Entwicklung einer sorgenden Gemeinschaft

Ein Gemeinschaftsprojekt von Bürger*innen: Spatenstich für das Wohnprojekt »Florinshof« in Gillenfeld. Foto: Genossenschaft am Pulvermaar

Förderung der Mitglieder durch die Versorgung mit gutem und barrierefreiem Wohnraum ist die Idee der »Genossenschaft am Pulvermaar – Eine sorgende Gemeinschaft eG«. Gleichzeitig will sie, wie der Name betont, eine sorgende Gemeinschaft entwickeln. Ziel ist es nicht, Gewinne zu erwirtschaften. Überschüsse sollen primär in der Genossenschaft bleiben und der Instandsetzung bzw. Neuschaffung von barrierefreiem Wohnraum dienen.

Karl-Heinz Schlifter, Gillenfeld

Mit der Realisierung des Wohnprojektes »Florinshof« will die »Genossenschaft am Pulvermaar – Eine sorgende Gemeinschaft eG« ein Angebot altersgerechten und betreuten Wohnens in Gillenfeld schaffen. Der Florinshof umfasst zwölf barrierefreie Wohnungen in der Größe von 47 bis 91 Quadratmeter, eine Wohngruppe und einen Gemeinschaftsbereich. Es gibt verschiedene Wohnungsgrößen sowie die Möglichkeit, sich einer Wohngruppe mit drei Personen anzuschließen. Die Wohnanlage wurde nach den aktuellsten Energie-Standards errichtet. Das besondere des Konzeptes ist das lebenslange Nutzungsrecht und das Wohnen in einer sorgenden Gemeinschaft. Im Vordergrund aller Aktivitäten der Genossenschaft stehen die Mitglieder.

Das Wohnprojekt dient der Stärkung des Miteinanders in Gillenfeld und Umgebung. Die Genossenschaft möchte das Projekt im Sinne der Selbst­organisation unter Einbeziehung aller ehrenamtlichen und professionellen Sozialpartner, der Ortsgemeinden und der Kirchengemeinden auf dem Weg zu einer »sorgenden Gemeinschaft« begleiten. Sie stärkt die Verantwortung der Bürger und Mitglieder zu gegenseitiger Unterstützung und Sorge füreinander sowie das Miteinander von Jung und Alt. Der Gewinn für alle Beteiligten wird in einem offenen Miteinander und einer auf Achtsamkeit bedachten Gemeinschaft gesehen.

Fußläufig alles erreichbar

Die beiden Gebäude des Florinshofs entstehen in zentraler Lage am Ufer der Alf. Feuerwehr, Buswendeanlage, Kirmesplatz und Minigolfanlage liegen unmittelbar daneben. Gillenfeld ist ein dörflich geprägter Ort mit knapp 1.500 Einwohner in der Vulkaneifel in Rheinland-Pfalz. Die nächsten erreichbaren Großstädte sind Trier, etwa 60 Straßenkilometer entfernt und Koblenz, rund 75 Kilometer in östlicher Richtung liegend. Alle wichtigen Versorgungseinrichtungen wie Bäckerei, Metzgereien, Supermarkt, Cafés, Friseure sowie Arzt, Zahnarzt und Apotheke sind in wenigen Minuten fußläufig und eben erreichbar.

Die Grundidee der Genossenschaft: Mit dem Florinshof soll nicht nur ein Wohnprojekt mit flankierender pflegerischer Versorgungssicherheit etabliert werden. Vielmehr geht es darum, dieses ausgehend von einer bürgerschaftlich getragenen Genossenschaft aufzubauen und intensiv in die Dorfgemeinschaft einzubinden. Die Genossenschaft fungiert entsprechend nicht nur als Träger des Wohnprojektes, sondern wird in der Dorfgemeinschaft breit verankert.

Professionell und solidarisch zugleich

Ausgehend von dem Wunsch, im Alter trotz Pflege- und Unterstützungsbedarf in der gewohnten Umgebung verbleiben zu können, wurde das Zukunftsbild der sorgenden Gemeinschaft erarbeitet. Die abnehmenden familiären Unterstützungsleistungen sollen nach und nach durch verbindliche, nachbarschaftliche oder dörfliche Strukturen ersetzt werden. Dies erfolgt abgestimmt bzw. koordiniert mit professionellen Dienstleistungen. Gefördert wird gleichzeitig ein verstärktes generationenübergreifendes Miteinander. Zu diesem Zweck wurde im Herbst 2015 »die Koordinierungsstelle« eingerichtet.

Die Koordinierungsstelle konnte sich auf Basis eines breiten Partnernetzwerks – wie Bürger für Bürger, Bürgerbus, Caritas, Kirchengemeinde, Schule, Kindergarten und die Ortsvereine – als zentrale Anlaufstelle für die Bewohnerinnen und Bewohner etablieren. Sie trägt entscheidend zur Vernetzung im Dorf und den angrenzenden Ortsgemeinden bei. Durch die Gründung der Bürgergenossenschaft im Oktober 2014 lässt sich Nachhaltigkeit und Dauerhaftigkeit besser absichern. Bereits mit der Teilnahme von engagierten Bürgerinnen und Bürgern an der Gründungsversammlung wurde deren Interesse und Unterstützung deutlich.

Einzug Ende 2018 geplant

An der Gründung waren 39 Bürger beteiligt. Mittlerweile sind es 120 Mitglieder, die mindestens einen Geschäftsanteil von 500 Euro gezeichnet haben. Insgesamt werden von der Genossenschaft mit dem Projekt Florinshof Wohn-, Gewerbe- und Gemeinschaftsflächen von ca. 1.000 qm geschaffen. Die Nutzungsgebühren als Form der Miete in Genossenschaften belaufen sich nach dem gegenwärtigen Stand zu Beginn auf 5,20 Euro und werden nach dem vierten Nutzungsjahr auf 6,50 Euro/qm netto ohne Nebenkosten ansteigen.

Damit dieser Preis erreicht wird, müssen die nutzenden Mitglieder sich mit einer Genossenschaftseinlage von 40 Prozent an den 2.350 Euro Erstellungskosten pro qm Wohnfläche beteiligen. Das bedeutet: Bei einer Wohnung in der Größenordnung von 54 qm sind 44.500 Euro an Pflichtanteilen aufzubringen. Von den 13 Wohnungen, die Ende 2018 bzw. Anfang 2019 bezugsfertig sind, stehen gegenwärtig noch fünf zur Verfügung. Die Projektdauer von der ersten Idee 2009 bis zum Einzug beläuft sich damit auf acht Jahre. Die notwendige Weiterarbeit an der »sorgenden Gemeinschaft« ist damit aber noch lange nicht abgeschlossen.

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