Das Projekt »Rote Ziege« stellt sich vor

Ackern statt meckern – Die Roten Ziegen packen es an!

Das Ziel ist zum Greifen nah: Ein Anwesen mit einer etwa 65.000m² großen Natur-Parklandschaft und 1.400m² Wohn-Nutzfläche steht zum Verkauf – und es wäre wie geschaffen für die »Rote Ziege«, ein Hausprojekt in der Nähe von Nürnberg. Zehn enthusiastische Mitstreiter*innen wollen dort gemeinsam wirtschaften und ihre gemeinsame Projektarbeit vorantreiben. Monatelang haben sie sich bereits intensiv vorbereitet, das Konzept geschliffen, Kontakt zum Mietshäuser Syndikat aufgenommen, eine Internetseite und Flyer erstellt, fleißig Klinken geputzt. Was nun noch fehlt, um das Projekt tatsächlich zu realisieren: Privatkredite und weitere Mitbewohner*innen.

Von Maria Trunk, Simmelsdorf Die tragenden Elemente des Projekts »Rote Ziege« sind Nachhaltigkeit, solidarische Ökonomie und Selbstversorgung als Teil eines künstlerisch und kulturell bewussten Daseins. Neben einem Bankkredit sollen vor allem Direktkredite den Hauskauf sowie nötige Instandhaltungen finanzieren. Hierbei verleihen Menschen mittels Vertrag ihr Geld an die künftige Haus-GmbH. Das Projekt kann sich dadurch kostengünstig Geld borgen, was die Ausgaben und die Mieten niedrig hält. Und die Unterstützer*innen bekommen die Möglichkeit einer sinnvollen, sozialen, ökologischen und nachhaltigen Geldanlage.

Dass die Unterstützung einer solchen Form von regionaler kultureller Bereicherung und nachhaltiger Lebensweise sowohl notwendig als auch wegweisend ist, stellen die Enthusiast*innen immer wieder auf bundesweiten Vernetzungstreffen von Kommunen fest. Denn im Bundesland Bayern leisten sie zusammen mit sehr wenigen anderen Projekten Pionierarbeit. Mit ihrer Umsetzung alternativer Wohn- und Lebenskonzepte, einem Modell gemeinschaftlichen Lebens fern von Konkurrenzstreben stellen sie, hier im Herzen der Hersbrucker Schweiz, seit dem Beginn ihres Schaffens einen Fleck auf einer sonst ziemlich weißen Landkarte dar.

Leben, lernen, Landwirtschaft

 

Erprobt, erfahren und erlebt hat ein großer Teil der Gruppe die Prinzipien des gemeinsamen Wirtschaftens und kooperativer Projektarbeit bereits seit fünf Jahren mit dem Projekt Simmelknödel e.V. in einer ehemaligen Ausflugsgaststätte im Nürnberger Umland. Neben ihrer Erwerbsarbeit kümmern sich die Bewohner*innen dort unter anderem um das Versorgen der Schafe, Hühner und Kaninchen. Sie pflegen ihren Garten, ernten Honig, schichten den Kompost um, halten das Haus und die vielen Gerätschaften instand. Im Hintergrund ist die Kreissäge in der Werkstatt zu hören, das Schlagzeug im gemeinsamen Wohnzimmer, während leckere Gerüche aus der Küche die Bewohner*innen zum gemeinsamen Kochen und Abendbrot locken. Täglich schauen Freund*innen, ehemalige Bewohner*innen, Nachbar*innen und Besucher*innen vorbei um »Hallo« zu sagen, Absprachen zwecks Milch, Schafen, Holz oder Pflanzen zu treffen oder abends am Lagerfeuer ein Bier zu trinken. Oft sind sie schnell mittendrin in inspirierenden Gesprächen: Zum Beispiel wenn einige Bewohner*innen einen Vortrag rund um Gewaltfreie Kommunikation angehört haben. Oder es geht um den eigenen ökologischen Fußabdruck, wenn jemand darüber spricht, warum es egoistisch und unverantwortlich ist, im Sommerurlaub in einen Ferienflieger zu steigen, während jemand anders findet, dass nicht jede*r essentielle Lebenserkenntnisse in der eigenen Kultur findet, auch wenn er viele Lebensentwürfe, -situationen und -weisen auch nebenan kennenlernt. Das allabendliche Lagerfeuer brennt stets so lange, bis es zu regnen beginnt, der Wind kalt vom Tal herauf weht oder die Straßenbeleuchtung der umliegenden Dörfer um halb eins erlischt. Dann wird allen bewusst, dass es wieder einmal spät geworden ist und am nächsten Morgen die Kinder wieder ab 7 Uhr durch das Haus toben und ein neuer arbeitsreicher Tag beginnt. An ruhigeren Tagen genießen sie einfach, dass sie an einem der wenigen Orte eines dichtbesiedelten Landes leben, an denen die Nacht wirklich noch existiert. Denn ohne Laternen ist es hier tatsächlich dunkel, können die Menschen bis tief hinein in den Sternenhimmel blicken, während das Feuer allmählich erlischt.

