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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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Europa

27.5.-1.6.85 in Brüssel:

ALTERNATIVÖKONOMIE eurokratisch aufgehängt

(Red. Bremen) Die Leute, die den Kontakt zum festen Boden der Projektrealitäten schätzen und kennen, fühlten sich etwas an den Haaren in die Höhe gezogen — immerhin ging es nicht um Schlingen um den Hals.

Also — was fand statt?

1. Semaine sociale (soziale Woche), Internationales Colloquium des Soziologischen Instituts der freien Universität Brüssel in Zusammenhang mit CECOP. Thema: "Die cooperativen Projekte". Die Aufmachung des Programms deutete bereits an, wie diese Tagung tatsächlich verlief: je Tag ein ziemlich allgemeines Motto als Überschrift und dann viele Referentennamen aus den oberen Etagen von Genossenschaftsverbänden und sonstigen Dachorganisationen, aus Universität und Forschung, aus EG-Organisationen. Es wurde wirklich fast ausschließlich referiert, von einem neunköpfigen Podium aus, vor einem großen Saal mit durchschnittlich etwa dreißig Zuhörern, man diskutierte dann in lockeren Grüppchen in den Kaffeepausen... Es wurden bekannte Aspekte der Debatte über kooperative Strukturen in die politische und verbandliche Führungsebene eingebracht bzw. gegenseitig bestätigt, allerdings vor allem aus dem Blickwinkel der "großen" Genossenschaftsbetriebe Frankreichs, Italiens, Großbritanniens und aus dem der Beschäftigungspolitik.

2. Internationale Ausstellung und Messe genossenschaftlicher und selbstverwalteter Projekte Europas sowie von deren Verbänden — durchgeführt vom CECOP.

Und dieser Teil sowie die Arbeit des CECOP insgesamt war wesentlich interessanter, wird vor allem in Zukunft wichtig werden. Deshalb hier erst mal ein paar Informationen zum CECOP:

Das Comite des Coopératives Ouvriéres de Production, also der Dachverband der europäischen Produktivgenossenschaftsverbände, versteht sich einerseits "als Eröffner" schnellen und leichten Zugangs zu den Entscheidungsorganen der EG, speziell für kleine und mittlere Betriebe mit genossenschaftlicher Struktur. Andererseits will CECOP zur Verfügung stehen, um ein Informationsnetz für die Interessen dieser Betriebe aufzubauen. Deshalb arbeitet CECOP zusammen mit ELISE und baut so eine entsprechende Datenbank auf, die in einem guten Jahr funktionieren soll. "Wir werden in der Lage sein, Euch mitzuteilen, wer/wo/was unter welchen Bedingungen verkauft, wer wo was braucht usw." (Zitat aus CECOP-INFO, Nr. 1, April/Mai 1985). Wer sich beteiligen will, soll Angebote oder Nachfragen ab sofort an CECOP richten. Darüber hinaus wird ein Netz zum Bereich neuer Technologien gesponnen, durch die Vereinigung COOP-NET. Ebenso wie Handelsbeziehungen und Technologietransfer sollen Erfahrungsaustausch, gegenseitige Weiterbildung, Austausch von Mitarbeitern entwickelt werden.

Allererste Ansätze dazu wurden in der Brüssel-Woche sichtbar: Unter denjenigen, die Stände aufgebaut und sich an der Ausstellung beteiligt hatten, waren einige Betriebe und Vernetzungsorganisationen mit direkter Basisanbindung — aus der Bundesrepublik Deutschland: AN-Maschinenbau und Umweltschutzanlagen GmbH, Netzwerke (repräsentiert durch Netzwerk Bremen) und Stattwerke Berlin.

Das zentrale Brüsseler CECOP-Treffen war aus unserer Sicht zu früh gestartet, zu hoch aufgehängt. Aber die Perspektiven, die sich abzeichnen, scheinen vielversprechend: Der Aufbau solider Informationsmöglichkeiten sowie sinnvoller konkreter Kontakte, eher branchenspezifisch bzw. bezogen auf einzelne Bedürfnisse, könnte wirklich funktionieren.

Dazu sollte CECOP künftig eher auf zentrale Treffen verzichten und anfangen mit sofort möglichen nützlichen Aktionen. Z.B. besteht Interesse an Arbeitsaustausch — z.B. für Fahrradladenleute im Winter — und Qualifikationsaustausch in einzelnen Branchen usw.). Z.B. könnte CECOP die Förderungen dokumentieren, die von der EG-Ebene an einzelne Projekte bewilligt — oder nicht bewilligt — wurden, damit die Vergabepolitik in Brüssel transparent wird (das ist ein Vorhaben, das CECOP tatsächlich schon angeht).

Und was in Brüssel noch erfreute: Wir lernten hier die wirklich begeisternde Pantomimengruppe Magma aus Berlin kennen, die mit Farbe, Licht im Dunkel und Raum wie sonst niemand umzugehen weiß...

Gertrud Janzer-Berzbach

 

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Stand: 18. August 2011