune Niederkaufungen lebt.
Intentionale Gemeinschaften
Vorgestellt werden sehr unterschiedliche Projekte. Die internationalen Gemeinschaften werden in ihrer Vielfalt und den differierenden auch historischen Bezügen, die sie prägen, sichtbar.
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Was bedeutet eigentlich Selbstverwaltung?
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