Polzei räumt gewaltsam Soziale Zentren in Bologna

Eröffnet das Làbas wieder!

In den Morgenstunden des siebten August sind in Bologna die zwei Sozialen Zentren Làbas und Crash von der Polizei gewaltsam geräumt worden. Der Bürgermeister von Bologna verspricht den AktivistInnen einen Alternativort zu finden. Eine Demonstration gegen die Räumungen und für eine Neueröffnung von Làbas wird am 9. September in Bologna stattfinden. 5.000 Demonstrierende werden erwartet.

Dana Berg, Berlin

Am Morgen des 8. August sind in Bologna zwei Soziale Zentren gewaltsam geräumt worden. Das Làbas und das Crash. Dutzende Demonstrierende haben versucht, die Räumung zu verhindern. Am selben Tag wurde auf dem Piazza Maggiore im Zentrum Bolognas von den OrganisatorInnen der besetzten Zentren eine spontane Pressekonferenz einberufen, an der etwa 300 Interessierte teilnahmen. Der Bürgermeister Bolognas Virginio Merola von der Demokratischen Partei (PD) war auch anwesend und hat den AktivistInnen zugesichert, einen Alternativort für die geräumten Soziale Zentren in Bologna zu finden. Ein direktes Gespräch zwischen ihm und den OrganisatorInnen vom Làbas findet Ende August statt. Wie auch immer dieses Gespräch verlaufen wird: Die OrganisatorInnen und Leiter des Làbas sind sicher, dass sie mit oder ohne Hilfe der Regierung einen neuen Ort finden werden und müssen. Die in Italien sehr mächtige Banken- und Investmentgruppe Cassa Depositi e Prestiti sind die Besitzer des geräumten Zentrums Làbas und planen auf dem Gelände Luxushotels und Parkhäuser. Für die AktivistInnen ist das nicht hinnehmbar. Bologna brauche weder Luxushotels noch weitere Shopping-Center.

Centri Sociali spielen für die Linke in Italien eine zentrale Rolle. Sie sind wichtiger Ort der sozialen und medizinischen Versorgung Obdachloser, Geflüchteter und gleichzeitig ein wichtiger kollektiv organisierter Schmelztiegel der Revolte linker autonomer Gruppen. Im Làbas, was seit 2012 besetzt war, gab es viele wichtige ehrenamtliche Projekte, die dringend einen physischen Ort brauchen, um weiter fortbestehen zu können: ein wöchentlicher Biomarkt, Sprach- und Sportkurse, Kindergarten, Bibliothek, Informationsdienste für Geflüchtete und dabei auch einige Schlafplätze für Wohnungslose. Einer der Hauptverantwortlichen des Làbas, der Philosophiestudent Guglielmo Maria Vespignani (26) zeigt sich in einem Interview besorgt, über die Situation der Sozialen Zentren in Bologna und in Italien im Allgemeinen. »Wir haben in vielen Gesprächen versucht mit dieser Bank zu verhandeln, um das soziale Zentrum zu erhalten, aber ohne Erfolg. Die einzige Antwort von ihrer Seite war und ist: Wir wollen das Gebäude zurück.« Es gibt immer weniger Orte wie diese. Nach seiner Schätzung inzwischen nur noch zehn, die theoretisch jeden Augenblick von einer Räumung bedroht sind. Ein Trend, der sich fortsetzt. »In Italien gibt es auch auf nationaler Ebene von Seiten des Staates eine neue aggressivere Strategie, kommunale und oppositionelle Projekte in besetzten Häusern nicht mehr zu tolerieren. Das ist nicht mehr zu übersehen«, sagt Vespignani.

Am 20. August diesen Jahres wurde auch in Rom ein besetztes Haus am Piazza dell indipendenza gewaltsam geräumt. Etwas 1.000 Menschen hatten das Haus besetzt. Darunter viele Geflüchtete aus Eritrea und Äthiopien. Nach Angaben von Menschengrechtsorganisationen aus Rom wurden auch Kinder und schwangere Frauen des Hauses verwiesen. Wasserwerfer kamen zum Einsatz.

Am 9. September haben die OrganisatorInnen des Làbas und des Crash zu einer Demonstration aufgerufen. Unterstützt werden die OrganisatorInnen von zahlreichen linkspolitischen Organisationen und Gruppen aus ganz Europa. Guglielmo Maria Vespignani hofft, dass mindestens 5.000 Demonstrierende für eine Wiedereröffnung des Làbas auf die Straße gehen werden. Es ist eine wichtige Demonstration für die Stadt, die in der Zeit des Faschismus »La rossa« die Rote genannt wurde und nach Ansicht der AktivistInnen eine Stadt des linken Widerstandes bleiben soll.

Link zu Làbas:

https://www.facebook.com/labasoccupatobologna/

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