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Monatszeitung für Selbstorganisation

 

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Diskussion

Ökobank – Diskussions-Forum

Die Macht der Ökobank und ihre Ohnmacht

Was nun, Macht oder Ohnmacht?

Beides! Ich bin selbst "Banker" und Mitglied bei der Ökobank, aber gerade deshalb möchte ich diese beiden Punkte zur Sprache bringen.

Die bestehenden Banken können, gerade bei knapper Kasse ihres Kunden, Macht ausüben. Die Bilanz wird analysiert und schnell heißt es, zu wenig Umsatz, zu hohe Personalkosten, schlechtes Management. Die Ökobank tut so etwas nicht? So lange es ihr und ihren Kunden gut geht wahrscheinlich nicht! Aber ich sehe auch wie schnell es heißen wird: "Die paar Mark von "Individuum" und "Alternativbetrieb" kann die Ökobank doch wegstecken. Dann werden Zinsen und Spesen plötzlich nicht bezahlt.

Pleiten stehen an, die Bank wird übers Ohr gehauen. Die bestehenden Banken singen dieses Lied zur Zeit. Da werden die Abschreibungen schon wichtiger genommen als der Rohertrag. Die Ökobank wird es nicht leichter haben als andere, im Gegenteil. DM 6 Mio Eigenkapital sind ein Witz, wenn Kosten und Pleiten anrollen.

Nun, wenn's so geschieht, muß man halt sparen, oder? Wie macht eine Ökobank das? Gehälter kürzen, unbezahlte Überstunden, einen größeren Computer, Einlagenzinsen senken, Kreditzinsen erhöhen, Gebühren erhöhen? Was sagt die Scene dazu? Und was sagen wir erst, wenn die Ökobank bei Pleiten "Sicherheiten verwertet". Auf gut Deutsch: gegebene Bürgschaften einfordert, den Gerichtsvollzieher schickt, das Haus versteigert, die Maschinen pfändet. Oder wenn sie kein "frisches" Geld geben will, die böse Bank.

Ist die Bank "böse", geht so mancher Betrieb pleite bzw. wird es teilweise bös knirschen und die Scene kocht. Ist sie „lieb", geht sie fürchterlich schnell selbst auf den Abgrund zu. Ich bin wohl ein Schwarzmaler. Nichts von Solidaritätsaktionen und den viel selteneren Pleiten von Alternativbetrieben. Ich bin auch ein altes Sparbrot, für den Flugblätter schon "unökologisch" sind. Aber ich finde es wichtig über diese Dinge, die unter den Ökobankern sicher besprochen wurden auch in der allgemeinen öffentlichen Diskussion zu besprechen. Ich hoffe jedenfalls sehr, daß die Leitung der Ökobank einmal aus sparsamen, vorsichtigen und dickfelligen Typen besteht. Ich schlage vor, daß Gewinne, und das Wort benutze ich bewußt, erwirtschaftet werden, die als Rücklagen für die harten Belastungen zur Verfügung stehen, die mit Sicherheit kommen werden.

Für mich mißt sich die Ökobank nicht an ihren Zinssätzen, sondern an den aufgezeigten Verhaltensweisen. Dieser Artikel soll ein konstruktiver Beitrag, ein Anstoß dazu sein.

Rolf Novy-Huy, Rheinstr. 11, 6208 Bad Schwalbach

Tel: 06124/12802 (am besten zwischen 17.30 und 19.30 h)

KLARE SICHT

Lieber Gerd Nowakowski, Dein Albtraum, die Ökobank könnte, wenn wir sie endlich haben werden, eine zentralistische Managerstruktur bekommen, wie die BfG oder eine "ordinäre Genossenschaftsbank", ist einer, den man ernstnehmen muß. Aber: zwar haben wir die Satzung des Vereins "Freunde und Förderer der Ökobank" erst auf Anregung der Stattwerke-Fraktion regionalisiert, für die Bank selbst jedoch hatten wir uns schon vorher ohne diese Anregung Strukturen dezentraler Kontrolle und Willensbildung überlegt. (Erste Überlegungen dazu sind in der weißen Broschüre vom August 1984 veröffentlicht.) Das ist Dir aber auch bekannt. Seit September 84 haben wir – vom Vorstand – in dieser Richtung nichts mehr veröffentlicht. Zunächst haben wir die Regionalisierung des Vereins diskutiert und Geld für die Bank gesammelt. Die Regionalisierung des Vereins haben wir diskutiert, weil wir den Verein zunächst mal ernst nehmen.

Der Verein ist der Ort, in dem die Struktur der Bank und ihre Geschäftspolitik vor ihrer Errichtung diskutiert und festgelegt wird. Jetzt haben wir einen Verein, in dem der alte Wasserkopfvorstand laut Satzung entmachtet ist. Außerdem haben wir mit der einen Seite im Wandelsblatt – oder wie es in Zukunft auch immer heißen mag – ein regelmäßiges Diskussionsmedium für jedes Vereinsmitglied zur Verfügung gestellt.

