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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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November 2011

Aus dem Inhalt
Friede, Freude ...

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Nahrung ist (k)eine Ware

Unter dem Aspekt der Gesundheit, seltener unter dem des Genusses, umwirbt uns das Lebensmittelbusiness. Dass wir es in der Branche mittlerweile auch mit großen Konzernen und global Playern zu tun haben, ist vielen nicht bewusst. Die meisten Firmen sind kaum bekannt. Das Schlagwort des rebellischen Galliers Bové vom Kampf gegen la malbouffe, den schlechten Fraß, hat in Frankreich breite Sympathien geweckt.Womit könnte mensch die Leute hierzulande auf den Trug einer Vielfalt, die längst ihren guten Geschmack eingebüßt hat und erhebliche Probleme verursacht, aufmerksam machen?

von Werner Ruhoff # In Deutschland werden fast 20 Millionen Tonnen Lebensmittel jährlich in den Abfall geworfen. Umso skandalöser wirken die zahlreichen Hungerkatastrophen und die Tatsache, dass täglich 100.000 Menschen an Hunger und seinen Folgen sterben. Laut Focus money online wurden 20% der us-amerikanischen Maisernte 2006 in 4,9 Mrd. Gallonen Bioethanol verwandelt, und die US-Regierung verfolge das Ziel, die Produktion bis 2017 auf 35 Mrd. Gallonen zu erhöhen. Eine Überschrift lautet: »Agrarrohstoffe stehen nach Einschätzung der Deutschen Bank vor der längsten Rallye der Geschichte «. Der Preisauftrieb für Weizen hat sich seit der Jahrtausendwende zur Freude der SpekulantInnen vervierfacht. In den arabischen Ländern werden Rebellionen durch Brotpreiserhöhungen ausgelöst. »Für Börsianer eröffnen sich exzellente Gewinnchancen. « Die Boerse-express.com weist darauf hin, dass »Goldman Sachs« Mais als Investment empfiehlt. Und dann wird für eine Empfehlung das schlechte Gewissen beruhigt: »Obwohl Lebensmittelspekulationen ethisch eine sensible Sache sind, sollte man zumindest eine kleine Portion Agrarrohstoffe ins Depot legen.« Der oder die »Expertin« weiß auch warum: »damit der Weltmarkt für die Versorgung der Weltbevölkerung funktioniert!« Chapeau! Damit das anlegende Publikum sein Gewissen total besänftigen kann, fehlt neben den Überschriften nicht der Hinweis auf die Welthungerhilfe – »hier Online- Spenden und helfen!«

Die vorliegenden Beiträge befassen sich weder mit solchen Unappetitlichkeiten kapitalistischer Reichtums- und Notvermehrung, noch mit den Auswirkungen des Klimawandels oder der Ausbeutung von LohnarbeiterInnen, die beispielsweise als MigrantInnen in Andalusien unter sklavenähnlichen Bedingungen für das Geld der PlantagenbesitzerInnen, für Konzerne und KonsumentInnen schuften.

Unter dem Aspekt der Selbstorganisation kommen widerständige Eigeninitiativen zum Ausdruck, die sich gegen das aggressive Agrarbusiness Freiräume schaffen und sich zu behaupten suchen. Dazu gehören die Proteste und Zusammenschlüsse gegen die anstehende Saatgutgesetzgebung der EU, die Organisierung einer weltweiten Bewegung für die Ernährungssouveränität oder beispielhaft die Gründung einer Initiative, die im ehemaligen Industrievorort Köln-Kalk zwischen alten Fabrikhallen ein Freigelände nutzt und dort Gemüse anbaut.

Eine deutliche Betonung des Schwerpunktes liegt auf der Herstellung von Milchprodukten, die selten in den öffentlichen Focus gerät. Milch wird als Rohstoff gehandelt und die Molkereien sind mit 20 Mrd. EUR Jahresumsatz und ca. 35.000 Beschäftigten der größte Zweig der Lebensmittelindustrie in Deutschland. Der Maschinenbau hat einen gewaltigen Einfluss auf ihre Entwicklung und kalkuliert mit Zuwächsen, vor allen Dingen in Asien und Afrika. »Tetra Pak« und »GEA« gehören zu den weltweit agierenden Technologiekonzernen, welche die Branche technologisch und damit auch ökonomisch wie »ökologisch« entscheidend strukturieren. Die regionale Bindung der Milchversorgung ist längst passé. Was steckt nun hinter all dem, womit wir vor dem Kühlregal konfrontiert sind?

Als die Molkerei im Sauerländischen Willingen- Usseln Anfang der neunziger Jahre von den damaligen Milchwerken Köln-Wuppertal aufgekauft und anschließend geschlossen wurde, ergriff Bauer Jacobi mit zwei Kollegen die Initiative, eine Biomolkerei zu gründen, in der die Bauern selbst bestimmen. Dazu gibt es mit ihm im vorliegenden Schwerpunkt ebenfalls ein Interview. Für alle diejenigen, die mal selbst ausprobieren wollen, wie sie Frischkäse machen können, gibt es zum Schluss noch ein Rezept.

Schwerpunktthema Seite 7 bis 10

 

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Stand: 01. November 2011