Zeigen, was schon da ist

Was ist Wandel? Wie sollten wir unsere Denkweise, unsere Gesellschaft, unseren Lebenstil, die Art und Weise, wie wir mit Ressourcen umgehen, ändern, um den Planeten, den wir bewohnen, nicht zu zerstören und allen Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen? Solche fundamentalen Fragen benötigen so schnell wie möglich Antworten, da die negativen Folgen unseres Handelns immer stärker offensichtlich werden. Dies geschieht nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus sozialer Perspektive.

Luca Asperius, ImWandel.net

Diese existenziellen Fragen scheinen umso problematischer, desto mehr wir versuchen, sie von oben herab zu lösen: mit den gleichen Methoden, die Teil ihrer Ursache sind. So wird die Lösung zum Problem. Wir merkten jedoch schnell, dass bereits viele Menschen, mit den unterschiedlichsten Visionen, vor uns an möglichen Lösungen arbeiteten. Andere Lebensweisen und Formen des Wirtschaftens und Arbeitens werden bereits an vielen Orten in der alltäglichen Praxis erprobt - und sie funktionieren.

Warum erhalten solche Projekte nicht die Sichtbarkeit, die sie verdienen? Wir denken, dass heutzutage in den großen Medien etwas nicht so funktioniert, wie es funktionieren sollte. Eine Ökonomisierung der Aufmerksamkeit, und oft auch Abhängigkeiten zwischen Großunternehmen und Medien, haben zur Folge, dass die Berichterstattung über den alltäglichen Wandel nur wenig rentabel erscheint. Wir sahen hier eine Gelegenheit, die eine Vision und eine Berufung geworden ist: diese kommunikative Lücke zu füllen und die Sichtbarkeit und Anerkennung von Bewegungen, Projekten und guter Praxis des ökosozialen Wandels zu verbreiten, besonders für den Großteil der Menschen, die nicht täglich aktiv in diesen Bereichen sind.

Wir verpflichten uns einem Journalismus, der die positven Beispiele des Wandels aufzeigt, die ein Gegengewicht bilden zu einem Paradigma des Wachstums, zu obsessivem Individualismus, Technokratie und Ausbeutungsverhältnissen, die das Narrativ der großen Medien zu oft beeinflussen. Dagegen zeigen wir auf, wie und wo sich Resilienz, Solidarität und globale Gerechtigkeit auf lokaler Ebene realisieren. Den Zugang zu diesen Informationen halten wir für eine notwendige Bedingung, damit jeder und jede sich eine eigene Meinung bilden und so ein gesellschaftlicher Wandel für alle stattfinden kann.

Oben haben wir über Lösungen - im Plural – gesprochen. Es gibt nicht die eine Lösung, ein Rezept für alle unsere Probleme. Mit der Zeit entwickelten und entwickeln sich unterschiedliche Lösungen. Manchmal als Antworten auf spezifische praktische Fragen, manchmal als Modelle, die aus unterschiedlichen Perspektiven entstanden und entstehen. Menschen verändern im Kleinen ihren Lebensstil, um beispielsweise ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Sie starten lokale Projekte, teilweise mit dem Gefühl, mit ihren Bemühungen allein zu sein und entgegen vieler Hindernisse. Wir denken, dass solche Projekte, bekämen sie die richtige Sichtbarkeit und Anerkennung, zum Nachahmen an anderen Orten anregen können.

Daneben gibt es auch stärker strukturierte Modelle, wie zum Beispiel Permakultur, solidarische Ökonomie, Transition Town, Degrowth, Gemeinwohlökonomie, Commons... Viele von diesen Bewegungen sind parallel gewachsen, einige kooperieren bereits miteinander. Wir sehen diese Ideen als sich ergänzende Teile eines größeren Ganzen, welches ein größeres Bild entstehen lässt, das das Potential hat, eine umfassende Alternative zur bestehenden sozialen und wirtschaftlichen Organisation des menschlichen Lebens in westlichen Zivilisationen aufzuzeigen. Dadurch, dass wir bei imwandel in unserem täglichen Narrativ die verschiedenen Lösungsansätze und Perspektiven bündeln, möchten wir unseren Beitrag für eine notwendige Konvergenz leisten. Konvergenz soll für uns keine homogene Bewegung sein, sondern vielmehr ein fluider Zusammenhang von Praxis und Bewegungen, die den Wert ihrer Vielfalt behalten können. Konvergenz in diesem Sinne hat das Potential, durch gemeinsame Koordination systemische Lösungen vorzuschlagen.

Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt: Weder haben wir den Anspruch, eine allumfassende Definition von ökosozialem Wandel zu liefern, noch meinen wir, die Lösungen für alle Probleme der Welt zu kennen. Wir beenden jedes Interview unserer Videoporträts mit der Frage: »Was ist Wandel für dich?« So wollen wir mit der Zeit eine Collage aus vielen Antworten aufbauen, eine gemeinsame Vision von den unterschiedlichen Meinungen der Menschen, die schon aktiv für einen ökosozialen Wandel sind. Viele Stimmen mit unterschiedlichen Tonalitäten und Lautstärken, die sich wie in einem Chor harmonisch ergänzen.

Was wir aber sicher sagen können: Wandel ist ein Prozess, ein Weg, um fortzuschreiten, möglicherweise gemeinsam. Das gilt auch für uns, als einzelne Personen, als Arbeitsgruppe und als Projekt. Wir möchten mit euch gemeinsam wachsen und uns dank eures Feedbacks verbessern, mit der Hoffnung, dass unsere Projekte mit der Zeit zu euren werden. So kann unser Modell, unsere Vision, im alltäglichen Leben eine Wirkung entfalten. Wir sind alle im Wandel.

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