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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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Los gehts 2007

LOS GEHT'S 2007 MIT NEUEM SCHWERPUNKT - 320 KOMMUNEINTERESSIERTE TRAFEN SICH PFINGSTEN

Bestehende Kommunen stärken

Es hat inzwischen Tradition: Tolle Stimmung, leckeres Essen, nette Leute, massenweise Kinder, Musik, Meckereien und zumindest zum Schluss Sauwetter, nasse Zelte und Matsch. Das Los Geht's ist eine Veranstaltung zur Unterstützung von Gemeinschaftsgründung, die seit 1998 relativ regelmäßig von Kommunen aus dem Kreis des Kommuja-Netzwerkes veranstaltet wird. Begonnen wurde diese Pfingst-Tradition von der Kommune Niederkaufungen, das diesjährige Los Geht's wurde von der Kommune Niederkaufungen, der Kommune Waltershausen (KOWA), der Villa Lokomuna in Kassel und der Finkenburg bei der KOWA im thüringischen Waltershausen organisiert.

Stefani Ross und Uwe Ciesla - "Im Jahr 2006 hatte es kein Los Geht's gegeben, weil uns ein wenig der Elan fehlte, immer wieder Neugründungen von Gemeinschaften anzuschieben, von denen viele nicht mal das Stadium der gemeinsamen Objektsuche überlebten.", erzählt Stefani Ross vom Organisationsteam. Auf dem letzten Kommunetreffen in der Kommune Feuerland fand sich aber doch wieder eine Gruppe von Leuten, die bereit waren, ein Los Geht's zu organisieren. Die ersten Vorbereitungstreffen fanden im Herbst 2006 statt, und ziemlich schnell stellte sich heraus, dass alle Lust hatten, diesmal ein etwas anderes Los Geht's zu gestalten: Warum nicht den Schwerpunkt auf bereits bestehende Projekte legen, eine Veranstaltung also, auf der sich eine Vielzahl von Kommunen und Gemeinschaften präsentieren und sich mit ernsthaften InteressentInnen auseinandersetzen können.

Anfragen bei mehreren Projekten ergaben sehr viel Unterstützung für diesen Plan, vor allem auch deshalb, weil einige der Kommunen, die in der Vergangenheit an der Vorbereitung und Durchführung des Los Geht's beteiligt waren (Feuerland, KOWA, Kommune Niederkaufungen) und auch selbst Verstärkung suchen, sich immer nur ganz am Rande selbst beworben und daher auch nie direkten Nutzen aus dem Los Geht's gezogen hatten.

Plan war, auf einer Internetseite alle Projekte, die nach neuen MitkommunardInnen suchen, mit einer kurzen Selbstdarstellung zu Wort kommen zu lassen, so dass mögliche LG-BesucherInnen schon vorab abschätzen konnten, welche Projekte für sie interessant sein könnten. Diese Möglichkeit wurde von den Projekten allerdings nur zum Teil genutzt. Allerdings meldeten sich vierzehn Gemeinschaften zur Teilnahme an. Auf dem Los Geht's direkt stellten sich dann siebzehn Gruppen vor, von denen auf der Internetseite www.losgehts2007.de acht mit einer Selbstdarstellung oder einem Link auf ihre eigene Homepage verzeichnet sind.

Anmeldungen von Einzelpersonen trudelten zunächst spärlich, dann aber immer schneller ein, so dass am Ende mehr als 320 Menschen das Pfingstwochenende miteinander verbrachten. Beim ersten Plenum am Freitag Abend stellte sich heraus, dass eine größere Gruppe der TeilnehmerInnen die besondere Ausrichtung des Los Geht's wohl nicht erfahren, oder aber beschlossen hatte, dieses Forum trotzdem für Neugründungstreffen nutzen zu wollen. Nach anfänglichen Holprigkeiten ließen sich beide Absichten ganz gut miteinander vereinbaren. Insgesamt hatten alle Projekte drei Mal die Möglichkeit, sich in zweieinhalbstündigen Blocks vorzustellen, und viele der "AnbieterInnen" hatten sich besondere Formen der Selbstdarstellung und des Kennenlernens ausgedacht. Außerdem gab es für alle Teilnehmer einen Reader mit Selbstdarstellungen der Gruppen und in einem großen Raum hatten die beteiligten Gemeinschaften Infowände zu ihren Projekten gestaltet und eigene Flyer ausgelegt. Eine Umfrage am Ende der Veranstaltung ergab, dass viele Projekte mit einer ganzen Liste von möglichen zukünftigen MitkommunardInnen nach Hause fuhren, und sehr zufrieden waren mit dem Treffen. In den nächsten Wochen und Monaten sind in vielen Gemeinschaften Kennenlernwochen und Besuchstermine für die Neuinteressierten vereinbart.

