Selbständig bleiben in der Gemeinschaft

Am 15. Dezember 2011 gründeten 29 Mitglieder einer Frickinger Bürgeraktion die Genossenschaft Seniorenzentrum Frickingen eG mit dem Ziel, mitten in Frickingen ein barrierefreies, rollstuhlgerechtes, gemeinsames und integriertes Wohnen zu ermöglichen. Gebaut wurde eine dreigeschossige Seniorenwohnanlage einschließlich Kellergeschoss mit insgesamt 17 barrierefreien und rollstuhlgerechten Wohnungen und einem Gemeinschaftsbereich mit Aufenthaltsraum und Küche. Inzwischen haben sich 99 Mitglieder an der Genossenschaft beteiligt.

Karl-Heinz Hofele, Redaktion Genossenschaften

Der demografische Bevölkerungswandel ist in der Gemeinde Frickingen beim Bodensee spürbar. Auch dort nimmt der Anteil älterer Mitmenschen zu. 21 Prozent der Mitbürgerinnen und Mitbürger der Gemeinde haben das 65. Lebensjahr bereits vollendet. Sie wünschen sich auch mit zunehmendem Alter ein möglichst hohes Maß an Selbständigkeit und Selbstbestimmung. Wohnen ist ein zentrales Element der Lebensqualität. Das gilt für jedes Alter, besonders auch für die späteren Lebensphasen.

»Wie und wo man sich einrichtet, so lebt man.« Dies stellt ein wichtiges Thema der Lebensplanung dar. Eine allgemein gültige Idealform für das Wohnen im Alter gibt es aber nicht. Das Wohnen muss den individuellen Bedürfnissen und Möglichkeiten angepasst sein. Eigenständigkeit oder Entlastung von der täglichen Arbeit? Nähe zu den Angehörigen oder etwas Distanz? Aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben oder Ruhe?

Mitten im Zentrum

Die Seniorenwohnanlage der Genossenschaft Seniorenzentrum Frickingen eG liegt in der Ortsmitte Frickingens in der Kirchstraße in unmittelbarer Nähe zum Rathaus und der katholischen Kirche zwischen Pfarrhaus und Kindergarten. In einem Radius von 300 Metern sind alle notwendigen Nahversorgungseinrichtungen, Dienstleistungsangebote, Gemeindeverwaltung und die Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs auf kurzem Wege zu Fuß erreichbar.

Die Fassade wurde in Holz ausgeführt. Die Balkone sind leicht versetzt und werden in verschiedenen Holzarten gestaltet, wodurch sich eine anschauliche Auflockerung der Fassade ergibt. Um einen kompakten, energetisch optimierten Baukörper zu erzielen, wurde der Typus eines dreigeschossigen Gebäudes mit Laubengangerschließung gewählt. Die Laubengänge an der Nordseite sind frei zugänglich. Die innere Erschließung erfolgt barrierefrei über einen Aufzug und einer zusätzlichen Treppe zu den offenen Laubengängen auf der Nordseite. Alle Wohnungen sind mit Balkon oder Terrasse südorientiert. Der Gemeinschaftsraum mit kleiner Küche liegt im Erdgeschoss. Ihm ist ein Vorplatz als Freibereich zugeordnet.

Insgesamt gibt es 17 Wohnungen: 12 Zweizimmerwohnungen, 2 Dreizimmerwohnungen und 3 Vierzimmerwohnungen. Sie wurden sofort nach der Bauabnahme ab dem 01. Januar 2017 vermietet. Im Haus haben sich die Bewohner schnell kennen gelernt. Sie übernehmen selbständig zahlreiche Arbeiten, wie Laubengänge reinigen, Rasen mähen, Blumenbeete anlegen, Technik überwachen und was sonst noch in so einem Projekt anfällt. Wöchentlich trifft sich eine Gruppe zum gemeinsamen Singen. Im Haus wird vorgelesen. Es werden Reiseberichte und Filme vorgeführt. Jeder kann mitmachen. Gegenseitige Hilfe gehört zur Selbstverständlichkeit des Alltags.

Unterstützende Infrastruktur

Allen, die auf Unterstützung, Hilfen oder Pflege angewiesen sind, stehen in der Gemeinde vielfältige Angebote an Beratungen und Dienstleistungen zur Verfügung. Dazu zählt auch der Verein »Miteinander Bürger-Selbsthilfe Frickingen e.V.«. Dessen Ziel ist, die Voraussetzungen zu schaffen, damit ältere Menschen möglichst bis an ihr Lebensende im eigenen Wohnumfeld bleiben können. Im Einzelnen leistet der Verein Hilfe im Haushalt, kleine handwerkliche Arbeiten, Fahrdienste für Arztbesuche, Einkaufen, Veranstaltungen. Auch Besuchsdienste wie Spaziergänge, Begleitung zu Veranstaltungen, Vorlesen, Gesellschaft leisten gehören zu den Aufgaben. Diese Dienste nehmen die Bewohner des Seniorenzentrums gerne in Anspruch.

Ambulante Pflege- und Hilfsdienste ermöglichen älteren oder kranken Menschen, zu Hause zu bleiben und dort betreut und gepflegt zu werden. Die Kosten für die ambulante Pflege werden unter bestimmten Voraussetzungen von den Kranken- bzw. Pflegekassen übernommen. Für alle, die sich nicht mit einer warmen Mahlzeit versorgen können, bietet »Essen auf Rädern« eine ständige oder vorübergehende Versorgung. Es kann warmes oder tiefgekühltes Essen ausgeliefert werden. Für alle Bewohner mit Risikokrankheiten bietet der Hausnotrufdienst per Knopfdruck die Möglichkeit, sich schnelle Hilfe in Notsituationen zu holen. Über einen Funksender, der als Armband getragen wird, lässt sich jederzeit eine direkte Verbindung zur Hausnotruf-Zentrale herstellen, um Hilfe von speziell ausgebildeten Mitarbeitern zu bekommen.

Austausch und Geselligkeit

Die »Generation 60+« ist ein offener Kreis für alle über 60jährigen Bürgerinnen und Bürger, auch für die Bewohner des Seniorenzentrums. Sie treffen sich einmal monatlich. Unterhaltung, aber auch Informationen über aktuelle Themen der älteren Generation in Form von Fachvorträgen gehören zu den Angeboten. Die Nachmittage dienen der Geselligkeit, sich über das örtliche Geschehen auszutauschen und miteinander Feste zu feiern.

Kontakt und Informationen: Seniorenzentrum Frickingen eG, Kirchstraße 14a, 88699 Frickingen, Tel. 07554-8733, E-Mail: seniorenzentrum-frickingen@t-online.de, www.seniorenzentrum-frickingen.de.

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