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Ex-Steffi

KARLSRUHE: ZWANGSRÄUMUNG DROHT

Ex-Steffi vor dem Aus?

Seit dem 1. Februar ist die Ex-Steffi in Karlsruhe wieder besetzt. Die Ex-Steffi ist ein soziokulturelles Zentrum, mit angegliedertem Wohnbereich. 1997, als Ersatzobjekt für die 1990 besetzte "Steffi" entstanden, blickt das Haus auf eine mittlerweile 16-jährige Geschichte zurück.

Von Jan Schenck - In dieser Zeit ist viel entstanden. Nicht nur, dass die Ex-Steffi eines der letzten selbstverwalteten Zentren in Baden-Württemberg ist - sie ist auch in den letzten 16 Jahren zu einem wichtigem Bestandteil der Karlsruher alternativen Szene geworden.

In den öffentlichen Räumen des Hauses finden Konzerte, Partys, Infoveranstaltungen zu aktuellen linkspolitischen Themen oder Film- und Diavorträge statt. Ausserdem gibt es seit nun fast 16 Jahren einmal die Woche Vokü (Essen zum Selbstkostenpreis). Zusätzlich bietet das Zentrum Raum für Gruppentreffen, den Infoladen, verschiedene Sportgruppen und Werkstätten.

Neben dem öffentlichen Bereich bietet das Haus Wohnraum für 25 Menschen, die dort versuchen, ihre Utopien zu leben. Eingegliedert ist die Ex-Steffi in ein wunderschönes altes Bahnbetriebgelände, dem "Areal Hbf-Süd", wo sich ausserdem auch die Ateliers von über 30 Karlsruher KünstlerInnen befinden. Doch dieses Gelände hinterm Hauptbahnhof wird der Ex-Steffi nun zum Verhängnis: Auf dem sogenannten "Filet-Stück" plant die Stadt Karlsruhe einen "Timepark", bestehend aus Büro und Gewerbeflächen. Aber die Realisierung gestaltet sich schwierig, denn es findet sich bereits seit 15 Jahren kein Investor.

Vor fast zweieinhalb Jahren endete der mit der Stadt Karlsruhe abgeschlossen Mietvertrag. Obwohl es noch keinen vollzugsreifen Bebauungsplan gibt, will die Stadt die Häuser nun "vorsorglich abreissen" lassen, damit sich leichter ein Investor findet. Nachdem die Räumungsklage eingereicht war, wurde vor Gericht ein Vergleich ausgehandelt, welcher der Ex-Steffi eine weitere Frist bis zum 1. Februar 2006 zubilligte. Diese ist nun ausgelaufen und die Stadt will das Haus räumen lassen.

Anfang Februar gab es zwar noch zwei Verhandlungsrunden, doch dienten diese augenscheinlich nur dazu, die "Ex-Steffi-Aktionstage", die zu dieser Zeit liefen, ruhig zu halten. Die BewohnerInnen der Ex-Steffi machten dabei einen grossen Schritt auf die Stadt zu, indem sie zusagten, das Haus zu verlassen, wenn es ein vergleichbares Ersatzobjekt gäbe. Die Stadt schien sich darauf auch einzulassen und zeigt sich scheinbar beeindruckt von den Ergebnissen der Ersatzobjektsuche.

Am 17. Februar brach die Stadt aber alle Verhandlungen ab. Der Sozialbürgermeister Harald Denecken erschien mit einer vorgefertigten Pressemitteilung zum Gespräch, aus der er dann auch die Begründung für den Abbruch der Verhandlungen zitierte. Als Begründung für den Unwillen der Stadt, ein funktionierendes soziokulturelles Zentrum durch ein Ersatzgrundstück zu erhalten, musste ein scheinbar nicht zu verändernder Bebauungsplan herhalten. Das favorisierte Ersatzobjekt der BewohnerInnen liegt in einem Gewerbegebiet, und die Stadt sieht sich nicht in der Lage dort eine kulturelle Nutzung zu ermöglichen.

Von Seiten der BewohnerInnen gab es in den letzten Jahre viele Vorschläge, wie eine Eskalation des Konflikts hätte vermieden werden können, aber die Stadt scheint nicht gewillt zu sein, gemeinsam eine Lösung zu finden. Die BewohnerInnen werden nun also weiter in der Angst leben müssen, nachts von der Polizei aus dem Schlaf gerissen zu werden. Zwar gibt es eine Aussage vom Sozialbürgermeister, dass bis Ende März nicht geräumt wird, aber angesichts des Scheiterns der Verhandlungen ist ungewiss, in wie weit dem noch Glauben zu schenken ist. Doch die BewohnerInnen versuchen weiter an der Realisierung eines möglichen Ersatzobjektes zu arbeiten, um eines des letzten selbstverwalteten, soziokulturellen Zentren in Baden-Württemberg zu erhalten - denn nicht nur Karlsruhe wäre ohne die Ex-Steffi um einiges ärmer.

Aktuelle Infos auf www.exsteffi.de 

 

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Stand: 07. August 2008