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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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Grafische Betriebe

Oktoberdruck

Über einige Probleme in der Zusammenarbeit mit den Grünen

Änderung in Sicht?

"Der Aufbau alternativer Projekte muß nach Kräften vorangetrieben werden. ( ...) Die GRÜNEN werden ihre finanziellen und parlamentarischen Möglichkeiten ausschöpfen, diesen alternativen Sektor zu stützen und seine Überlebenschance gegenüber der kapitalistischen Gesellschaft zu verbessern." Dieses Zitat aus der von der Bundesdelegiertenkonferenz der GRÜNEN beschlossenen programmatischen Erklärung "Sinnvoll arbeiten - solidarisch leben" wollen wir dem Artikel voranstellen, der einige Probleme unseres Druckerkollektivs in der Zusammenarbeit - oder besser Nichtzusammenarbeit - mit dem grünen Landesverband NRW aufzeigen soll.

Wir werden das oben genannte Programm noch öfter bemühen müssen, um die Widersprüchlichkeit von programmatischem Anspruch und alltäglichem Handeln aufzuzeigen.

Anfang 1983 haben wir unseren Betrieb von Neuss-Land nach Düsseldorf verlegt und produzieren heute (eine Frau, drei Männer) in den Formatbereichen A4 bis 50 X 70 cm. Mit dem Umzug verbunden war ein erheblicher Anstieg aller Festkosten, so daß wir eigentlich nur bei einer kontinuierlichen Auslastung unserer Produktionskapazitäten einigermaßen über die Runden kommen. Diese ist aber nur periodenmäßig gegeben, sie folgt mehr kurvenartig dem Verlauf 'politischer Konjunkturen'.

ROGRAMM UND PRAXIS

Da wir mittlerweile für einen großen Teil der linken und fortschrittlichen Initiativen und Verbände in Düsseldorf und Umgebung drucken, war für uns insbesondere das nur sporadisch zustande kommende Zusammenarbeiten mit dem LV der GRÜNEN auffallend, wofür uns allerdings die Gründe unklar blieben. Fest stand nur: Es gibt ein doch ganz erhebliches Volumen an Druckaufträgen, nur landen diese nicht dezentral bei den verschiedenen Alternativ-Druckereien NRW's (fast alle dieser uns bekannten Druckereien klagen über ähnliche Probleme mit dem Landesverband), sondern sie landen bei einem Schnelldruck in Düsseldorf (der mittlerweile ihrem Stammkunden auch 25% Preisrabatt gewährt).

Im bereits oben zitierten Programm der GRÜNEN heißt es: "So gering der gesamtwirtschaftliche Beitrag selbstorganisierter Projekte heute noch sein mag, so groß ist ihre Bedeutung als Feld wichtiger sozialer und politischer Experimente. ( ...) Wir be- trachten es deshalb mit Sorge, daß heute - gerade in der Krise - alternative Kleinbetriebe (...) nur begrenzte Existenz- und Entwicklungsmöglichkeiten haben. (...) In der Krise verschärft sich der Auslese-Prozeß unter den konkurrierenden Alternativ-Projekten selbst als auch gegenüber den gewinnorientierten Kleinunternehmen".

Unsere Unzufriedenheit über die vom grünen Landesverband gehandhabte Praxis bei der Vergabe seiner Druckaufträge im Widerspruch zu doch zentralen Aussagen des Programms der GRÜNEN hat uns dann im Februar dieses Jahres dazu bewegt, uns in einem Brief an die Landesgeschäftsstelle zu wenden, in dem wir auch unsere Kritikpunkte darlegten.

Ergebnis dieses Briefes war ein kurzes Gespräch mit einem Mitglied der Geschäftsstelle und die Zuteilung eines Druckauftrages für die Materialien zur Landesdelegiertenkonferenz.

Damals wurden uns im wesentlichen drei Gründe für die häufige Vergabe der Druckaufträge an Schnelldruckereien genannt: Unkenntnis über die Existenz der verschiedenen Alternativbetriebe durch wechselnde Besetzung der Geschäftsstelle, teilweise Gedankenlosigkeit und auch Bequemlichkeit. Beim Stamm-Schnelldruck könne man auch schon mal Chaos anrichten, so etwa nach Indruck-Gabe noch Umstellungen und Änderungen vornehmen, was dann allerdings auch seinen Preis hat. So wurden die kompletten Materialien einer der letzten Landesdelegiertenkonferenzen beim Schnelldruck gedruckt. Wir hatten die Gelegenheit, nachträglich einmal den Druckpreis nach unserer Preisliste zu kalkulieren und lagen da bei ca. 50 Prozent der von den GRÜNEN bezahlten Druckkosten.