Nach den drei Vorstellungsblocks gab es am Montag Gelegenheit, Workshops anzubieten und daran teilzunehmen. Insgesamt gab es ein umfangreiches Angebot von 25 Workshops, Diskussionsrunden, Führungen. Themen waren zum Beispiel "Gemeinsame Ökonomie", Theater, der Spannungsbogen Individuum-Gemeinschaft und viele mehr.

Nicht möglich wäre eine solche Veranstaltung ohne die Unterstützung von vielen Einzelpersonen und Gruppen, die unentgeltlich mitmachen wie die Band "Die Schnitter" aus Kassel, die mit einem tollen Konzert am Samstag Abend für ziemlich dampfige Stimmung im "Ballsaal" der KOWA sorgten oder die Kochcombo "Die Maulwürfe", die mit viel Erfahrung und guter Laune dreimal am Tag leckeres veganes Essen bereitstellten, und innerhalb eines Haufens von Gemeinschaftssuchenden auch noch ein Beispiel waren, für tatsächlich funktionierende zeitweilige Gemeinschaft.

Eine weitere Vorraussetzung für das Los Geht's ist natürlich auch der Veranstaltungsort, für den nun schon zum dritten Mal die KOWA ihre Räume und ihr Gelände zur Verfügung gestellt hatte und dabei Unannehmlichkeiten wie platt getrampelte Rasen- und Gartenflächen, Inbeschlagnahme des Kopierers oder bis nachts um drei trommelnde Gäste in Kauf nehmen musste.

Nach ihrem Fazit des diesjährigen Los Geht's befragt, anwortet Stefani Ross vom Organisationsteam: "Bei einigen Leuten scheint sich eine größere Erwartung an ein "serviertes" Rahmenprogramm zu entwickeln. Verbunden waren diese Wünsche teilweise mit der Erwartung, dies solle durch das Orga-Team geschehen. Geht natürlich auch, aber wohl nicht im Rahmen einer Veranstaltung, deren Preis immer an der untersten Machbarkeitsgrenze liegt. Auch die Verteilung und Erfüllung der Dienste (alle TeilnehmerInnen waren gebeten, sich für 2 Dienste einzutragen, also Gemüseschnippeln, Kinderbetreuung, Putzen, etc.) fand ich dieses Mal viel schwieriger als bei vorherigen Los Geht's. Keine Ahnung, ob es sich hier um den Wunsch nach mehr Versorgung statt Selbstorganisation handelt, auf jeden Fall wirft es für eine solche Veranstaltung Probleme auf, wenn daraus letzten Endes eine größeres Maß der Selbstausbeutung für die Engagierten erwächst...

Auf jeden Fall aber scheint es weiterhin einen großen Bedarf daran zu geben, andere Gemeinschaftsinteressierte zu treffen, auch wenn es inzwischen mehrere Veranstaltungen dieser Art gibt. Ob und wann es ein nächstes Los Geht's gibt, ist davon abhängig, ob sich wieder Kommunen finden, die bereit sind, Organisation und GastgeberInnenrolle zu tragen. Das wird sich wohl auf dem nächsten Treffen des Kommuja-Netzwerkes im August entscheiden und zu gegebener Zeit hier in der CONTRASTE veröffentlicht werden."

Gehen Sie nicht über Los...

sondern zum Los geht's in Waltershausen

...und ziehen Sie nicht 2.000,- ein. So oder so ähnlich haben wir uns gefühlt, als immer klarer wurde, dass sich nach einigen Jahren Kommune- Projekt unsere Ursprungsgruppe auflösen wird. Denn unsere ehemaligen MitstreiterInnen haben sich aus verschiedenen Gründen für den Schritt in die kleinere Einheit entschieden und den Hof schon verlassen bzw. haben dies zum Herbst 2007 vor. Wir restlichen (1m.,1w.,1 kind) sind nach vielem Nachdenken und mit großer Unterstützung aus dem Kommuja- Netzwerk zu dem Entschluss gekommen: Wir wollen einen Neuanfang wagen! - Nur wie sollten wir dazu die passenden Leute finden?!

