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Kaffee-Geno

Kaffee-Genossenschaft in Gründung

NICARAGUA-Kaffee gibt es zur Zeit an verschiedenen Stellen, von verschiedensten Gruppen, zu unterschiedlichen Preisen. Allen gemeinsam ist: Du nimmst den Kaffee, gibst Dein Geld - die Sache ist erledigt. Wir wollen hier ein Projekt vorstellen, das etwas komplizierter ist, und das für den Kaffeekäufer einen entscheidenden Nachteil hat: er gibt das Geld - und mit dem Trinken muß er erstmal ne Weile warten.

 

Der entscheidende Schritt hierbei ist, einen von den ,Konzernen' unabhängigen Vertriebsweg aufzubauen.

Schon lange versuchte die ÖKOTOPIA GmbH einen direkten Kaffee-Einkauf aus Nicaragua auf die Beine zu stellen. Jetzt ist dies durch den Zusammenschluß mit zwei Läden aus Wessiland geglückt, doch ist das wirtschaftliche Risiko sehr groß: Der Kaffee muß bei Kauf in Nicaragua bezahlt werden. Um die für Berlin nötige Summe zu finanzieren, haben sich verschiedene Kollektive zusammengeschlossen und die BERLINER-KAFFEE-GENOSSENSCHAFT e.V. gegründet. Ein Ziel dieser Genossenschaft ist es, "Abonnenten" für NICARAGUA Kaffee zu finden, d .h. Leute, die bereit sind, den Kaffee-Import vorzufinanzieren. Die Kaffeetrinker erklären sich bereit, 5 kg NICARAGUA-KAFFEE zu kaufen und bezahlen ihn jetzt. Dieser Kaffee wird in Nicaragua zu einem Preis vor 150 cent/lb gekauft, ein Preis, der den Forderungen der Entwicklungsländer entspricht.

Die Genossenschaft gibt den Kaffee zum Selbstkostenpreis an die Verkaufsstellen (die selbst Genossen sind und wo sich die "Abonnenten" den Kaffees dann abholen.

Berliner-Kaffee-Genossenschaft e.G. i.Gr.

Hauptziel: hier politischen Druck zu erzeugen...

Es geht uns jedoch nicht darum, nur alternativen Kaffeehandel zu betreiben, genauso wenig um Konkurrenz zu bestehenden Projekten.

Unser Hauptinteresse ist, durch diese Abo-Kampagne politischen Druck zu erzeugen, die Konzerne, die hier Kaffeehandel betreiben, zu zwingen, sich zu rechtfertigen. Rothfos, der den größten Kaffeemarktanteil in der BRD hat und sich als Ankäufer von sowohl Nicaragua - als auch EI Salvador-Kaffee ein völlig neutrales Image gibt, soll sich rechtfertigen, weshalb er fast die Hälfte der Ernte EI Salvadors aufgekauft und einen Großteil im Hamburger Freihafen auslagert, und damit ein Regime unterstützt, das in den letzten Jahren über 50.000 Menschen umgebracht hat. Der Jacobs-Konzern soll sich rechtfertigen, weshalb er in Guatemala riesige Kaffeeplantagen besitzt und damit ein ähnlich totalitäres und verbrecherisches Regime unterstützt. Wir wollen eine Rechtfertigung, weshalb die 3,60 DM pro Kilo Kaffee, die die BRD an Steuern einsteckt, nicht an die Anbauländer gehen, wir bezahlen ihnen schließlich für den Rohkaffee wenig genug. Und ebenso, weshalb für Rohkaffee 5 % Zoll, für Röstkaffee jedoch bereits 12 % Importzoll zu zahlen sind, was es den Anbauländern unmöglich macht, verarbeiteten Kaffee hierher zu exportieren. Dies sind nur einige wenige Beispiele.

