Leitfaden »Genossenschaftliches Stromsparen«

Beim Einsparcontracting kann eine Energiegenossenschaft als Contractor Investition, Planung und Umsetzung der Maßnahmen übernehmen. Die Investition lohnt sich über die Energieeinsparungen. Wie Genossenschaften dies im Einzelnen angehen können, wurde von einer Studiengruppe des Master-Studienganges Renewable Energy Engineering and Management (REM) der Universität Freiburg in Zusammenarbeit mit der Solar-Bürger-Genossenschaft in Freiburg ausgearbeitet.

Von Kaj Mertens-Stickel, Redaktion GenossenschaftenEffizientere Geräte und Anlagen helfen, den Stromverbrauch zu reduzieren. Lüftungs-, Klima- und Beleuchtungsanlagen in Wohngebäuden und im Gewerbe, Kühl- und Druckluftanlagen oder die intelligente Nutzung der Abwärme sind einige der vielen Beispiele für Einsparpotenziale, die im kleinen Gewerbe und in der Wohnungswirtschaft zu wenig genutzt werden. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Finanzielle Spielräume sind im Kleingewerbe meist nicht vorhanden und in Eigentümergemeinschaften kommen Investitionsentscheidungen für freiwillige Maßnahmen nur selten zustande.

Energiecontracting kann dazu beitragen, das Ziel trotzdem zu erreichen. Dabei geht die Wohnungseigentümergemeinschaft oder der Gewerbebetrieb mit einem Dienstleistungsunternehmen (Contractor) eine vertragliche Zusammenarbeit ein, mit dem Ziel, die Gebäudetechnik effizienter zu gestalten. Beim Einsparcontracting übernimmt der Contractor Investition, Planung und Umsetzung der Maßnahmen, sowie Monitoring, Wartung und Instandhaltung. Die Investition amortisiert er über die Energieeinsparungen. Durch die vertragliche Gestaltung liegt es im Interesse beider Parteien, die geplanten Einsparungen tatsächlich auch zu erreichen. Der Contractor erbringt in regelmäßigen Abständen den Erfolgsnachweis.

Stromsparen in Gemeinschaft

Nach diesem Ansatz können sich Gebäudeeigentümer beispielsweise die komplette Beleuchtungsanlage erneuern lassen. Sie ersparen sich Aufwand und Kosten und die Nutzer zahlen nicht mehr als bisher an Stromkosten. Nach einer vereinbarten Zeit, in der Wartung und Instandhaltung durch den Contractor gewährleistet werden, geht die Anlage an die Gebäudeeigentümer über, so dass sie nun von der besseren Effizienz ebenfalls wirtschaftlich profitieren.

Energiegenossenschaften sind für Energiecontracting-Projekte ein besonders geeigneter Partner. Nicht die Gewinnmaximierung ist ihr primäres Ziel, sondern der Nutzen für die Energiewende. Der Eigenkapitalanteil der Investition wird von den Mitgliedern der Genossenschaft getragen. Da die Mitgliedschaft offen ist, können und sollen auch die Auftraggeber als Nutzer der Dienstleistung Mitglied der Genossenschaft werden. Zusätzlich besteht auch die Möglichkeit, sich selbst an der Finanzierung der Maßnahmen zu beteiligen. Das bietet größtmögliche Transparenz und höchste Flexibilität für die Gebäudeeigentümer, auch umfangreichere Maßnahme mit geringem Eigenbeitrag oder ganz ohne eigene Leistung durchführen zu lassen.

Leitfaden für Energiegenossenschaften

Zugunsten des Themas Energieeffizienz investieren Energiegenossenschaften bisher vor allem in Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung. Einsparcontracting kann eine sinnvolle Ergänzung ihres Leistungsangebotes sein. In kleineren Kommunen, in denen es häufig eine enge Zusammenarbeit zwischen der Kommune und der regionalen Energiegenossenschaft gibt, bietet sich Einsparcontracting insbesondere auch für die kommunalen Gebäude an. Mit dem Einstieg in dieses wichtige Feld haben die Genossenschaften eine Chance auf einen Geschäftsbereich, der weniger stark von gesetzlichen und politischen Entscheidungen abhängig ist, als die Energieerzeugung.

In Zusammenarbeit mit der Freiburger Solar-Bürger-Genossenschaft entwickelten Studenten des REM-Studienganges der Uni Freiburg im Kurs Management II unter der Leitung von Roderich von Detten im Rahmen einer Studienarbeit Ende 2015 ein Handbuch für den Einstieg in das Einspar-Contracting für Energiegenossenschaften. Vertragsgestaltung, Wirtschaftlichkeit, Finanzierung und Risiken werden darin ebenso thematisiert wie typische Beispiele für kommunales Energiesparcontracting. Das Handbuch wurde in englischer Sprache geschrieben. Die Solar-Bürger-Genossenschaft sucht nach Partnern oder Sponsoren, die Übersetzung und Veröffentlichung finanzieren.

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