Bettina Kruse - Ein Objekt war ja vorhanden, dadurch die örtlichen Bedingungen auch schon vorgegeben. Und wir beide waren noch da, mit unseren Ideen wie wir Kommune gerne leben würden. Da kam es uns sehr gut gelegen, als wir hörten, dass das Los Geht's dieses Jahr einen anderen Schwerpunkt legen will: Nämlich bestehenden Kommunen die Gelegenheit zu geben sich auf dem Marktplatz darzustellen und in 3 Workshops neue MitkommunardInnen zu gewinnen. Wir haben das als unsere Chance gesehen und uns mit der Vorbereitung mächtig ins Zeug gelegt. Schließlich wollten wir ja nicht nur, dass Interessierte etwas über uns erfahren, sondern im besten Falle wollten wir ja genau die Leute finden, die ähnliche Ideen von Gemeinschaft haben wie wir. Außerdem sollte es kein "Laber-Workshop" werden - irgendwie was besonderes.

Der Zeitrahmen war von der Vorbereitungsgruppe vorgegeben: 2 1/2 Stunden Zeit, die Leute zu überzeugen und kennen zu lernen. Wir begannen also mit einem Kennen- Lern-Spiel, bei dem wir alle etwas zu verschiedenen Gegenständen wie z.B. Hammer, Kochlöffel, Geldstücke... sagen sollten: was uns dazu im Zusammenhang mit Kommune einfällt, was wir uns wünschen. Diese erste Runde war schon recht aufschlussreich und auch erstes Gelächter zeigte uns an, dass wir mit unserem Programm nicht ganz falsch lagen. (Natürlich waren wir sehr aufgeregt, ob so ein fast experimentelles Programm überhaupt ankommen würde.)

Danach ging's an's "Kommune-Barometer": Wir hatten einige Aussagen vorbereitet, wie zum Beispiel "Ich fahre gerne Fahrrad" und ein großes + und ein großes - auf den Boden gelegt. Dann mussten wir uns alle bewegen: Stimme ich dem zu? (+) oder nicht? (-) Oft haben wir uns auf einer Seite geknubbelt, manches Mal waren wir aber auch quer verteilt und haben uns unsere Standpunkte angeschaut. So war für alle beteiligten sichtbar wo wir stehen - nur für die Frage nach dem Warum war in dieser Phase keine Zeit. Dafür hatten wir den "Heißen Stuhl" vorgesehen - wir haben uns allen Fragen gestellt, auch wenn sie manchmal etwas unangenehm waren. Nachdem wir uns nun alle ein wenig kennen gelernt hatten, kamen wir zum Finale.

Ein Rollenspiel: Wir leben alle zusammen seit einiger Zeit in der Kommune und befinden uns auf dem wöchentlichen Plenum um dort eine Aufgabe zu lösen. Eine sehr spannende Möglichkeit zu sehen, wie wir zusammen zu Entscheidungen kommen, wer wie viel spricht und so weiter. Naja, da gehört wohl auch viel Phantasie zu und teilweise waren wir auch zu müde, so dass dieser Teil nicht immer Begeisterung hervorgerufen hat. Insgesamt hatten wir viel Spaß miteinander und konnten ganz nebenbei noch feststellen, wer Lust auf einen spielerischen, experimentellen Umgang mit Methoden hat. Für uns war das Los Gehts in dieser Form total sinnvoll und erfolgreich. Wir rechnen jetzt zwar nicht mit einem großen Ansturm auf unseren Hof, so dass du, falls du jetzt neugierig auf uns geworden bist, dich gerne bei uns melden kannst. Jedoch sind wir mit einigen Menschen in weitere Gespräche gekommen, die uns den Sommer über besuchen werden Mal sehen vielleicht finden wir uns so zu einer neuen Kommunegruppe zusammen und der Traum von der Kommune Hof Rossee wird neu gelebt. Übrigens, der erste neue Bewohner wird im Herbst seine Probezeit beginnen...