Voraussetzung dafür ist - und damit steht und fällt die Kampagne - daß eine riesige Anzahl von Leuten sich an der Abo-Kampagne beteiligt, viel mehr, als bisher Kaffee aus Nicaragua kaufen. Nur so können wir den nötigen Druck erzeugen, um über eine ,Aufklärung' über Kaffeepolitik hinauszukommen. Eine aggressive Kampagne zu führen, die die Verantwortlichen für diese Ausbeutung durch den Kaffeehandel fortwährend zu einer Reaktion zwingt.

Daß beispielsweise der Deutsche Kaffeeverband sehr schnell reagieren wird, dessen sind wir uns sicher. Während der einwöchigen Kaffeeboykottkampagne gegen Tchibo im Juni 1981 reagierte er, indem er vor den Läden Flugblätter verteilen ließ, die in ihrer Argumentation sehr geschickt waren. Daß beispielsweise ein Boykott letzten Endes nur den kleinen Bauern schade, daß den Anbauländern wichtige Devisen fehlten, würden sie nicht Kaffee abkaufen usw. Die bestehenden Kaffee- bzw. Mittelamerikagruppen machten daraufhin mit ihren Aktionen jedoch nicht weiter, da der Boykott von vornherein auf 1 Woche begrenzt war.

..und durch die Ausschaltung von Zwischenhändlern möglichst viel Geld nach Nicaragua zu schicken.

Neben der Kampagne hier ist selbstverständlich mit unser Hauptziel, ein Projekt in Nicaragua zu unterstützen. Denkbar wäre für uns ein Projekt, das zum Ziel hat, Monokultur-Land für den Export umzustellen auf den Anbau mit Grundnahrungsmitteln, bzw. brachliegendes Land mit Grundnahrungsmitteln zu bebauen. Nicaragua muß immer loch 8-9% seiner Devisen ausgeben für den Import von Grundnahrungsmitteln (Zahlenangabe von MIDINRA). Gerade in der jetzigen Situation, wo die gesamte Wirtschaft auf eine Kriegswirtschaft umgestellt wurde, wo es extrem wichtig ist, so unabhängig wie möglich von Importen zu sein, und wo sämtliche Devisen nicht einmal für die Verteidigung, den Wiederaufbau zerstörter Anlagen und die Schuldenrückzahlungen ausreichen, d.h. für Umstellungsprojekte sicher nichts übrig ist, kann es sehr wichtig sein, Projekte n diesem Bereich zu unterstützen.

Soweit sind wir jedoch noch nicht, uns bereits für ein konkretes Projekt zu entscheiden. Je nachdem, wie sich die Lage weiter eskaliert, können wir uns auch andere Projekte vorstellen, bis hin zu Waffen für Nicaragua. Dies kann jedoch erst nach weiteren Kontakten mit Nicaragua endgültig geklärt werden.

Encafe hat bereits seine Bereitschaft mitgeteilt, Kaffee ab Januar an uns zu verkaufen. Z..Zt. werden 10 % des Kaffeexports in die BRD von Rothfos abgewickelt, 18 % von anderen Konzernen und 2 % von alternativen Händlern. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, daß wir versuchen wollen, im Rahmen der Kampagne ständig über die ökonomische Situation des Landes zu berichten. Im Moment ist es sehr schwierig, Informationen darüber aus der Presse einschließlich taz zu bekommen. Da wir die Möglichkeit, daß das Land eines Tages ökonomisch zusammenbricht, für genauso denkbar halten wie eine Invasion der USA, sollen Informationen darüber wichtiger Bestandteil der Kampagne sein.

Noch kurz zum Schluß: wir sind fast alle Leute aus Kollektiven (Cafe, Kneipe, Taxi's). Auf den Wintertagen werden auch welche von uns sein und damit Ansprechpartner für Euch. Losgehn soll das Ganze im Frühjahr/Sommer 85.

 

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Copyright © 1999 CONTRASTE Monatszeitung für Selbstorganisation
Stand: 21. Mai 2008