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Konflikte

Fahrradbüro - Berlin

Kein Ende in Sicht...

Red. Berlin In der letzten CONTRASTE vom Juni haben wir über das Berliner Fahrradbüro und die dort tobenden Konflikte berichtet, weil wir denken, daß es sich uni Kollektiv-typische Probleme (in letzter Konsequenz allerdings) handelt. Viele Leute haben daraufhin kritisch angemerkt, es wäre überhaupt nicht klar geworden, worum es letztendlich geht. In der Tat war der Bericht - von Betroffenen verfaßt - sehr authentisch, subjektiv und zeigte mehr die Wut der Autoren als von der Sache. Nachdem nun auch in der TAZ ein Artikel erschien, der eher verschleierte als aufklärte, nun nochmal in Kurzfassung - wieder von einer Mitarbeiterin des Fahrradbüros - wie alles anfing und wie es im letzten Monat weiterging.

Im Fahrradbüro kracht es seit drei Jahren — leider! Vor drei Jahren sind die Gründer aus der GmbH ausgestiegen und wollten zunächst den Wert der Firma ausgezahlt bekommen (ca. 150.000,- DM). Nach viel Streit haben die dann auf das Geld verzichtet und uns sozusagen den Laden geschenkt. Sie hatten ein Interesse daran, daß das Fahrradbüro in der alten Konzeption weitergeführt wird und die Auszahlung hätte den Laden zum Platzen gebracht.

Aufgrund dieser Erfahrung haben wir dann mit Hilfe von "Stattwerke" die Satzung möglichst kollektivgerecht entworfen und u.a. die Privatisierung des Firmenwertes verhindert.

Jede/r bekommt bei Ausstieg nur die selbst eingebrachte Einlage von DM 1250,- zurück. Wir waren uns einig, daß bei Auflösung der Firma überschüssiges Geld an Verkehrsinitiativen gespendet wird.

Was zur Zeit los ist? Es geht um Macht und Geld!

Die vier Gesellschafter der Firma, 2 m.,2 w., arbeiten seit drei Jahren ohne größere Sympathie zusammen. Größeren Streit gab es im Winter 83/84, als es um eine Neueinstellung ging. Dabei wurde offensichtlich, wie unterschiedlich die Erwartungen der Einzelnen bezüglich der Zusammenarbeit waren. Zähneknirschend akzeptierten Veronika und ich den "Macher"Rolf: Die Zeiten ändern sich.

Im Frühjahr 85 sollten die beiden Nichtgesellschafter Rolf und Conny — beide seit über l Jahr im Fahrradbüro angestellt — satzungsgemäß in die GmbH aufgenommen werden. Dadurch jedoch hatte sich das vermeintliche, Mehrheitsverhältnis in der mittlerweile aus zwei Fraktionen bestehenden Gesellschaftergruppe geändert.

Originalton der "anderen Fraktion" Bernhard und Hans: vor Eintritt von Rolf und Conny müssen Ulrike und Veronika gehen (...) wenn sie nicht freiwillig gehen, werden sie über Psychoterror herausgedrängt.

Da sich Rolf und Conny als Mittel zum Zweck benutzt fühlten und sich auf unsere Seite stellten, sollten die beiden gleich mit gehen (siehe Abmachung). Der Zeitpunkt für diesen Rundumschlag schien günstig.

Ich war hochschwanger und fiel somit erst mal aus. Veronika war bereits durch gezielte Angriffe von Hans ziemlich geschafft. Hätte eine von uns geschmissen, wäre die andere mit 2/3 Mehrheit satzungsgemäß gegangen worden - die beiden Männer hätten sich den Laden unter den Nagel gerissen: "wir können es uns nicht leisten, ais letzte Aufrechte die Fahne des Kollektivs hochzuhalten". (TAZ 27.6.85)

Das Schlichtungsergebnis, erreicht mit Hilfe zweier befreundeter Fahrradläden, wurde kurz von Abschluß von Hans und Bernhard boykottiert.

Es geht jetzt darum: wer geht aus dem Laden. Die Satzung ist dabei aufgrund der formalen Pattsituation wertlos. H. und B. verlangen 50% des Ladenwertes als Ablösesumme, den sie mit DM 110.000 beziffern. Wir haben ihnen die Hälfte angeboten, bei einem Inventurwert von ca. DM 100.000,-.

Eine Lösung ist nicht in Sicht!

Wir fragen uns mittlerweile — ist so ein Konflikt durch eine Satzung zu verhindern? - Ist es überhaupt grundsätzlich zu verhindern, daß ein Kollektiv irgendwann privatisiert wird?

 

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Copyright © 1999 CONTRASTE Monatszeitung für Selbstorganisation
Stand: 26. August 2011