Kontakt: kommune(at)hof-rossee.de

Aus CONTRASTE Nr. 272 (Mai 2007)

INTERVIEW MIT ULI UND STEFFEN VOM ORGANISATIONSTEAM

Los geht's - gemeinschaftlich und selbstbestimmt leben

"Gemeinschaftlich und selbstbestimmt leben - Kommunen stellen sich vor, Gemeinschaften gründen sich", unter diesem Motto findet über Pfingsten, vom 25. bis zum 29. Mai, wieder das "Los Geht's" in Walterhausen statt. Wir sprachen mit Uli und Steffen vom Organisationsteam über die Veranstaltung.

Warum gibt es überhaupt eine Veranstaltung wie das Los Geht's? Was soll damit erreicht werden?

Die gesellschaftlichen Verhältnisse erfordern neue Antworten, damit den verschiedenen Bedürfnissen und Notwendigkeiten Rechnung getragen werden kann. Klimakatastrophe, ökologische Probleme, Sozialabbau, die Kluft zwischen Arm und Reich, Abbau von bürgerlichen Rechten und individuellen Freiheiten. Diese Auflistung ist keine Schwarzmalerei des Kommenden, sondern eine nicht umfassende Schilderung der jetzigen Situation. Wir müssen anders leben lernen, damit wir diesen fundamentalen Problemen begegnen können. Doch wir können uns nicht weiterhin nur im Beklagen der Situation aufhalten, sondern müssen Räume schaffen, die anderes ermöglichen und Sicherheiten bieten, ohne zerstörend zu sein. Es ist sinnvoll und notwendig, Lebensräume zu schaffen, die wieder eine lebenswertere Zukunft möglich machen. Wer veranstaltet denn das Los Geht's? Wer steht hinter dieser Veranstaltung?

Das Los Geht's wird veranstaltet von der Kommune Waltershausen, der Kommune Niederkaufungen und der Villa Lokomuna mit Unterstützung von Menschen aus anderen Kommunen. Das erste Los Geht's fand auf dem Gelände der Kommune Niederkaufungen im Jahr 1999 statt. Das Los Geht's 2007 ist die sechste Veranstaltung dieser Art und wird mittlerweile von den genannten Kommunen getragen. Die veranstaltenden Kommunen sind gemeinsam im Netzwerk der politischen Kommunen, Kommuja, einem kommunitären Zusammenhang von ca. 40 Gemeinschaften.

Warum habt ihr für das Los Geht's 2007 den Schwerpunkt auf die Stärkung bestehender Gruppen gelegt?

Die bisherigen Schwerpunkte lagen auf den Neugründungen von Gemeinschaften. Mittlerweile gibt es viele bestehende Gruppen, die neue Leute suchen, Verstärkung benötigen und daher eine Plattform wie das Los Geht's gut gebrauchen können. Zwar wäre es sinnvoll, mehr und mehr Kommunen zu gründen. Andererseits müssen die bestehenden Kommunen eine stabile Größe erreichen, damit sie wiederum selbst nach außen wirken können. Wir haben uns in der Vorbereitung auch kritisch mit der Frage der Neugründungen auseinandergesetzt. Es gibt verschiedene und auch sehr berechtigte Gründe, eine neue Gruppe zu gründen. Dennoch ist es eine Illusion davon auszugehen, dass die eigenen Vorstellungen und Ideen bei einer Neugründung eins zu eins umgesetzt werden können. Kommuneleben ist ein Er-Leben des Kompromisses. Den Kompromiss auch mit einer schon bestehenden Gruppe einzugehen, dazu wollen wir auf diesem Los Geht's ermutigen.

Warum findet das Treffen in Waltershausen statt?

Die Kommune Waltershausen bietet im doppelten Sinne Platz für ein Los Geht's. Zum einen stehen ein großes Gelände und ausreichend Räumlichkeiten zur Verfügung. Zum anderen sucht diese Kommune in Thüringen neue Menschen, die sich für ein Leben in dieser Gemeinschaft entscheiden. Die Kommune Waltershausen zeichnet sich besonders durch die Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten aus, die an diesem Ort möglich sind. Derzeit leben 15 Personen in Waltershausen, obwohl das Projekt gerne auf bis zu 100 Menschen wachsen möchte. Die Arbeitsmarktsituation in Thüringen ist leider nicht befriedigend. Die Kommune bietet zahlreiche Möglichkeiten für die Verwirklichung eigener Ideen und den Aufbau neuer Arbeitsbereiche. Damit neue Arbeitskollektive aufgebaut werden können, sind neue KommunardInnen in Waltershausen herzlich willkommen. Das Los Geht's findet in Waltershausen auch deshalb statt, um dieser Kommune einen guten Rahmen zu bieten, für sich werben zu können. Entscheidende Impulse für die Gründung dieser Gemeinschaft sind auf mehreren Los Geht's Veranstaltungen gegeben worden.