Nach dem so einmal aufgenommenen Gespräch wurde es dann wieder für Monate still um den grünen Landesverband. Es gab nur noch mal zwei oder drei Anfragen über extrem kurzfristig zu erledigende Drucksachen. Das lief dann jeweils etwa so ab: Freitags nachmittags ein Anruf, ob wir bis Montag vormittag eine kleine Broschüre fertigen könnten. Da wir nicht vorhatten, nur den Lückenbüßer abzugeben, zumal das ja für zwei von uns Wochenendarbeit bedeutet hätte, waren wir zu solchen Sprüngen nicht bereit. So gab es dann noch einige Reibungspunkte. Wir hatten z.B. telefonisch einen Druck- und Fertigstellungstermin für 3000 A 4 Flugblätter mit einer Erklärung der GRÜNEN zur 35-Stunden-Woche zugesagt. (Zu diesem Zeitpunkt war der Druckerstreik bereits praktisch zu Ende, die Erklärung kam also ziemlich spät). Mit der Druckvorlage wurde uns dann ein Vertrag zur Unterschrift vorgelegt, der eine Konventionalstrafe in Höhe von 1000 DM vorsah, für den Fall der Nichteinhaltung des Fertigstellungstermins. Solche Umgangsformen sind wir allerdings von keinem anderen unserer Kunden gewohnt. Da sich also nichts Grundlegendes verändert hatte, haben wir uns in den letzten Wochen nochmals um Gespräche mit der Landesgeschäftsstelle bzw. dem Landesverband bemüht. Ein erstes Gespräch verlief praktisch ergebnislos, da wir offensichtlich an einen nicht zuständigen Mitarbeiter der Landesgeschäftsstelle geraten waren. (Weshalb wir auch auf dessen z.T. haarsträubenden Erklärungen hier nicht mehr eingehen wollen).

ÄNDERUNG IN SICHT ?

Ein weiteres Gespräch, das auch auf Initiative von Mitgliedern des Düsseldorfer Kreisverbandes und des NETZWERKS zustande kam, läßt immerhin eine Änderung versprechen.

Mit einem Mitglied des Landesvorstandes wurde im Groben folgendes abgesprochen:

Alle etwas längerfristig planbaren Druckaufträge sollen gleichmäßig dezentral auf die verschiedenen Alternativdruckereien NRWs verteilt werden. Hier besteht das Problem, daß in der Landesgeschäftsstelle der GRÜNEN zumindest keine vollständige Liste dieser Druckereien existiert, zum anderen es das auch schon einmal im Wandelsblatt angesprochene Phänomen gibt, daß 'gewinnorientierte' Druckereien inzwischen zu `Alternativ'betrieben avanciert sind, weil bei ihnen ein nicht unerheblicher Teil grüner und 'Szene'druckaufträge landet.
Auch bei äußerst kurzfristigen Druckaufträgen, die etwa die Hälfte des zu vergebenden Druckvolumens ausmachen sollen, wird in Zukunft zunächst mal bei den Alternativbetrieben zumindest in der näheren Umgebung angefragt. Für uns wie wahrscheinlich auch für andere taucht hier dann allerdings das Problem auf, so kurzfristig nicht immer freie Produktionskapazitäten zu haben, so daß solche Druckaufträge nur abzuleisten wären durch zusätzliche Sonderschichten oder aber eben durch Verschiebung anderer Aufträge nach hinten, wozu wir allerdings im letzteren Fall nicht bereit wären.

NOTWENDIGE MASSNAHMEN

Als zunächst wichtigste Maßnahme wäre die Erstellung einer vollständigen Liste der Alternativdruckereien notwendig. Diese Liste sollte auch eine kurze Auflistung der Fertigungsmöglichkeiten beinhalten wie Druckformate, Vierfarbdruck, Weiterverarbeitung etc. Die Erstellung einer solchen Liste haben wir übernommen. Schickt also eure Auflistungen an untenstehende Adresse.

Zum anderen schlagen wir - am besten über das Netzwerk zu organisieren - ein Treffen der Druckbetriebe vor, wo wir abklären könnten, ob und wenn wie Möglichkeiten auch einer schnellen Kooperation geschaffen werden könnten.

Winnie für das Druckerkollektiv TIAMATDRUCK, Luisenstraße 69, 4000 Düsseldorf 1 Tel: 02 11/37 94 00

 

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Copyright © 1999 CONTRASTE Monatszeitung für Selbstorganisation
Stand: 24. Juli 2008