Mitstreiter*innen und Direktkreditgeber*innen begeistern

Einigen der Simmelknödel ist trotzdem von Beginn an klar, dass sie mehr wollen: Sie möchten noch mehr Land bewirtschaften und ihre Herzensprojekte auf einem Anwesen ausbauen, auf dem sie frei walten können. Das neue Grundstück bietet ihnen eine autarke Stromerzeugung, denn die drei Bäche, die das Grundstück kreuzen, werden dank eines 2009 eingebauten Kleinkraftwerks zur Stromerzeugung genutzt. Auch Biogas aus Kompost und gemeinsame Ressourcennutzung verhelfen zu einem minimierten Stromverbrauch.

Auf dem Gelände mit seinen großen Wald- und Wiesenflächen befinden sich seltene Bäume wie der japanische Brotbaum und der Mammutbaum. Der Garten wird weiterhin wie auch schon im Vorprojekt ohne Pestizide auskommen. Alte samenfeste Gemüse- und Obstsorten werden angebaut, tragen zur Biodiversität bei und entkoppeln teilweise die Versorgung der Gemeinschaft vom Markt.

Verstärkt werden die Bewohner*innen auf dem neuen Grundstück und – dank intensiver Kooperation mit Nachbar*innen und der Dorfgemeinde – auch in ihrer Umgebung Obsthochstämme durch Schnittmaßnahmen und indirekt durch das Ansiedeln verschiedener Vögel und Insekten pflegen. Mit der eigenen Bienenhaltung wollen sie zum Erhalt von Bienenpopulationen beitragen und sich mit Honig versorgen. Brennholz aus eigenem Bestand und aus der Region werden sie für die Stückholzheizung nutzen sowie eine eigene Quelle für die Gartenbewässerung. Und weiterhin werden sie sich der Erhaltung der vom Aussterben bedrohten »Rauwolligen Pommerschen Landschafe« widmen. Die Tiere helfen dabei, die Artenvielfalt der gefährdeten regionalen Streuobstwiese zu gewährleisten.

Die Metall- und Holzwerkstatt der Roten Ziege soll mit einem Atelier öffentlich zugänglich gemacht werden. Und auch Workshops, Festivals und ein regelmäßiger Sommertreff bei Kaffee und Kuchen werden zur künstlerischen und kulturellen Bereicherung für die Region.

Zur Realisierung dieser Projekte braucht die »Rote Ziege« nun private Direktkreditgeber*innen und Mitbewohner*innen und Mitwirkende. Viele der Menschen um sie herum unterstützen sie bereits – um auch die nächsten Sommer mit am Lagerfeuer sitzen zu können, mitzuwirken und zu erleben, wie die Ziegen der Hersbrucker Schweiz nicht nur meckern, sondern auch ackern können! Bald werden sie hierfür ein Informationstreffen organisieren. Interessent*innen können sich einfach auf www.roteziege.org in den Newsletter eintragen, um eine Einladung zu erhalten.

Weitere Infos unter:

www.roteziege.org

www.simmelknoedel.de

www.syndikat.org

kontakt(at)roteziege(dot)org

 

 

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