Ist es überhaupt noch zeitgemäß in einer Kommune zu leben?

Mehr denn je! Aus verschiedenen Gründen ist dies der Fall. Gemeinschaftsleben weist einen funktionierenden und erprobten Weg aus prekären Lebensverhältnissen, denen sich immer mehr Menschen gegenüber sehen. Gemeinschaftliches Leben bietet nicht nur aus ökonomischen Gründen eine Alternative zu bestehenden Strukturen. Wir müssen zu einer nachhaltigeren Lebensweise kommen und nachweislich bieten gemeinschaftliche Strukturen hier mehr Potential und weisen somit in eine lebenswertere Zukunft.

Wo kann ich mich denn über die Kommuneszene und das Leben von und in Kommunen informieren?

Auf den Internetseiten der Kommune Niederkaufungen und der Villa Lokomuna finden sich Links zu verschiedenen Kommunenetzwerken. Das eurotopia-Verzeichnis, welches im Buchhandel zu beziehen ist, stellt 350 Kommunen in Europa mit einer kurzen Beschreibung vor (bitte kritisch betrachten, da das Verzeichnis auch ziemlich obskure Gemeinschaften enthält - Anmerkung der Endredaktion). Sinnvoll ist sicherlich, direkt mit einer Lebensgemeinschaft Kontakt aufzunehmen und sich so konkret zu informieren und Aspekte des Kommunelebens kennen zu lernen. Eine sehr gute Möglichkeit ist der Besuch des Los Geht's 2007. Dort werden sich dieses Jahr zwanzig Kommunen und Gründungsinitiativen vorstellen. Informationen dazu und die Möglichkeit sich anzumelden, sind zu finden auf der Homepage www.losgehts2007.de.

Das Interview führte Uwe Ciesla, Redaktion Selbstorganisierte Lebensgemeinschaften

LOS GEHT'S IN DER KOMMUNE WALTERSHAUSEN

Vom 25. bis 29.05.2007 (Pfingsten), findet das sechste Gruppengründungstreffen in Waltershausen statt. Veranstaltet wird das Treffen von der Kommune Waltershausen, der Villa Locomuna und der Kommune Niederkaufungen, unterstützt von Menschen aus weiteren Kommunen.

Es wird immer deutlicher, dass der Weg, zu dem es angeblich keine Alternative gibt, unweigerlich eine Sackgasse ist. Deshalb suchen überall Menschen nach lebenswerten Alternativen. Da es nicht leicht ist, die Menschen zu finden, mit denen mensch eine Gruppe gründen will, bietet das Treffen mit 200 bis 300 TeilnehmerInnen eine gute Gelegenheit, wichtige Schritte zu machen. Außerdem stellen sich in Waltershausen bestehende Gruppen vor, die neue Mitglieder suchen. Weiterhin gibt es vielfältige Gelegenheiten von den Erfahrungen der bestehenden Gruppen zu lernen. Wir planen zusätzlich einige Diskussionsrunden sowohl mit Leuten, die schon in Kommunen leben, als auch mit anderen Interessierten. Fragen in diesen Diskussionsrunden könnten sein: Welche Auswirkungen haben die zunehmende soziale Entsicherung und wachsende Prekarität auf Kommunen?, Alterungsprozesse in Kommunen - Erfahrungsaustausch und perspektivischer Ausblick, Welchen Sinn macht Vernetzung unter bestehenden Kommunen und Gemeinschaften, welche Chancen und Möglichkeiten liegen darin?

Die Konkretisierung dieser Fragen ist noch Planung und letztlich kommt's natürlich drauf an, wer mit diskutieren will.

Ihr seid alle herzlich eingeladen!

Weitere Infos unter www.losgehts2007.de

Anmelden könnt Ihr Euch bei: Steffen Andreae in der Villa Locomuna Tel.: (05 61) 920 09 49 20 

 

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Copyright © 1999 CONTRASTE Monatszeitung für Selbstorganisation
Stand: 29. November 2008