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Ökofonds

Betr.: CONTRASTE JUNI/AUGUST/SEPTEMBER LESERBRIEF

Ökofonds-Erfahrungen

Liebe Freunde vom Ökofonds!

Wir nehmen den Presserummel um die - doch bedeutenden - Beträge, die bisher im Ökofonds zusammengetragen worden sind zum Anlaß, der dargebotenen Euphorie den Dämpfer der gelebten Praxis aufzusetzen.

Wir hatten im Herbst 1984 einen Antrag auf DM 50.000 zur Entwicklung unseres Verfahrens zur "Anaeroben Vergärung" gestellt.

Der Antrag ging an Ökofonds/Bremen - wegen der Höhe des Betrages zur dezentralen Teilbearbeitung in den einzelnen Ökofonds-Regionen.

Hier erwies sich der Anspruch auf basisdemokratischen Dezentralismus in der Folge als eine Verfahrensweise, die weder für uns effektiv ist - noch dies für Euch sein dürfte. Das Verfahren erinnert stark an die allseits beklagte EG-Bürokratie.

Vom Bremer Ökofond erhalten wir zum 1.4.85 über einen unkomplizierten Darlehensvertrag DM 1.370.- (Bremer Anteil an der Gesamtsumme).

Aus München, vom Bayrischen Ökofonds, erhielten wir am 4.4.85 die Nachricht, daß es noch nicht zur Antragsbearbeitung kommen konnte - und die Anfrage, ob wir noch am Antrag festhalten wollten. Gleichzeitig wurden wir aufgefordert, noch einmal mit unserem Grünen Kreisverband Kontakt aufzunehmen, Stellungsnahme einzuholen und ihn "zur Benennung des 6. Mitglieds aufzufordern". Wir haben dies getan und München mitgeteilt, daß wir weiterhin unseren Antrag aufrechterhalten.

Im Juni '85 kam dann ein Schreiben aus München, daß uns die Bearbeitungsnummer 180 und einen neuen Bearbeiter/Kontaktperson (Harald Nestler) zukommen ließ. Dann war noch einmal von der Kontaktaufnahme mit dem zuständigen Kreisverband die Rede, wurde hier jedoch korrigiert auf: "für Euch ist der Landesvorstand Bayern zuständig." Also nicht, wie geglaubt, unser heimischer, Bremer Kreisverband, sondern wegen des überregionalen Charakters unseres Antrages - eben der Bayrische Landesvorstand, was die Beteiligung des Bayrischen Ökofonds an der Förderung für uns angeht. Uns wurde noch mal ans Herz gelegt, mit eben diesem Landesvorstand Kontakt zwecks Stellungsnahme und dem "6. Mitglied" aufzunehmen. Die letzte Passage des Anschreibens machte uns immerhin Mut, daß wir "den Termin zur Behandlung unseres Antrages rechtzeitig mitgeteilt bekommen" würden.

Niedersachsen meldete sich im Mai bei uns mit der erfreulichen Nachricht, daß der Ökofonds Niedersachsen uns "gemäß Beschlusses des Verwaltungsrates vom 20.4.85, einen rückzahlbaren, zinslosen Zuschuß in Höhe von DM 6.875.- gewährt. Soweit so gut.

Die Abwicklung dieses Darlehens soll niedersachsenspezifisch über eine Raiffeisenkasse mit Rück-Ring-Bürgschaft erfolgen. Das hat mit der Kreditaufsicht zu tun, ist auch erst mal verständlich - wird hoffentlich bald (Christel Müller war zuversichtlich) in eine andere Form (Leihgemeinschaft, Kreditgarantiegemeinschaft) überführt. Die Abwicklung machte eine persönliche Bürgschaft zweier Einzelpersonen aus unserem Belegschaftsunternehmen erforderlich, eine technische Variante, die dem Charakter von gemeinsamer Verantwortung und Gleichberechtigung in den meisten antragsstellenden Projekten nicht gerade entgegenkommt - im Gegenteil unangenehm in Gleichberechtigte Strukturen eingreift. Die Abwicklung ist erledigt und wir rechnen mit DM 6.875.-, die uns überwiesen werden sollen (auf mein Privatkonto, was wohl erforderlich - deswegen jedoch nicht weniger unerfreulich ist).

Von anderen regionalen Ökofonds haben wir bis heute gar nichts gehört. Nach fast einem Jahr Laufzeit unseres Antrages stehen uns somit DM 1.370.- aus Bremen, DM 1.500.- aus Schleswig-Holstein (Mai '85) und die zugesagten DM 6.875.- aus Niedersachsen zur Verfügung.

Wir sind ein Wirtschaftsbetrieb, der sich gerade wegen seiner politischen Bedeutung und der angestrebten Produktion von Öko-Technologie besonders hart im Wettbewerb "in diesem, unserem Lande" behaupten muß. Wir sind also im Prinzip sehr stark auf Unterstützung unseres Vorhabens angewiesen. Nur müssen wir uns da stärker auf eine klare Linie verlassen können - wobei Eurer Arbeit, und damit Euch selbst, - eine solche sicher nicht schaden wird. Ihr könntet natürlich auch klar die Entscheidung fällen, daß Wirtschafts-/Produkt-Förderung für die Selbstverwaltungswirtschaft nicht Thema des Ökofonds sein soll. Eben weil es riskant ist, kompliziert, aufwendig - und vielleicht in mancherlei Hinsicht eine "Nummer zu groß". Das wäre - politisch - schade, würde jedoch dann unrealistische Hoffnungen den Fonds gegenüber im Ansatz abblocken - damit jedoch Schaden von Fonds/Antragstellern abwenden.

Ich selbst habe eine andere Meinung dazu, sie wiederholt öffentlich kundgetan - diskutiere auch gerne mit Euch darüber, wenn Ihr Wert darauf legt. Würde natürlich auch gern wissen, ob wir ggfs. noch weitere Gelderchen bei Euch beantragen können/bzw. sollen, da sich der Gesamtaufwand unserer Entwicklungskosten bis zur "Reife" auf DM 1,2 Mio. belaufen wird.

Mein umfangreiches Briefchen gereiche Euch als freundliche und solidarische Kritik.

Mit zuversichtlichen Grüßen, 

Heinz Bollweg, AN BREMEN

 

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Stand: 03. August 2011