7. - 17. August, Klimacamp und Degrowth-Sommerschule

 

»Rein in die Grube - Raus aus der

 

Kohle«


Am Morgen des ersten August ist die große Wiese hinter dem kleinen Dorf Lützerath noch unberührt. Stunden später beginnt eine Handvoll Menschen den Aufbau eines der größten Klimacamps. Schnell werden es mehr und Hand in Hand »wachsen« die Zirkus- und Workshopzelte. Solarpaneele werden angeschlossen und Stromkabel verlegt, Duschen und Klohäuschen aufgebaut. Gemeinschaftszeltezelte werden eingerichtet, Schilder gemalt und alles weitere wird organisiert, damit das diesjährige Klimacamp im Rheinland stattfinden kann. Es liegt nur gut zwei Kilometer von der riesigen Braunkohlegrube Garzweiler entfernt, zwischen Düsseldorf und Aachen.

Von HENDRIX, KLIMACAMP RHEINLAND Freitagmorgen, 7. August. Noch stehen keine Schlafzelte auf dem Campingplatz, noch herrscht hier »die Ruhe vor dem Sturm«. Ein Sturm sollte es dann auch wirklich werden. Mit durchgängig um die tausend und einer Höchstzahl von 1600 Teilnehmer*innen (erfasst durch das Zählen verteilter Essensportionen) war es das größte Klimacamp im Rheinland und auch wohl das größte Klimacamp in Deutschland. Dieses Jahr wies es einige Besonderheiten auf. Im Jahr zuvor entschlossen sich ein paar Menschen das Thema Postwachstum aus den Hörsälen und Veranstaltungsräumen rauszuholen und es praktisch werden zu lassen. Ein gemeinsamer Prozess zweier Gruppen begann, zwischen denjenigen, die das »Klimacamp« gestalten wollten und denen, die die diesjährige Sommerschule »Degrowth: konkret Klimagerechtigkeit« planten . Über mehrere Monate trafen sie sich abwechselnd im Osten und Westen Deutschlands. Nach unendlich vielen E-Mails und endlich vielen Telefonkonferenzen trudelten nun freitags die ersten Menschen auf dem Camp ein.

Der erste Weg führte zum Infopunkt, dem sogenannte Herz des Camps. Hier liefen die meisten Informationen zusammen. Die Teilnehmer*innen konnten sich zur Unterstützung in Schichtpläne eintragen, zum Beispiel für die Reinigung der Kompostklos. Viele Fragen konnten dort beantwortet werden. Vor dem Infozelt war eine Übersicht über Workshops und andere Veranstaltungen in den nächsten Tagen an Stellwände angeschlagen. Das Workshop-Programm war sehr groß und vielfältig. Mehr als zehn Workshops pro Tag behandelten die verschiedensten Themen, beispielsweise Klimagerechtigkeit durch Ernährungssouveränität oder wie Staat und Konzerne die Energiewende von unten torpedieren. Aber nicht nur Theoretisches fand seinen Platz, sondern auch Praktisches, wie ein Erste-Hilfe-Kurs für alle von den Sanitäter*innenauf dem Camp, ein Aktionstraining für direkte Aktionen und auch die Verbindung von Kunst, Aktivismus und Klimawandel gelang. Zwei Tage vor Beginn startete eine ganz besonderer Workshop. Eine stromproduzierende Windturbine entstand im kompletten Eigenbau. Zehn Pionier*innen schraubten, bohrten, schweißten, sägten und klebten eine Woche lang, um dann tatsächlich das zehn Meter hohe und 400 Watt starke Windrad aufzustellen.

Nach der Workshop-Phase gab es im Tagesablauf verschiedene Möglichkeiten, den Abend zu gestalten. Entweder kam mensch im großen Zirkuszelt zusammen, um an einer Podiumsdiskussion teilzunehmen und mitzudiskutieren, traf sich in der Bar, konnte vor der Bühne einem Konzert lauschen oder verteilte sich auf dem Gelände, um am Feuer zu sitzen und bei Gesprächen den lauen Sommerabend zu genießen.

Abgesehen vom großen Bildungsangebot gab es viele weitere Möglichkeiten, sich auszutauschen und zu vernetzen. Die gängige Sprache des Camps war dieses Jahr Englisch. So war es am einfachsten, sich untereinander zu verständigen, da nicht nur die Referent*innen, sondern viele Teilnehmer*innen aus den unterschiedlichsten Ländern der Welt zusammenkamen. Viele Verbindungen wurden geschlossen und gemeinsam wurde unter anderem darüber diskutiert, wie eine internationale Klimabewegung weiter aufgebaut und gestärkt werden kann.

Am Freitag, den 14. 8., gab es dann nur noch Aktionstrainings und Rechtsberatungen. Der Tag stand ganz im Zeichen der Vorbereitung der Aktion »Ende Gelände« – die trotz massivem Polizeiaufgebot gelungene massenhafte Aktion zivilen Ungehorsams, um den Tagebau für einen Tag lahm zu legen.


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