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Vorwärts

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Abschied von einer nie geborenen Genossenschaft?

Es ist schon zum Lachen - aber eigentlich ist es zum Weinen: auf der einen Seite diskutieren wir in jeder CONTRASTE-Ausgabe unser Verhältnis zur Sozialdemokratischen Partei, bewundern die Kompetenz, aus der heraus das bislang vielleicht kompletteste Werk über selbstverwaltete Betriebe, die SPD-Broschüre ,,Selbstbestimmt arbeiten" entstanden ist, führen Gespräche mit lokalen und Bonner Partei-Politikern über Mitarbeiterselbstverwaltung, Reformen in der Wirtschaftspolitik,... und dann sowas:

Erst am 16. September wurde als Sachverständiger und „ mit allen Vollmachten" zur Sanierung des „Vorwärts" ausgestattet, Frank Dahrendorf vom Parteivorstand beauftragt, ein zukunftsweisendes Konzept für die SPD-Wochenzeitung zu erarbeiten und in die Wege zu leiten, womit er auch sogleich - in Absprache mit der „Vorwärts"-Belegschaft begann. Nun aber zog nach Ben Wisch's Rückzug Hans Matthöfer in den Schatzkeller der Bonner SPD-Baracke ein und krempelte sogleich die Ärmel hoch.

Schatzmeister haben ja bekanntlich nichts als die Vermehrung der von ihnen verwalteten Schätze im Sinn und so begann Genosse Hans - ungeachtet vorangegangener inhaltlicher Gespräche und struktureller Vereinbarungen - mit der Erarbeitung eines eigenen Konzepts, mit dem das Blatt inhaltlich umgestaltet und abgesichert werden soll. Laut Frankfurter Rundschau vom 15.10 verlautete aus der Baracke, daß der „Vorwärtsg künftig in der Frankfurter Union-Druckerei hergestellt und im gleichen Format wie ,,metall", Zeitschrift der Industriegewerkschaft Metall, erscheinen soll. Offensichtlich will Matthöfer den „Vorwärts" in ein leicht lesbares, auflagenstarkes Magazin, ohne große gesellschaftspolitischen Ansprüche umwandeln, das womöglich kaum mehr auf Subventionen angewiesen ist und bei der Promotion für Bruder Johannes im bevorstehenden Bundestagswahlkampf ein wichtiges Medium für die PR-Arbeit sein wird. Nach abgeschlossenem Wahlkampf wird sich der Aufwand wohl nicht mehr lohnen und der bislang eher substantielle „Vorwärtsg und das SPD-Jubelblatt „Sozialdemokrat-Magazin" zu einem Jubelblatt verschmelzen.

Zum heutigen Zeitpunkt sind dies allerdings noch Vermutungen.

Fakt hingegen ist, daß Dahrendorf sich durch den Alleingang Matthöfers genötigt sah, seinen Auftrag niederzulegen. Laut FR zeigte er sich von Matthöfers Konzept völlig überrascht und bezeichnete dessen Vorstellungen als ,,dilletantisch und unprofessionell".

Und unsere Kollegen von der „Vorwärts"-Redaktion?

Noch vor wenigen Wochen (vgl. unser Interview in CONTRASTE Nr. 11) zeigten sie sich optimistisch und bereit, ihren Teil zur Sanierung des Blattes beizutragen. Von ihnen kam die Idee von der „Vorwärts-Genossenschaft", sie waren bereit, auch einen Teil des Risikos bei Fortführung der Zeitung zu übernehmen, als selbstverwalteter Betrieb im Rahmen der Genossenschaft.

Der selbstverwaltete Betrieb in den eigenen Reihen ist der SPD momentan wohl doch noch zu viel. Oder sind die Meinungen, die in der „Arbeitsgruppe Genossenschaftswesen" vertreten werden, absolut nicht durchsetzbare Außenseiterpositionen? Hat die Arbeitsgruppe in der Partei nur Alibifunktion oder die Aufgabe im grün-alternativen Bereich Wählerstimmen zu fangen? Sollte die SPD sich wirklich sang- und klanglos von der verabschieden, dürfte sie für die selbstverwalteten Betriebe in absehbarer Zeit wohl kaum noch ein interessanter Diskussionspartner sein, wenn es um die ,,Entwicklung eines konkreten Konzepts für die Wiederbelebung des Genossenschaftsgedankens" oder ähnliches geht.

Jochen Reinalda

 

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Stand: 28. April 2010