Bisher hat noch kein zukünftiger Landesverband und kein einzelnes Mitglied unsere Vorstellungen der dezentralen Kontrollmöglichkeiten der Bank aus dem August 1984 kritisiert.

Wenn die Veröffentlichung Deines Albtraums in der Januarausgabe des Wandersblattes keine Äußerungen zur Frage der Willensbildung der Bank provozieren kann, wird wohl wieder der Vorstand in der Märznummer seine Vorstellungen zur Diskussion stellen müssen.

Bis dahin sollten wir noch etwas Geduld mit unserem Verein und seinem Vorstand haben.

Helmut Richter

GRÜNDUNG eines Landesverbands in Rheinland-Pfalz?

Mitten im kalten Winter, mitten im Hunsrück und in der Mitte des Tages trafen sich, trotz vereister Straßen, immerhin 23 Ökobankaktivisten. Sie kamen aus so berühmten Orten wie Kaltenbronn, Rinsenberg und Konz. Aber auch Vertreter aus Simmern, Birkenfeld und Trier waren mit von der Partie. Letztlich war sogar die Landeshauptstadt würdig vertreten. Die Drohntaler hatten eingeladen , um mit den Befürwortern der Ökobank in diesem Bundesland zu überlegen, ob die Zeit reif ist, einen Landesverband zu etablieren.

Nach eingänglich allgemeinen Fragen und deren Beantwortung kamen wir sehr schnell dahin, daß einer Gründung eigentlich nichts mehr im Wege steht. Der Vorschlag, eine möglichst einfache Satzung zu formulieren mit dem eindeutigen Vereinsziel: Unterstützung der Ökobankgründung durch Mitgliederwerbung und Treugelder sammeln, wurde von den Anwesenden bejaht. Ein Satzungsentwurf, der vorlag, soll etwas überarbeitet und ergänzt werden. Das Vorhaben, den Verein der Freunde und Förderer der Ökobank, Landesverband Rheinland-Pfalz, noch am gleichen Tag zu gründen, wurde gedämpft durch den Einwand, daß sich vielleicht doch Menschen übergangen fühlen, da die Einladungsfrist relativ kurz war. Außerdem sind einige Fragen mit dem Bundesvorstand abzuklären.

Die Gründungsversammlung ist nun vorgesehen für Ende Februar oder Anfang März im Tagungshaus Hunsrück – Ohlweiler Mühle – bei Simmern. Der genaue Termin wird noch bekanntgegeben.

Von den Dhrontalern wird noch die überarbeitete Satzung, das Protokoll der Sitzung am 13.01.85 und eine Einladung zur Gründungsversammlung rechtzeitig verschickt. Interessierte, die noch nicht Mitglied und/oder Genosse sind, dadurch auch nicht erfaßt, können sich direkt an die Lebensgemeinschaft im Dhrontal wenden und erhalten die gewünschten Unterlagen zugesandt. Anschrift: Dörrwiese 4, 5552 Morbach-Merscheid, Tel. 06533/ 35 34 Gerhard

Bisherige Kontaktadressen für Rheinland-Pfalz:

Buchhandlung im Gegenlicht, Am Pferdemarkt 11, 5500 Trier, Tel. 0651/76580

LID – Gerhard, Dörrwiese 4, 5552 Morbach-Merscheid, Tel. 06533/3534

Paul + Ulla Steinebach, Fustenburgstr. 7, 6540 Simmern, Tel. 06761/3986

Lothar Simmsheuser, Römerstr.12, 5489 Barweiler, Tel. 02691/7318

Michael Erz, Moselweinstr. 17, 5551 Wintrich, Tel. 05634/634

Liebe Initiatoren der Ökobank!

Mit großem Interesse habe ich die Pläne zur Gründung einer Ökobank gelesen – ein überaus begrüßenswertes und dringend notwendiges Projekt. Bevor ich mich am Startkapital beteilige, möchte ich jedoch zwei grundsätzliche Bedenken zur Konzeption äußern, die vermutlich nicht neu sind, aber doch noch einmal überdacht werden sollten:

