Sich nicht zum Schweigen bringen lassen

Linke Verlage starteten am 22. Dezember 2017 die Initiative #verlagegegenrechts. 45 Verlage und 100 Einzelpersonen und Institutionen unterzeichneten einen Aufruf gegen rechte Hetze auf der Leipziger Buchmesse 2018. Darüber hinaus rufen sie zur Beteiligung an ihrer Crowdfunding-Kampagne auf.

ULRIKE KUMPE, BERLIN

»Wir nehmen die Präsenz völkischer, nationalistischer und antifeministischer Verlage nicht wort- und tatenlos hin. Und werden wie in den letzten Jahren Protest organisieren, wo immer wir auf sie treffen«, heißt es in ihrem Aufruf.

Das Hashtag #verlagegegenrechts nutzten sie, Lisa Mangold vom Argumentverlag und Mitinitiatorin zufolge, erstmals 2016 auf der Leipziger Messe. Mit einer Demonstration und Flashmobs protestierten während der Messe Besucher*innen und Aussteller*innen gegen die Präsenz des, besonders durch verschwörungstheoretische, völkische und antifeministische Inhalte auffallende, Compact-Magazins. 2017 wurde das Hashtag auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig weiter verwendet. Es kamen Buttons und Lesezeichen hinzu: »Wir wollen etwas in der Hand halten, um unseren Widerstand gegen rechte Hetze sichtbar zu machen. Auf der Leipziger Buchmesse wollen wir zeigen, dass die Buchbranche vielfältig ist und Lust am Streit für die richtigen Ideen hat«, so René Arnsburg, Mitinitiator der Kampagne. Bereits mit den Ereignissen auf der Frankfurter Buchmesse, auf der es zu Übergiffen aus dem Umfeld der rechten Verlage gekommen war, begannen die InitiatorInnen gezielt Verlage und Einzelpersonen anzusprechen, um die Initiative #verlagegegenrechts zu gründen.

Zur diesjährigen Buchmesse in Leipzig, die vom 15.-18. März stattfindet, wollen sie insgesamt präsenter sein. Um das zu ermöglichen, starteten sie im Dezember die Crowdfounding-Kampagne. Die benötigten Spenden belaufen sich auf 7.500 Euro.

Mit Lesezeichen, Buttons und Taschen, die das Hashtag #verlagegegenrechts tragen, will die Initiative auf der Messe und in der Stadt Leipzig sichtbar werden. Es sind zehn Diskussionsveranstaltungen während der Messetage unter dem Motto »Die Gedanken sind bunt« geplant, Referent*innen mit keinem oder geringem Einkommen soll über die Crowdfunding-Kampagne die Teilnahme ermöglicht werden.

Darüber hinaus ist geplant, Materialien zu produzieren, um über die Ideologie und Strukturen rechter Verlage aufzuklären. Lisa Mangold erklärt: »Uns geht es darum, zum Selbstdenken und Positionieren anzuregen. Und zu fragen, was sind das für Inhalte, die von den rechten Verlagen transportiert werden?«

Es gehe weniger um Aufklärung, als darum zu fragen, wann es wichtig sei, sich dagegen zu stellen. Lisa Mangolds größte Sorge ist es, dass sich der Kulturbetrieb zum Schweigen bringen lässt, anstatt aufzubegehren, wenn verschwörungstheoretische, völkische und antifeministische Inhalte verbreitet werden.

Ein Problem ist, dass die rechten Verlage und ihr Umfeld sich als Opfer stilisieren und mit dem Rückenwind der AfD-Wahlerfolge sich immer weiter gesellschaftlich etablieren. Schon auf der Frankfurter Buchmesse im letzten Jahr wurde das offenbar. Geschäftsführer der Amadeu Antonio Stiftung, Herr Reinfrank, sagte nach der Buchmesse in Frankfurt in einem Interview der taz gegenüber: »Ich fand es sehr schwierig, wie es dem Antaios-Verlag gelungen ist, durch ihre Inszenierung die Berichterstattung zu setzen. Wie die Neurechten sich als Opfer stilisiert haben, obwohl von ihnen Drohungen, Einschüchterungen und zum Teil auch Gewalt ausgegangen sind.«

Die Antwort der Betreibenden der Leipziger Buchmesse ist ein verändertes Sicherheitskonzept, mit dem man auf die anstehenden Proteste gegen rechte Verlage vorbereitet sein will. Dieses ist allerdings, wie auch immer es aussehen mag, ungeeignet dem eigentlichen Problem zu begegnen: Zunehmende Ignoranz gegenüber verschiedenen Lebensentwürfen, kulturellen Differenzen oder schlicht mitmenschlicher Solidarität.

Der Aufruf kann weiterhin unterzeichnet werden. Weitere Infos unter: https://verlagegegenrechts.wordpress.com

Spenden unter: www.startnext.com/verlagegegenrechts

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