1. Wenn die Ökobank in der Zinsfrage nicht eigene Wege geht, nimmt sie sich selbst den Spielraum, positiv wirksam zu werden, und beteiligt sich überdies am nächsten Wirtschaftskollaps. Daß die Verzinsung von Kapital und Boden nicht nur die umwelt- und lebenszerstörende Hektik des Wirtschaftslebens verursacht, sondern auch immer wieder zu Zusammenbrüchen führen muß, die einen kleinen Teil der Menschen be- und den Großteil entreichern, läßt sich an folgender Rechnung unschwer nachvollziehen: Ein Pfennig im Jahre 1 zu 4 % Zins und Zinseszins angelegt, erbrächte im Jahr 2000 den Betrag von DM 1166 (32 Nullen). Die ganze Erde als Goldklumpen vorgestellt und zum Banksatz von DM 2784 pro Kilo bewertet, ergäbe lediglich den Wert von DM 167 (23 Nullen). Da der Wert von 7 Mrd. erdgroßen Goldklumpen nicht realisierbar ist, kann man sich ausmalen, in welch kurzen Abständen dieses völlig absurde Zinssystem zusammenbrechen muß, zumal es nicht nur auf einen einzelnen Pfennig, sondern auf Millionen- und Milliardenbeträge angewendet wird.

Wenn die Ökobank etwas anderes sein will als ein beliebig austauschbares Glied in unserer verhängnisvollen Geldordnung, darf sie nicht die üblichen Haben-Zinsen zahlen, sondern muß deutlich darunter bleiben und ihren Kunden überlassen, auf den Zins ganz zu verzichten oder ihn innerhalb einer niedrigen Spanne selbst festzulegen, der dann mit geringem Aufschlag an zu fördernde Kreditnehmer weitergegeben wird. Das übliche Haben-Zins-Niveau liegt bereits erheblich über dem, was alternative Betriebe an Schuldzinsen erwirtschaften können. Anleger bekommt die Ökobank trotzdem, und zwar umso mehr, je deutlicher sie macht, mit dieser Zinsregelung einen lebensnotwendigen Schritt in Richtung einer neuen Geld- und Bodenordnung zu tun. Solange Sie zu dieser zentralen Frage widersprüchliche Äußerungen machen – braunes Faltblatt: üblicher Zins auf Bankeinlagen grünes Heft: Erwartung, "daß eine Reihe von Sparern auf ihre eigene Zinsen ganz oder teilweise verzichten wird " –, verfehlen Sie den Kern und Angelpunkt des Projekts und unterschätzen die Bereitschaft wichtiger Teile der Bevölkerung, den Teufelskreis von Zins, Habgier, Steuerhinterziehung, Überproduktion, Konsumzwang, Umweltzerstörung, Zusammenbruch und Verarmung zu durchbrechen und einen zukunftsweisenden Schritt zu tun, wenn man nur dazu Gelegenheit gäbe.

Roland Geitmann

Lieber Roland Geitmann,

vielen Dank für Ihr Schreiben und der in Aussicht gestellten Unterstützung.

In wesentlichen Punkten stimme ich Ihrer Argumentation zu. Einschränkungen müssen meiner Ansicht nach nur da gemacht werden, wo Sie die "Bewegung" progressiver einschätzen als sie ist.

Die Ökobank wird sicher eine Alternative in der Bankenlandschaft darstellen. Dazu gehört auch, die Zinsfrage zu politisieren. Nur bedenken Sie bitte, daß schon sehr viele Projekte (einschließlich Parteigründungen) an ihrem progressivsten Ende gestartet sind und dann immer mehr Anpassungen zugeben mußten.

Wir werden es diesmal anders herum machen. Der Beginn setzt bei einem Konzept an, das gesellschaftlich verallgemeinerbar ist, um dann Schritt für Schritt, das antizipatorische Bewußtsein in eine transformative Praxis einzuleiten.

In bezug auf Geld bestehen ja ähnlich große Verdrängungsleistungen wie bei der Sexualität (von der ja der Geld-Warenverkehr abgeleitet sein soll). Es geht also um behutsame Vorgehensweise, um das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten.

Konkret heißt das, daß wir unverzinste Anlageformen Anlageformen propagieren, aber auch marktübliche anbieten – wenn es nun gar nicht anders geht, zumindest vorerst!

Herzliche Grüße

Lothar Witte

"ENGAGEMENT...."

Ihr schreibt in Eurer Broschüre im Kapitel über die Organisationsform: "Die Mitglieder der Ökobank-Genossenschaft gehören zu dem politisch aufgeklärten Teil der Bevölkerung und besitzen ein starkes gesellschaftliches Interesse und Engagement." Dieser Satz ist sachlich falsch, denn da ich Mitglied der Genossenschaft sein werde und weder ein gesellschaftliches Interesse (und nun schon gar kein starkes) noch ein Engagement "besitze", kann dieser Satz, wenn dem so ist, nur für den Großteil der Genossen, und, da ich hoffe, Frauen seien eingeladen, sich zu beteiligen, Genossinnen gelten. Über eine Wesenheit zu schreiben, die es noch nicht einmal gibt, birgt ja immer die Gefahr in sich, daß man seine eigenen Wünsche und Vorstellungen auf die noch zu schaffende Realität projeziert.

Georg Patzer

 

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Stand: 26. Dezember 2009